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Monuments Men

Monuments Men

Titel: Monuments Men Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Edsel
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Begeisterung. In den vergangenen zwanzig Minuten hatten sie mehr erfahren als in den vergangenen zwanzig Wochen. Und jetzt hatten sie einen Auftrag, einen anspruchsvollen Auftrag: Sie mussten Hitlers geheimen Hort finden wo er die Meisterwerke versteckt hatte.
    Der deutsche Kunstwissenschaftler lächelte und streckte den Besuchern seine Hand entgegen. Wenn er enttäuscht darüber war, dass sie ihm kein sicheres Geleit versprochen hatten, dann zeigte er es nicht. »Es war mir ein Vergnügen, meine Herren«, sagte er freundlich. »Danke, dass Sie gekommen sind.«
    »Wir danken Ihnen, Dr. Bunjes. Sie waren eine große Hilfe für uns.« Posey und Kirstein hatten keine Ahnung, dass sie an diesem Nachmittag mit Görings bestechlichem Kunstschutzbeauftragten gesprochen hatten, der bei den Raubaktionen am Jeu de Paume eine bedeutende Rolle gespielt hatte.

33

ENTTÄUSCHUNG
    Nordwesteuropäischer Kriegsschauplatz
30./31. März 1945
    Schütze Richard Courtney war frustriert. Wie die meisten seiner Kameraden in der 1. US-Armee hegte er diese Unzufriedenheit seit den Bodenkämpfen in der Normandie. Er hatte den Feuersturm der Deutschen am Strand überlebt und er hatte den Westwall überstanden. Er hatte im September bei der Einnahme Aachens mitgekämpft und dann abermals bei der Rückeroberung der Stadt nach dem Scheitern der deutschen Ardennenoffensive. Jetzt durchsuchte er ein Landhaus – was das Militär als »Clearing« bezeichnete – auf der anderen Seite des Rheins, in der Nähe der Kleinstadt Breidenbach, und auch nach neun Monaten im Kriegseinsatz wollte er seinen Augen nicht trauen. Das Haus, so hatten ihm die Soldaten erklärt, gehöre einem Naziführer, und als sie nun von einem Raum in den anderen kamen, staunten sie über diese außergewöhnlich reichhaltige Sammlung von Gemälden Kristallgläsern, Silberzeug und Skulpturen. Das Sammeln von Kunst war sehr beliebt in den höheren Rängen der NSDAP, zweifellos auch aus dem Bestreben der Parteifunktionäre heraus, sich beim Führer und beim Reichsmarschall einzuschmeicheln. Der Parteiführer, in dessen Haus sie sich hier befanden, hatte Kunstobjekte aus allen Teilen Europas »gesammelt«.
    Aber Courtney wurde erst richtig wütend, als er in den Keller kam, der vom Boden bis zur Decke mit Hilfspaketen des Roten Kreuzes vollgestopft war, die für amerikanische Kriegsgefangene bestimmt gewesen waren. Warum lagen diese Pakete hier? Was wollte ein hoher Parteifunktionär mit Schiffszwieback und Wundpflaster? Je länger er diese Pakete betrachtete, umso zorniger wurde Courtney. Schließlich griff er nach einer Brechstange und begann damit, Kartons, Spiegel, Porzellan, Kunstobjekte und Kronleuchter zu zertrümmern. Er war so in Rage, dass er sogar Lichtschalter von der Wand abschlug. Niemand fiel ihm in den Arm.
    »Was sollte denn das?«, fragte ein anderer Soldat, als das Schlagen aufgehört hatte.
    Schütze Courtney warf die Brechstange weg und betrachtete die Zerstörung, die er angerichtet hatte. »Das war für unsere Jungs in den Lagern«, sagte er.
    Unterdessen beschäftigte sich Schütze Harry Ettlinger in einem »Ersatzdepot« im belgischen Lüttich mit Würfelspielen. Er hatte sich seit einem Monat dagegen gesträubt, aber es gab nichts anderes zu tun. In der ersten Woche gewann er 1500 Dollar, nachdem er seinen Monatssold von 60 Dollar eingesetzt hatte. Am nächsten Tag verlor er alles wieder. Er ging nach draußen und schaute hinauf in den nächtlichen Himmel. Alles schien unendlich weit weg. Zwei Monate lang hatte sich nichts getan. Er wollte nicht unbedingt an die Front, aber das Leben mit den Kameraden, die sich schon lange im »Ersatzdepot« aufhielten, deprimierte ihn. Ein Soldat hatte sich Parfüm gekauft, als er in Paris stationiert gewesen war, und verkaufte es jetzt zu überhöhten Preisen. Der Parfümgeruch verbreitete sich im gesamten Lager, aber der Mann dachte nur daran, nach Paris zu fahren und sich Nachschub zu besorgen. Ein solcher Soldat wollte Harry Ettlinger nicht sein. Ihm war bewusst, dass er hier seinen Beitrag zu leisten hatte, aber er hatte noch keine Ahnung, warum er an seinem 19. Geburtstag von diesem Lastwagen hatte absteigen müssen. Niemand hatte ihm irgendetwas gesagt.
    In Paris wurde James Rorimer mitgeteilt, dass er als Monuments Man zur 7. US-Armee versetzt werden sollte, in der es bislang keinen Kulturgüterschutzoffizier gegeben hatte. Das von ihr in Deutschland besetzte Territorium erstreckte sich über eine Länge von 450

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