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Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Titel: Moonshine - Stadt der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alaya Johnson
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nicht. Ich habe Ihnen doch schon gestern gesagt, dass Sie das Geld nur zurückzahlen sollen, wenn Sie können. Es ist …« Ich zögerte und platzte dann heraus: »Ich wollte Ihnen ein paar Fragen über Rinaldo stellen.«
    Die Worte in ihrer schlichten Dreistigkeit ließen ihn erstarren, und ich zuckte zusammen. Meine Pläne mochten sich im Bett oder in der Sicherheit der Suppenküche durchaus vernünftig angehört haben, in der Gegenwart eines der zahllosen Opfer von Rinaldos Brutalität dagegen fühlte ich mich wie ein kleines Mädchen, das unwissentlich mit dem Tod flirtete. Ich hätte mich beinahe entschuldigt und wäre gegangen, aber Giuseppe ergriff grob meinen Ellbogen und zog mich tiefer mit sich in den Tunnel hinein. Meine Augen gewöhnten sich an das schummrige Licht, das einige Gaslampen und die Glühbirnen spendeten, die in unregelmäßigen Abständen aufgehängt waren. Allmählich wurden mir auch die eindringlichen, neugierigen Blicke der anderen Arbeiter bewusst. Das Einzige, was ich jedoch hörte, war Wasser, das irgendwo hinter mir von der Decke tropfte, und das leise Summen der elektrischen Beleuchtung. Sogar meine Schritte wurden durch den Dreck gedämpft, und keiner der Männer hier hielt Atmen für besonders wichtig.
    Ihre Augen schienen in der Dunkelheit zu lodern, räuberisch, übernatürlich, aufmerksam. Die Luft roch nach feuchter Erde und nach etwas, das ich kaum benennen konnte – der sonderbar antiseptische Geruch einer Meute von Vampiren. Ich fühlte mich wie ein Lamm, das die Höhle des Löwen betrat. Immunität bedeutete nicht, wie Aileen mich immer wieder ermahnte, dass die »Mistkerle dir nicht das Blut aussaugen können, bis du tot bist«.
    »Zephyr, Sie wissen, dass Sie nicht hier sein sollten«, sagte Giuseppe. Seine Stimme war so leise, dass ich mich vorbeugen musste, um ihn zu verstehen. Wir standen ein paar Meter von dem nächsten Vampir entfernt, doch ich wusste, wie außergewöhnlich scharf ihr Gehör war. »Hat er Sie bedroht?« Er wirkte ernsthaft besorgt. Selbstverständlich war er das auch – wie lange schon lebte er in Angst und Schrecken vor Rinaldo?
    Mein Atem ging flach, und ich fühlte mich schwindelig. »Nicht wirklich …«, erwiderte ich. »Aber ich wollte wissen, ob Sie ihn je getroffen haben. Ich meine,
persönlich

    Ich begegnete seinem ungläubigen Blick, und der Trotz siegte um Haaresbreite über die nackte Angst.
    »Ist das für eine von Ihren
Gesellschaften

    Ich hatte diese Betonung des letzten Wortes schon öfter gehört, normalerweise von meinem Vater oder Troy. Nie hatte ich damit gerechnet, dass einer meiner Schüler je so voller Hohn sprechen könnte. Sicher, ich hatte ihn provoziert. Langsam schüttelte ich den Kopf. »Ich habe jemandem meine Hilfe versprochen und brauche nur ein paar Informationen.«
    »Warum kommen Sie dann zu mir? Warum hierher?«
    Atme, Zephyr.
»Ich … Es war gedankenlos von mir, Sie hier zu fragen. Es tut mir leid. Ich dachte, Sie wüssten vielleicht Näheres, weil …«
    »Ich weiß überhaupt nichts über Rinaldo,
Miss Hollis
. Ich habe auch keine Ahnung, wie Sie darauf kommen, dass ich etwas wissen könnte. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen? Ich muss weiterarbeiten.«
    Einen Moment lang wurden seine Augen heller, und die Iris verfärbten sich schwarz. Unnatürliches Licht pulsierte dahinter, führte einen flüssigen, fesselnden Tanz auf, der mich unweigerlich in seinen Bann gezogen hätte, wenn ich nicht immun gewesen wäre. Für einen Augenblick war ich schockiert, dann gab ich vor, mich zu entspannen, und neigte den Kopf in seine Richtung. Unendlich lange schon hatte kein Vampir mehr versucht, mich mit einem Blick in seine Gewalt zu bringen, weshalb ich fast vergessen hätte, dass sie dazu in der Lage waren. Wenn ich nur daran gedacht hätte, etwas Knoblauch mitzunehmen – dann hätte ich wenigstens überzeugend so tun können, als würde der Bann bei mir nicht wirken, denn die Wurzel schwächte die Kräfte junger Vampire.
    Verstohlen schob ich meine Hand in die Tasche und ergriff das Messer mit der silbernen Klinge. Hatte Giuseppe tatsächlich vor, mich zu beißen? Nach ein paar Sekunden wurde das Licht jedoch schwächer, und seine Augen nahmen wieder ihren normalen Braunton an. Es war also nur eine Warnung gewesen.
    Der harte Zug um seinen Mund wurde weicher. »Künftig vergessen Sie hoffentlich nicht mehr, wie gefährlich das hier ist«, flüsterte er. »Lasst sie vorbei!«, rief er dann an die

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