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Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Titel: Moonshine - Stadt der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alaya Johnson
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erkennt einen Blutsauger nicht? Das wird deinen Ruf ruinieren.«
    Ich drehte den armen Ritter um, woraufhin noch mehr Öl hochspritzte. »
Ich habe es nicht gewusst.
Denkst du wirklich, dass ich dich ins offene Messer hätte laufen lassen, wenn ich geahnt hätte,
was
er ist? Er war alt, schon vor langer Zeit gewandelt, er wusste also nur zu gut, wie man sich tarnt. Himmel, Aileen, ich versuche, Vampiren zu
helfen
, und nicht, sie zu jagen …«
    »Seltsam, dass du trotzdem so gut darin bist.«
    Ich drehte mich zu ihr um. »Aileen …«
    Sie weinte. »Ich weiß.«
    Mit ein paar Schritten war ich bei ihr und schloss sie in die Arme. Nach einem Moment erwiderte sie meine Umarmung, während sie am ganzen Körper zitterte. Sofort erwachte in mir der Wunsch, ich könnte den Vampir noch einmal töten.
    Kurz darauf zog sie sich zurück und fuhr sich mit dem Ärmel über die feuchten Augen. »Ich glaube, dein Frühstück verbrennt.«
    Nachdem ich mich mit einem leicht verkohlten armen Ritter mit Puderzucker vollgestopft hatte (überraschend köstlich), machten Aileen und ich uns auf den Weg nach Hause. Ich hinterließ eine Nachricht auf Amirs Kopfkissen, in der stand, dass ich eine Idee hätte, wie ich Rinaldos Gang unterwandern könne, und dass er mich aufsuchen solle, sobald er wach sei. Sein schlafendes Gesicht sah wunderschön aus – kantig und kühl, wie bei einem arabischen Prinzen. Ich fand es komisch, dass sich für mich nichts an seiner Anziehungskraft geändert hatte, obwohl ich gesehen hatte, wie seine Augen sich in Feuerbälle verwandelt hatten. Eine Strähne fiel ihm in die Stirn. Ich schob sie sacht zurück und ging.
     
    Als ich mein Fahrrad geholt und den Sattel von Schnee befreit hatte, fuhren wir nach Hause. Aileen kauerte sich auf den Lenker, und ich bemühte mich, etwas vorsichtiger zu sein als sonst, während wir durch den schmelzenden Schnee rasten. Es gelang ihr sogar, das Gleichgewicht zu halten, wenn ich nach scharfen Kurven den Lenker herumreißen musste. Wir boten all den ehrenwerten Damen, die vor den Geschäften in der Madison Avenue aus ihren Duesenbergs stiegen, sicherlich ein herrliches Bild. Angesichts ihrer pelzbesetzten Hüte verspürte ich den dringenden Wunsch, missfallend mit der Zunge zu schnalzen. Ein paar Blocks von der Ludlow Street entfernt zwang mich eine Straßensperre dazu, abrupt zu bremsen. Ich beobachtete, wie Sanitäter eine Trage in einen Rettungswagen hoben. An sich war das nichts Ungewöhnliches, aber die Trage war mit einer dicken schwarzen Hülle abgedeckt, die nur in den seltenen Fällen zum Einsatz kam, wenn ein Vampir verbrannt war.
    Seltsam, dachte ich. Die alten, vor langer Zeit gewandelten Vampire sind normalerweise klug genug, sich nicht bei Tageslicht nach draußen zu wagen. »Ich frage mich, ob es absichtlich geschehen ist …«, überlegte ich laut.
    »Zeph, ich störe dich ja nur ungern bei deiner Lieblingsfreizeitbeschäftigung, aber meinst du, dass wir vielleicht einfach nur nach Hause fahren können?« Aileen klang so erschöpft, dass ich schweigend einen Bogen um den Rettungswagen machte.
    Ich nahm an, dass ich es verkraftete, nicht zu erfahren, was dort geschehen war. Als wir zu Hause ankamen, lief Aileen vor mir die Treppe hinauf. Ich trottete langsam hinter ihr her – meine Oberschenkel brannten, und mir wurde mit einem Mal klar, wie wenig Schlaf ich in der vergangenen Nacht bekommen hatte. Als ich kurz nach ihr durch die Eingangstür trat, empfing mich augenblicklich der liebliche Klang von Mrs. Brodskys breitem russischem Akzent.
    »Aileen, müssen Sie denn immer tun, was dieses wilde Mädchen von Ihnen verlangt? Es ist viel zu unsicher, sich spätnachts noch draußen herumzutreiben, und jetzt schauen Sie sich an. Irgendetwas ist doch passiert, ich weiß es …«
    Selbstredend hatte all ihre Fürsorglichkeit sofort ein Ende, als das »wilde Mädchen« höchstselbst auftauchte.
    »Ich dulde keine Huren in diesem Haus, hören Sie?«, sagte sie an mich gewandt. »Das hier ist ein anständiges Etablissement mit einem guten Ruf.«
    Ich verdrehte die Augen. Tja, darin waren wir uns einig. »Guten Morgen, Mrs. Brodsky«, sagte ich mit offenkundig gespielter Herzlichkeit.
    Aileen starrte mit leicht geöffnetem Mund auf einen unbestimmten Punkt hinter der Schulter des Hausdrachens. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, dann hätte ich annehmen können, sie stünde im Bann eines Vampirs.
    »Ja, Sie! Kennen Sie die Regeln nicht? Verstehen Sie nicht,

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