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Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Titel: Moonshine - Stadt der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alaya Johnson
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hinten raus«, sagte ich dann und wies auf eine Tür, die nur wenige Schritte entfernt war. »Wagen Sie es nicht, mir zu folgen. Wenn Sie geduldig draußen warten, bekommen Sie Ihre verdammte Exklusivmeldung.«
    So oder so. Entweder
Vampirrechtlerin bietet wütendem Mob die Stirn
oder
Schwachsinnige auf Polizeirevier wie Wanze zerquetscht
. Ich versetzte Lily einen kleinen Stoß in die richtige Richtung und stürzte mich in die Menge. Die Leute ließen mich ohne Probleme vorbei – ich bin mir nicht sicher, warum. Vielleicht lag es an der grimmigen Miene, die ich aufgesetzt hatte, oder an dem Messer, das ich unter meinem Rock hervorgezogen hatte. Kurz darauf stieß ich auf einen Polizisten.
    »Wagen Sie es nicht, zuzulassen, dass die Leute die Frau kriegen!«, schrie ich laut genug, dass einige der Umstehenden innehielten und zuhörten.
    Der Mann zuckte zusammen und wischte sich über die Stirn, als hätte ich ihn angespuckt. »Das ist keine Frau. Versuchen
Sie
doch, sich vernünftig mit dieser Meute zu unterhalten. Und jetzt zurück.«
    Er schob mich hinter sich, und ich fiel auf ein Knie. Die Leute traten mir gegen die Schienbeine und in die Rippen, bevor es mir gelang, mich wieder aufzurappeln. Wieder krachten Schüsse, aber diesmal konnte ich nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob sie von den Polizisten stammten oder nicht. Einige Leute stürzten sich auf die Vampirin, die es mit Müh und Not schaffte, ihnen zu entwischen. Das konnte unmöglich so weitergehen. Sie mochte zwar schneller sein, doch kein Vampir, der so schwach und verzweifelt war wie sie, vermochte einem Mob von blutrünstigen Menschen lange zu entkommen.
    Also, wie unvernünftig bist du, Zephyr?
    »Mistkerle!«, schrie die Frau. »Verdammte Polizei! Ihr lasst das hier einfach zu!«
    Jemand rüttelte am Schreibtisch.
    Sehr, sehr unvernünftig.
    Ich stieß einen Schrei aus und drängte mich vorwärts, wobei ich jeden aus dem Weg schob oder schleuderte, der mir zu nahe kam. Ich zögerte nicht, sondern sprang mit einem Satz zu der Vampirin auf den Schreibtisch und konnte nur hoffen und beten, dass sie sich nicht just diesen Moment aussuchen würde, um sich an ihren Angreifern zu rächen.
    Sie tat es zum Glück nicht, sondern starrte mich nur an. »Hilfe?«, sagte sie.
    Ich nickte und wandte mich mit erhobener Klinge der Menge zu.
    »Seht sie an! Sie ist wie ihr. Sie hat nichts mit
Faust
oder den Geschehnissen der letzten Nacht zu tun. Wenn ihr sie umbringt, ist das Mord! Da einige von euch ihren moralischen Kompass zu Hause vergessen zu haben scheinen, mache ich es euch leicht: Es ist definitiv Mord, wenn ihr
mich
umbringt. Ich bin immer noch ein Mensch.«
    »Geben Sie sie auf! Wir wollen Ihnen nicht weh tun!«
    Ich lachte. »Tja, genau das ist der springende Punkt: Ihr werdet es tun müssen, wenn ihr sie wollt.«
    Mein Plan schien aufzugehen. Die beinahe greifbare Wut der Menge verwandelte sich allmählich in Verwirrung, und die Leute unterhielten sich gedämpft. Sogar die Polizisten ließen ihre Waffen sinken und sahen erleichtert aus.
    »Hey«, sagte eine Frau, die ziemlich weit vorn in der Menschentraube stand. »Das ist doch das Mädchen. Die Frau gibt Abendkurse an der Schule.«
    Einer der Polizisten lachte. »Hey, Vampirrechtlerin, sing uns ein Lied!«
    »Ein Duett!«
    Selbst die Polizei wusste von meinem Auftritt? Ich nehme an, Horace hatte darauf geachtet, auch wirklich jeden zu bestechen. »Ich singe nicht umsonst, Jungs.«
    Ein paar Leute lachten, trotzdem ließen sich die meisten von ihnen nun durch die Doppeltür hinaus auf die Straße schieben. Kurz darauf sprang ich vom Schreibtisch und hielt der Vampirin die Hand hin, um ihr herunterzuhelfen. Jetzt, da die Gefahr gebannt war, begann sie so heftig zu zittern, dass ich fürchtete, ihre spröden Knochen könnten zerbrechen.
    »D… Danke«, stammelte sie mit leichtem italienischem Akzent.
    »Wie lange ist es her, dass Sie Ihren Hunger gestillt haben?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Dienstag. Aber …« Sie blickte mich wachsam an und zog dann den Schal herunter, den sie sich um die Schultern geschlungen hatte.
    Als sie den Stoff zur Seite schob, war das Problem klar: eine Silberkugel, die zwischen ihren Schulterblättern steckte. Die Wunde war nicht so schlimm, dass die Frau sofort ausblutete, doch es reichte, um sie tödlich zu schwächen – jedenfalls wenn sie keine Hilfe bekam. Und das war in einer Polizeiwache oder einem Krankenhaus, in dem man die
Anderen
fürchtete, ziemlich

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