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Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Titel: Moonshine - Stadt der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alaya Johnson
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Waren und herumschwirrender Menschen. Ich drängte mich durch die Menge bis hin zu einem Boot, das aussah wie ein Polizeiboot. Ein Polizist, der sich auf dem Kai aufhielt, blickte auf, als ich näher kam. Mitfühlend hörte er mir zu, als ich ihm erklärte, dass ich nach einem verschwundenen kleinen Jungen suchte, doch er bot mir genauso wenig Hilfe an wie seine Kollegen auf der Wache.
    »Tut mir leid, Miss, aber in den Battery Park kommen viele Eltern mit ihren Kindern. Wir kennen nicht einmal all jene, die auf den Schiffen arbeiten, geschweige denn die anderen.«
    Na großartig. »Würden Sie sagen, dass irgendeines der Schiffe hier ein besonders beängstigendes Nebelhorn hat?« Ich wusste, dass ich mich verzweifelt an einen Strohhalm klammerte, doch ich würde die Sache nicht noch verschlimmern, indem ich peinlich berührt dreinblickte.
    Er lachte – warum auch nicht. »Beängstigend, Miss? Für einen kleinen Knirps vielleicht. Aber eigentlich wüsste ich nicht, welches. Außerdem liegen hier keine wirklich großen Schiffe vor Anker. Vielleicht versuchen Sie es mal in Chelsea.«
    »Ich … nehme nicht an, dass Sie es mal … demonstrieren würden? Ihr Nebelhorn, meine ich?«
    Es war ihm offensichtlich ein wenig unangenehm, als fragte er sich im Nachhinein, wie es um meine geistige Gesundheit bestellt war. Ich schenkte ihm mein strahlendstes Lächeln, und er zuckte die Achseln.
    »Äh, warum nicht?«, sagte er. »Bill«, rief er dann einem der Männer auf dem Boot zu. »Schalte mal kurz das Nebelhorn ein, ja? Die Lady hier möchte wissen, wie es klingt.«
    Bill gehorchte, und ich zuckte unwillkürlich zusammen. Grundgütiger, war diese Lautstärke wirklich nötig? Trotzdem, das Signalhorn war auf keinen Fall gewaltig oder tief genug, um einen Elfjährigen zu erschrecken, der ans Wasser gewöhnt war – selbst wenn er ausgesprochen empfindsam war. Immerhin gab es um Manhattan herum eine ganze Reihe von Anlegern, die wie die Einkerbungen an einem Schlüssel die Insel umgaben. Keiner dieser Anleger schien besonders kinderfreundlich zu sein, und an allen wurden unzählige Schiffe bedient. Sicherlich konnte ich es in Chelsea versuchen, aber ich ließ die Schultern hängen und hätte beinahe vergessen, mich bei den Polizisten zu bedanken, ehe ich ging. Das war anscheinend eine Sackgasse. Ich konnte nur hoffen, dass Judah sich noch an etwas anderes erinnerte.
    Mir blieben genau zwanzig Minuten bis zu meinem Unterricht mit Nicholas. Es gab so viele Dinge, die ich wissen musste und die mir nur der Anführer der
Turn Boys
verraten konnte: Wo hatten sie Judah entführt? Wie planten sie,
Faust
in die Stadt zu schmuggeln? Wo hatte Rinaldo sein Versteck?
    Natürlich würde Nicholas mich umbringen, bevor er mir auch nur eine dieser Fragen beantwortete. Und das bedeutete, dass ich ihn austricksen musste.
     
    Im Innern des
Beast’s Rum
war es dunkel wie in einem Grab – und beinahe genauso still. Zur Verdunklung waren an allen Fenstern die Jalousien heruntergezogen worden, und ich musste beinahe eine Minute lang klopfen, ehe ein vermummter Vampir angeschlurft kam und mich hereinließ. Die einzigen Geräusche in der Bar stammten von ein paar Vampiren, die still Flaschen mit frischem Blut tranken, und von einem Mann, der in der Ecke hockte und mit sich selbst redete. Sie sahen grauenvoll aus. Ich verschonte sie allerdings mit meinem Mitgefühl.
    »Ist Nicholas hier?«, raunte ich dem Vampir zu, der mir die Tür geöffnet hatte.
    Als er aufblickte, stellte ich mit Schrecken fest, dass es Charlie war. Er sah aus, als hätte er in den letzten zwölf Stunden zwanzig Pfund abgenommen.
    »Im Hinterzimmer«, entgegnete er. Seine Stimme war nicht mehr als ein rauhes Flüstern.
    »Du siehst ganz schön scheiße aus«, sagte ich.
    Er hustete. »Tja.
Faust
ist ein Tritt in die Eier.«
    »Ich hoffe, das war es wert.«
    Sein verzücktes Lächeln überraschte mich. »O ja.«
    Ich wollte an ihm vorbeigehen, doch er streckte den Arm aus und hielt mich an der Schulter fest. Schnell biss ich mir auf die Unterlippe, um ein Schaudern zu unterdrücken.
    »Sei vorsichtig. Er ist ein bisschen …
Faust
, weißt du?«
    Er wirkte besorgt und wollte sichergehen, dass ich verstand. Aber ich war nicht sicher,
was
ich wissen sollte. Dass Nicholas verrückt war? Das hatte ich bereits angenommen. Gefährlich? Damit konnte ich umgehen.
    »Keine Sorge«, erwiderte ich und schüttelte seine Hand ab. »Ich komme schon zurecht.«
    Ich stieß gegen einige

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