Moony Witcher - Nina 01 und das Geheimnis der Lagunenstadt
Aber es schien ein unmögliches Unterfangen zu sein: Die Statuen glichen sich bis ins kleinste Detail. Und doch hatten die Freunde den Eindruck, dass ihnen die gewaltigen Gesichter eine wichtige Botschaft übermitteln wollten. Nur wie sollten sie diese verstehen, wenn selbst die gelehrtesten Wissenschaftler seit Jahrzehnten vergeblich versuchten, hinter das Geheimnis der Moais zu kommen? Nina überkam schon das ungute Gefühl, dass das Rätsel dieses Mal eine Nummer zu groß für sie war, als ein Ruf ihre Gedanken durchschnitt.
»Ich hab’s! Kommt schnell her!«, brüllte Dodo. Gerade der Zögerlichste der Freunde hatte den vielleicht entscheidenden Hinweis gefunden, eine gut verborgene Inschrift am Fuße einer Moai-Figur.
Nina ließ alles stehen und liegen und rannte zu Dodo hinüber. Ja, das musste zweifelsohne die achte Statue sein, denn in das Gestein war eine Acht gemeißelt und, ein Stück weiter unten, ganz klein und schnell zu übersehen, auch ein Wort in der Schrift des Sechsten Mondes, das Nina ein Lächeln ins Gesicht zauberte.
»Super gemacht, Dodo. Das muss die achte Statue sein! Lasst uns sehen, was passiert, wenn ich den Taldom Lux anwende.«
Nina richtete das Zauberzepter auf die Inschrift, konzentrierte sich und nahm verblüfft wahr, dass sich der Kopf der Statue zu bewegen begann. Zuerst noch etwas schwerfällig und unter lautem Knirschen, dann immer schneller und schneller. Die Augen der Moai leuchteten dabei rot auf, und ein heller Lichtstrahl schoss aus ihnen hervor, geradewegs in den Himmel hinauf. Urplötzlich wurde es Nacht, als hätte sich ein schwarzer Schleier über die gesamte Osterinsel gelegt und sie in absolute Dunkelheit gehüllt. Ein furchterregendes Donnern ließ Nina und ihre Freunde zusammenzucken, die Erde begann zu zittern wie bei einem Erdbeben. Während die Freunde auf den Boden stürzten und die Hände zum Schutz über ihren Köpfen zusammenschlugen, spritzte aus dem Mund der Statue auf einmal ein mächtiger Wasserstrahl und traf mit voller Wucht auf die Freunde. Die fünf hielten sich verzweifelt an der Moai fest, auch wenn ihnen absolut klar war, dass sie diesen gewaltigen Wassermassen nicht lange würden standhalten können. Die Gischt nahm ihnen den Atem, und ihre Hände schmerzten immer mehr, so sehr zog der Wasserstrudel an ihren Körpern und wollte sie mit sich reißen.
Geistesgegenwärtig aktivierte Nina noch einmal den Taldom Lux und rief: »Xorax ... Xorax ... ich bin es, Nina, das Mädchen vom Sechsten Mond! Ich bin hier, um die Fantasie der Kinder zu retten!«
Der Wasserstrahl versiegte augenblicklich und die Statue begann mit tiefer, hallender Stimme zu sprechen.
Wir sind die Moais, die Wächterinnen des Himmels.
Seit viertausend Jahren verteidigen wir Xorax.
Wir sind die Moais, die weisen Felsen, die die Fantasie der Kinder sammeln und sie an Xorax übermitteln.
Wir sind die Moais und schon viel zu lange warten wir auf neue Ideen,
weil das Böse uns geschlagen hat und
die Träume der Kinder
an einen anderen Ort umgeleitet wurden.
Die Statue verstummte, nur ihre Augen leuchteten noch rot in der Dunkelheit.
Dodo traute dem plötzlichen Frieden nicht und klammerte sich weiter ängstlich an die Statue. Roxy und Fiore umarmten sich erleichtert, wenn auch noch zitternd, und Cesco ließ sich erschöpft auf die Wiese sinken.
Nina holte, ermutigt durch die Worte der Moai, tief Luft und wandte sich an die Statue: »Was kann ich tun, damit die Fantasie der Kinder wieder bei euch ankommt?«
Lass unsere Augen aufleuchten, gib uns neue Hoffnung.
Gib jeder von uns einen Traum.
Unser Blick wird wieder klarer werden
und der Himmel wird wieder voller Schwalben sein.
Auf ihren Flügeln werden
die Träume der Kinder getragen werden.
Das Leuchten in den Augen der Statue erlosch und ihr Kopf drehte sich langsam zurück in die Ausgangsposition. Dann war es still, und wenn nicht die großen Pfützen vor der Statue im Gras geglitzert hätten, niemand hätte Nina wohl abgenommen, was hier gerade passiert war.
Die Moai starrte hinaus auf den Horizont, wie sie es seit Jahrhunderten tat.
Doch Nina konnte sie nicht mehr täuschen. Erneut nahm sie den Taldom Lux zur Hand, wie es die Moai erbeten hatte, und schon schoss ein leuchtender Blitz aus dem Zauberzepter hinauf in die hohlen Augen aller Statuen.
Ein Zittern durchlief die Köpfe und nacheinander entbrannte in allen zweihundert Augenpaaren der Moais eine rosa Flamme. Nina hatte ihren Augen das Licht
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