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Moorseelen

Moorseelen

Titel: Moorseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Eva Schmidt
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schuldig und wie ein Versager. Meine Stimme klang dementsprechend dünn.
    »Wieso, was ist los?«, wagte ich zu fragen.
    Zeno schwieg einen Moment, dann schnalzte er mit der Zunge. »Nicht so wichtig. Lukas und Mia haben letzte Woche nur in derselben Zeit das Dreifache geschafft«, bemerkte er achselzuckend. Es sollte locker klingen, trotzdem versetzten mir seine Worte einen Stich. Ich war plötzlich wieder ein Kind, das gescholten wurde, weil es in der Gegend herumtrödelte, statt sich nützlich zu machen. Und sofort machte sich auch das Keiner-will-mich-Gefühl, das seit dem Tod meiner Mutter mein ständiger Begleiter war, in der Küche und in meinem Kopf breit.
    »Ich bin das noch nicht so gewohnt hier und schlecht geschlafen habe ich auch«, rechtfertigte ich mich und kam mir im selben Moment dumm vor. Ich suchte ja nur einen Vorwand, weil ich einfach langsamer und schlechter arbeitete als die anderen in der Kommune. »Vergiss es«, murmelte ich daher schuldbewusst, den Blick auf das Dutzend Zucchini gerichtet, die noch klein geschnitten werden wollten. »Ich versuche, schneller zu sein, okay?«
    Zeno legte mir den Zeigefinger unters Kinn, sodass ich gezwungen war, in seine Honigaugen zu sehen. »Aller Anfang ist schwer, Feline, ich weiß. Du verstehst vieles noch nicht. Was wir tun und wie wir leben, ist dir noch fremd. Aber ich bin mir sicher, das wird sich ändern. Ich habe dich hierher mitgenommen, weil du etwas Besonderes bist. Der Diavortrag heute Abend wird sicher interessant für dich.«
    Ich hatte zwar keine Ahnung, wovon Zeno redete, aber ich nickte wie hypnotisiert. Er ging und ich machte mich wieder ans Gemüseverarbeiten. Und obwohl ich mir vornahm, mich nicht von Schuldgefühlen unterkriegen zu lassen, merkte ich, wie sehr ich unter Strom stand und mich bemühte, doppelt so schnell zu arbeiten wie vorher. Als Urs mit einem Armvoll Grünzeug reinkam und schweigend begann, die Sachen zu waschen, hatte ich keinen Blick für ihn. Mich hatte der Ehrgeiz gepackt – ich wollte Zeno beweisen, dass ich seine Anerkennung genauso verdiente wie Mia.
    Am Abend sank ich total fertig auf einen der hölzernen Stühle im Gemeinschaftsraum und hatte nicht mal mehr die Energie, über das Essen zu meckern. Es gab eine fade Suppe, in der große Stücke harte Kartoffeln und ein paar sandige Lauchkringel schwammen, die beim Kauen zwischen den Zähnen knirschten. Zum ersten Mal erlebte ich ein Gefühl, das ich bisher nicht gekannt hatte: Hunger. Aber ich war zu kaputt, um weiter darüber nachzudenken. Am liebsten wäre ich nach dem Essen ins Bett gefallen, aber gleich nachdem ich vom Tisch aufgestanden war, gesellte sich Aryana zu mir und hakte mich unter. »Komm, wir gehen zur Diashow«, bot sie an und wollte mich mit sich ziehen.
    Freundlich, aber bestimmt entzog ich ihr meinen Arm. »Ich komme gleich nach, ich muss mich nach der Schufterei in der Küche kurz frisch machen«, wehrte ich mit einem bemühten Lächeln ab.
    Zu meiner Verwunderung machte Aryana daraufhin Anstalten, mich zu begleiten. Das war mir dann doch ein bisschen zu viel der Freundschaft. Ich blieb stehen und sah sie fest an. »Danke, ich weiß, wo es langgeht«, betonte ich. Nach einer Sekunde Zögern ließ sie mich ziehen. Rasch lief ich zu dem Häuschen, in dem ich mit den anderen Mädchen schlief. Jetzt war niemand da. Das erste Mal war ich allein – seit Ewigkeiten, so kam es mir vor. Hastig ging ich zu der Kleiderstange, an der wir gemeinsam unsere Klamotten hängen hatten, und wühlte in meinem Rucksack, der auf dem Boden stand. Ich hätte schwören können, das Handy in die linke Seitentasche gesteckt zu haben, aber dort war es nicht. Und auch in der rechten Tasche und im Innenfach – Fehlanzeige. Ich war beklaut worden! Fassungslos stand ich ein paar Sekunden mit meinem Rucksack in der Hand da. Das war also die tolle Hippiekommune, in der alle so locker waren und Besitz nichts zählte – bei der ersten Gelegenheit klaute man mir mein Mobiltelefon. Ein heißes Brodeln stieg von meinem Bauch aufwärts. Stinksauer polterte ich aus der Tür und auf den freien Platz, wo sich die Bewohner der Oase bereits vollzählig versammelt hatten. Eine große Leinwand war dort aufgebaut. Ich hatte keinen Blick dafür. Wahrscheinlich glich ich einem wilden Stier, der direkt auf Mia, Kali und Irina zustürmte, die nebeneinander auf der Erde hockten, die noch warm von der Hitze des Tages war.
    »Wo ist mein Handy?«, fiel ich ohne Einleitung mit der Tür ins

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