MoR 03 - Günstlinge der Götter
Burgundus ritten voraus. Für die Nacht kamen sie im Haus eines bithynischen Adligen unter, der steinalt war und nicht mehr damit gerechnet hatte, daß er seinen Herrscher noch einmal sehen würde. Hier entschuldigte Caesar sich bei Nikomedes.
»Es tut mir leid. Meine Mutter würde mir jetzt vorwerfen, nicht richtig nachgedacht zu haben. Du bist erschöpft. Wir hätten doch segeln sollen.«
»Mein Körper ist erschöpft, allerdings«, sagte Nikomedes mit einem Lächeln. »Aber deine Gesellschaft macht mich wieder jung.«
Am nächsten Morgen trafen sie in der königlichen Residenz von Chalkedon ein. Als Nikomedes mit Caesar frühstückte, strahlte er wieder, war gesprächig und schien erholt.
Gemeinsam betraten sie die wuchtige Mole, die den Hafen von Chalkedon umschloß. »Wie du siehst, liegt hier eine hübsche kleine Kriegsflotte vor Anker. Zwölf Triremen, sieben Quinqueremen und vierzehn ungedeckte Schiffe. Weitere Schiffe liegen in Chrysopolis und Daskyleion.«
»Ist Byzanz an den Zöllen des Bosporus nicht beteiligt?«
»Gegenwärtig nicht. Früher haben die Byzantiner Zölle eingenommen. Sie waren sehr mächtig, und ihre Flotte war fast so groß wie die von Rhodos. Aber seit dem Fall Griechenlands und Mazedoniens müssen sie große Landstreitkräfte unterhalten, um die thrakischen Barbaren im Zaum zu halten. Eine Kriegsflotte können sie sich nicht auch noch leisten. Deshalb sind die Zölle an Bithynien übergegangen.«
»Und deshalb hast du mehrere kleine Flotten.«
»Und deshalb brauche ich diese Flotten auch! Ich werde Rom von den Schiffen, die hier und anderswo liegen, insgesamt zehn Triremen, fünf Quinqueremen und zehn ungedeckte Schiffe zur Verfügung stellen. Den Rest deiner Flotte miete ich.«
»Du mietest ihn?« fragte Caesar höflich.
»Natürlich. Was glaubst du denn, wie wir unsere Flotten zusammenstellen?«
»So wie wir! Wir bauen Schiffe.«
»Das ist Verschwendung, aber so seid ihr Römer eben. Eigene Schiffe zu unterhalten kostet Geld, wenn sie nicht gebraucht werden. Deshalb haben wir, die griechischsprachigen Völker Asias und der Ägäis, nur ganz kleine eigene Flotten. Wenn wir schnell zusätzliche Schiffe brauchen, mieten wir sie einfach. Genau das werde ich jetzt tun.«
»Und wo willst du sie mieten?« fragte Caesar verwirrt. »Wenn es irgendwo in der Ägäis Schiffe gibt, hat Thermus sie bestimmt schon beschlagnahmt.«
»Natürlich nicht dort«, sagte Nikomedes spöttisch und entzückt, den neunmalklugen jungen Mann belehren zu können. »Ich miete sie in Paphlagonien und Pontos.«
»Du meinst, Mithridates vermietet Schiffe an seinen Feind?«
»Warum nicht? Im Augenblick liegen sie nutzlos vor Anker und kosten Geld. Er hat nicht genug Soldaten, um sie zu besetzen, und ich glaube nicht, daß er in diesem oder dem nächsten Jahr plant, nach Bithynien oder in die römische Provinz Asia einzumarschieren!«
»Dann schließen wir Mytilene mit Schiffen des Königs ein, mit dem sich Mytilene unbedingt verbünden will.« Caesar schüttelte den Kopf. »Sehr merkwürdig!«
»Normal«, sagte Nikomedes energisch.
»Wie wirst du jetzt also vorgehen?«
»Ich setze einen Agenten ein. Der zuverlässigste wohnt hier in Chalkedon.«
Caesar überlegte kurz: Wenn der König von Bithynien für Rom Schiffe mietete, würde Rom die Rechnung für diese Schiffe bezahlen müssen. Caesar hatte aber weder das nötige Geld noch die Befugnis, dieses Geld aufzutreiben. Da Nikomedes aber so tat, als komme eine solche Situation öfter vor, sagte Caesar lieber nichts. Inzwischen ahnte er allerdings, warum Rom Schwierigkeiten mit seinen Provinzen und seinen Klientelkönigen hatte. Der Unterhaltung mit Thermus hatte er entnommen, daß Bithynien irgendwann in der Zukunft für die Flotte bezahlt würde. Jetzt fragte er sich, wie lange Bithynien wohl auf das Geld warten mußte.
»Jetzt ist alles geregelt«, sagte der König sechs Tage später. »Deine Flotte liegt in Abydos vor Anker, du kannst sie dort am fünfzehnten Tag des Oktober abholen. Das sind noch zwei Monate, und die wirst du natürlich bei mir wohnen.«
Caesar hatte zwar nichts gegen Nikomedes, glaubte aber, seine Aufgabe sei noch nicht erledigt. »Ich muß die Bereitstellung der Schiffe überwachen.«
»Das geht nicht«, sagte Nikomedes.
»Warum nicht?«
»Das ist nicht üblich.«
Also begleitete Caesar den König nach Nikomedia zurück. Je mehr er mit dem alten Mann und seiner Frau zu tun hatte, desto mehr mochte er die beiden. Und ihren
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