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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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einer sahnigen Knoblauchsoße, feinstes Olivenöl aus erster Pressung und knuspriges, ofenwarmes Brot.
    »Ich habe nur meine Pflicht getan«, erwiderte Cato mit einer ihm unbekannten sanften, fast liebkosenden Stimme. »Rom hat mich beauftragt, Zypern zu annektieren, und das habe ich getan.«
    »Aber du warst so ehrlich«, sagte sie. Ihre Augen glänzten.
    Er wurde tiefrot und senkte den Kopf, um sich den Austern und Krebsen zu widmen, die, wie er zugeben mußte, köstlich schmeckten.
    »Du mußt unbedingt die Garnelen probieren.« Marcia nahm seine Hand und führte sie zur Platte.
    Die Berührung entzückte ihn, um so mehr, als er unfähig war, der Stimme der Vernunft zu folgen, die ihm zuschrie, er müsse ihr die Hand sofort entreißen. Statt dessen verlängerte er den Kontakt, indem er vorgab, die Platte zu übersehen, und er lächelte Marcia sogar an.
    Wie ungeheuer attraktiv er ist, dachte Marcia. Diese edle Nase! Was für schöne graue Augen, so streng und doch so leuchtend. Welch ein Mund! Und das sorgfältig gestutzte, leicht gewellte, rotgoldene Haar... Breite Schultern, ein langer, anmutiger Hals, keine Unze überflüssigen Fleisches, lange, muskulöse Beine. Den Göttern sei Dank, daß die Toga zu schwer war, um sie beim Essen zu tragen, und die Männer nur mit der Tunika bekleidet auf dem Sofa lagen!
    Cato verschlang eine Garnele nach der anderen; am liebsten hätte er Marcia eine zwischen die wundervollen Lippen geschoben und immer wieder seine Hand von ihr zur Platte führen lassen.
    Währenddessen tauschten die übrigen Familienmitglieder überraschte und belustigte Blicke aus und unterdrückten ein Lächeln. Nicht Marcias wegen, deren Tugend und Gehorsam über jeden Zweifel erhaben waren. Nein, sie waren von Catos Benehmen fasziniert. Wer hätte sich träumen lassen, daß ausgerechnet Cato mit sanfter Stimme sprechen konnte und über die Berührung einer Frau entzückt war? Von den Anwesenden war nur Philippus alt genug, um sich an die Zeit lange vor dem Krieg gegen Spartacus zu erinnern, als sich Cato, damals ein junger Mann von zwanzig Jahren, unsterblich in Aemilia Lepida verliebt hatte, Mamercus’ Tochter, die dann jedoch Metellus Scipio geheiratet hatte. Damals, so hatte man in Rom seinerzeit vermutet, war in Cato etwas zerbrochen. Mit zweiundzwanzig hatte er eine Attilia geheiratet, die er mit kalter, schroffer Gleichgültigkeit behandelte. Nachdem Caesar sie verführt hatte, ließ er sich von ihr scheiden und verbot ihr jeden Kontakt zu ihrer Tochter und ihrem Sohn, die Cato seitdem in einem frauenlosen Haushalt aufzog.
    »Laß mich deine Hände waschen«, sagte Marcia zu Cato, als der erste Gang abgeräumt und der zweite hereingebracht wurde: gebratenes Babylamm, gebratene Küken, zahllose Gemüsesorten, gekocht mit Pinienkernen, geschältem Knoblauch oder zerkrümeltem Käse, Schweinebraten in Pfeffersoße und Schweinswürste, die mit Honig eingepinselt worden waren, damit sie nicht anbrannten. Für Philippus, der wußte, daß sein Gast einfaches Essen vorzog, war es ein bescheidenes Mahl, für Cato dagegen ein üppiges und schwerverdauliches Essen. Doch Marcia zuliebe aß er von diesem und naschte von jenem.
    »Wie ich gehört habe, hast du noch zwei Stiefschwestern und einen Stiefbruder«, sagte Cato.
    Ihr Gesicht fing an zu strahlen. »Ja, bin ich nicht ein Glückspilz?«
    »Demnach magst du sie gern.«
    »Man muß sie mögen«, sagte sie treuherzig.
    »Und wen magst du am liebsten?«
    »Ach, das ist leicht«, sagte sie liebevoll. »Den kleinen Gaius Octavius.«
    »Wie alt ist er?«
    »Sechs, aber vom Verstand her eher sechzig.«
    Jetzt lachte Cato sogar, und es war nicht sein übliches Wiehern, sondern ein sympathisches Glucksen. »Dann muß er ja ein ganz süßer Junge sein.«
    Stirnrunzelnd dachte sie über seine Bemerkung nach. »Nein, süß nicht. Er ist — faszinierend. Zumindest ist das das Wort, das mein Vater benutzt. Er ist sehr kalt und verschlossen und hört nie auf nachzudenken. Alles wird auseinandergenommen, analysiert und gewogen.« Sie hielt kurz inne und fügte dann hinzu: »Er ist sehr schön.«
    »Dann gerät er nach seinem Großonkel Gaius Caesar«, sagte Cato. Seine Stimme hatte zum ersten Mal einen barschen Unterton.
    Das entging Marcia nicht. »In gewisser Weise ja. Er hat einen scharfen Verstand, aber er ist nicht so vielseitig begabt, und was das Lernen betrifft, faul. Er haßt Griechisch und gibt sich nicht die geringste Mühe, es zu lernen.«
    »Willst du

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