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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Unmut und Verbitterung hervorgerufen hatte.
    Außerdem gab er den Söhnen und Enkeln der von Sulla Proskribierten wieder das Recht zurück, für öffentliche Ämter zu kandidieren, und er holte alle die aus dem Exil zurück, deren Verbannung er unrechtmäßig fand, darunter Aulus Gabimus. Titus Annius Milo, Gaius Verres und einige andere mußten dagegen bleiben, wo sie waren.
    Als Dank an das Volk verteilte Caesar an alle Römer eine Extraration Getreide, die er aus den Opfergaben im Tempel der Ops bezahlte. Die Schatzkammern waren zwar immer noch gut gefüllt, er würde aber eine weitere hohe Anleihe aufnehmen müssen, um den Makedonienfeldzug gegen Pompeius zu finanzieren.

    Am zehnten Tag seines Aufenthalts in Rom fand er schließlich die Zeit, eine Senatssitzung abzuhalten, die er zwei Tage zuvor in solcher Eile einberufen hatte, daß die Senatoren Mühe hatten, der Aufforderung zu folgen; viele von ihnen hatten vergessen, was es bedeutete, wenn Caesar in Eile war.
    »Ich reise morgen ab«, verkündete Caesar vom kurulischen Podest der Curia Pompeia. Er hatte diesen Versammlungsort absichtlich gewählt, weil es ihm Vergnügen bereitete, vor der selbstherrlichen Statue jenes Mannes zu stehen, der nicht mehr der Erste Mann Roms war. Andere hatten gemeint, man müsse die Statue entfernen, aber er hatte sich mit dem Argument geweigert, Pompeius Magnus solle ruhig mitansehen, was der Diktator Caesar zuwege brachte.
    »Ihr habt sicher bemerkt, daß ich den Männern, die auf der anderen Seite des Adriatischen Meeres auf mich warten, das Bürgerrecht nicht entzogen habe. Nur weil sie mich nicht als Konsul wollten oder meine dignitas zu vernichten suchten, sind sie für mich noch keine Verräter. Meine Aufgabe ist, ihnen zu zeigen, daß sie unrecht haben, daß sie irregeleitet waren und blind für das Wohl Roms, und ich hoffe aufrichtig, daß mir das möglichst ohne Blutvergießen gelingt. Daß diese Leute ihr Land dem Chaos überantwortet haben und geflüchtet sind, ohne für das Wohl Roms Sorge zu tragen, kann ich ihnen allerdings nur schwer verzeihen. Nur mir ist es zu verdanken, daß es mit Rom wieder aufwärts geht, und dafür müssen sie bezahlen, nicht mir, sondern Rom. Den Numiderkönig Juba habe ich wegen des hinterhältigen Mordes an Gaius Scribonius Curio zum Staatsfeind erklärt. König Bocchus und König Bogud von Mauretanien hingegen sind unsere Freunde und Verbündete. Ich weiß nicht, wie lange ich fort sein werde, aber ich weiß, daß es Rom, Italia und den westlichen Provinzen in meiner Abwesenheit an nichts fehlen wird; für eine fähige Regierung habe ich gesorgt. Eine weitere Absicht meiner Reise besteht in der Rückeroberung der römischen Provinzen im Osten. Das Mittelmeer muß wieder unter römischer Herrschaft vereint werden.«
    Auch die Zögerer unter den Senatoren waren anwesend: Caesars Onkel Lucius Aurelius Cotta, sein Schwiegervater Lucius Calpurnius Piso und sein angeheirateter Vetter Lucius Marcius Philippus. Sie blickten abgeklärt in die Runde und schienen über jegliche interne Querelen erhaben. Bei Cotta war das verständlich, immerhin war er nach zwei Schlaganfällen noch teilweise gelähmt, und was Philippus anging, so war er von Natur aus unfähig, zu irgend etwas Stellung zu beziehen. Nur zu Lucius Piso paßte es ganz und gar nicht. Er war groß und dunkel und sah so wild aus, daß Cicero ihn zum Spaß einmal einen Barbaren genannt hatte; er dachte immer zuerst an den eigenen Vorteil, und seine anmutige Tochter hätte ganz bestimmt einen anderen zum Vater verdient.
    Jetzt räusperte er sich.
    »Willst du das Wort?« fragte Caesar.
    »Ja.«
    »Dann sprich!«
    Piso erhob sich. »Gaius Caesar, wäre es nicht diplomatisch klüger, Gnaeus Pompeius Friedensverhandlungen anzubieten, bevor wir gegen ihn Krieg führen?«
    Vatia Isauricus übernahm es, zu antworten. »Glaubst du nicht, daß es dazu zu spät ist, Lucius Piso?« fragte er scharf. »Pompeius lebt schon seit Monaten in Saus und Braus im Palast von Thessalonike — er hatte genügend Zeit, um Frieden zu bitten. Er will gar keinen Frieden. Und selbst wenn er ihn wollte, würden Cato und Bibulus das zu verhindern wissen. Setz dich und halte den Mund!«
    »Köstlich, wie er ihn abgefertigt hat!« kicherte Philippus beim Essen an jenem Nachmittag. »>Setz dich und halte den Mund!< So feinfühlig!«
    Auch Caesar grinste. »Er hatte eben das Gefühl, etwas sagen zu müssen. Während du Schuft so stumm geblieben bist wie die goldene

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