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Morag und der magische Kristall

Titel: Morag und der magische Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn A. Nelson
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Zauberer zu sehen, die den letzten Schrei von spitzen Hüten vorführten. Eine dritte Reklametafel pries eine spezielle Zauberstabpolitur an, die versprach, Zauberstabfäule »für alle Ewigkeit« den Garaus zu machen.
    Während Morag die Anzeigen betrachtete, fragte sie sich, was genau sie sich da eingebrockt hatte. Sie hatte gedacht, es sei eine gute Idee, Jermy und Moira zu verlassen und sich Bertie und Aldiss auf ihrer Mission anzuschließen. Aber jetzt war sie sich nicht mehr so sicher. Sie hatte wirklich keine Ahnung, was sie erwartete, und diese Erkenntnis erfüllte sie mit einem gewissen Unbehagen und sogar mit einem winzigen kleinen bisschen Angst. Ihr dämmerte jetzt, dass sie möglicherweise für immer alles, was sicher und verständlich war, gegen eine Welt voller sprechender Tiere und seltsamer, dunkler Magie eingetauscht hatte.
    Plötzlich fürchtete sie sich vor den Gefahren, die sehr wahrscheinlich auf sie warteten.
    Um nicht allzu viel darüber nachzudenken, reckte sie den Hals und blickte zum anderen Ende des Waggons.
    Außer ihnen waren nur noch zwei andere Passagiere im Wagen; und sie saßen mehrere Reihen hinter ihnen. Sie wusste, dass es unhöflich war, andere anzustarren, aber Morag konnte nicht anders, sie musste diese seltsamen Gestalten einfach ansehen. Nicht weit von ihr entfernt saß ein Pferd, ein fuchsfarbener Hengst, mit übereinandergeschlagenen Hinterbeinen. Er trug einen grauen Nadelstreifenanzug und über einem Ohr saß keck eine schwarze Melone. In den Hufen hielt er ein aufgeschlagenes Exemplar der Übernatürlichen Rundschau . Ab und zu schnaubte er verächtlich über irgendetwas, das er las und dem er offenkundig nicht zustimmte.
    Einige Sitze weiter entfernt saß eine Art Frau mit langem schwarzen Haar, das einem Bündel verknoteter Algen ähnelte. Sie hatte durchdringende schwarze Augen und funkelte Morag an, als sich ihre Blicke trafen. Außerdem hatte sie etwas eigenartig Schönes an sich und normalerweise hätte Morag gewiss nicht gegafft, aber die Haut der Frau war seegrün und tropfte von Wasser.
    »Morag!«, zischte Shona. Beim Klang ihres Namens zuckte Morag zusammen und drehte sich hastig nach dem Drachen um.
    »Hör auf, diese Kelpie-Frau anzustarren. Wenn du so weitermachst, wird sie gleich herkommen, und dann kriegen wir Ärger. Kelpies sind nämlich für ihre Übellaunigkeit berüchtigt, jawohl. Sie würden dir im Nu die Augen auskratzen, das würden sie«, warnte die Drachenfrau.
    »Tut mir leid, es ist nur so, dass ich noch nie ein Kelpie gesehen habe«, murmelte Morag und bedachte Shona mit einem schwachen Lächeln. Sie versuchte, aus dem Fenster zu schauen, aber der Anblick des Wassergeistes war zu interessant, und es dauerte nicht lange, da spähte Morag abermals zu dem schönen Geschöpf hinüber.
    Die Kelpie-Frau funkelte sie immer noch an und bleckte ihre gezackten Zähne. Hastig senkte Morag den Blick und schaute weg. Sie wollte dieses Wasserwesen nicht verärgern. Vor dem heutigen Tag hatte sie keine Ahnung gehabt, dass derart seltsame, gefährliche Leute überhaupt existierten, und Morag kam zu dem Schluss, dass es vermutlich sicherer wäre, einige der Buchstaben zu entziffern, die auf den Boden gemalt waren. Als sie auf die Bretter hinabschaute, sah sie, dass die merkwürdigen Buchstaben unter ihren Füßen abgetreten und unleserlich waren, und schon bald langweilte es sie, immer auf den gleichen Fleck zu schauen, daher ließ sie den Blick über den Boden schweifen.
    Dabei erregte ein leuchtender Gegenstand ihre Aufmerksamkeit. Unter Shonas Sitz, neben der Spitze ihres Schwanzes, lag etwas Goldenes, Glitzerndes. Morag stand auf und kniete sich hin. Sie schob ihre Hand unter den Sitz und tastete den Boden ab. Shona, die sich mit Bertie über die beste Art, Spargel zu garen, unterhalten hatte, zuckte vor Schreck zusammen.
    »Was machst du da?«, fragte sie nervös. Als Morag unter die Sitzbank kroch, hob sie die Klauen.
    »Morag? MORAG!« Aber Morag war zu beschäftigt damit, nach dem glänzenden Gegenstand zu tasten. Er war fast in Reichweite. Sie reckte sich, so weit sie konnte, und …
    »Ich hab’s!«, sagte sie und tauchte mit einer großen, an einer langen Kette hängenden goldenen Scheibe wieder auf. Sie hielt die Scheibe, die ihre Freunde neugierig betrachteten, triumphierend hoch.
    »Was ist das?«, fragte Aldiss, und seine kleinen schwarzen Augen blitzten im Licht der Vollmondsteine.
    »Eine Kette?«, überlegte Morag laut, während sie sich

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