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Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)

Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)

Titel: Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Ellen
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worden wäre...wenn etwas darin enthalten wäre, das solch eine Wirkung auf denjenigen hätte, der ihn isst, dass er gar nicht mehr die Möglichkeit gehabt hätte, den Keks aufzuessen...“.
    Isabella hob eine ihrer perfekt geschwungenen Augenbrauen und sah mich skeptisch an. „Das hört sich meiner Meinung nach ziemlich schräg an.“
    „Kann sein, aber ich frage mal trotzdem nach. Um welches Gift könnte es sich handeln?“
    Sie furchte ihre Stirn und dachte nach. Dann sagte sie: „Bei einem Mandelplätzchen wäre das naheliegende Gift natürlich Bittermandel. Es wäre wunderbar kaschiert, weil der Keks sowieso gänzlich aus Mandeln besteht. Der Esser würde höchstens merken, dass das Gebäck bitterer schmeckt, als gewöhnlich. Das könnte übrigens die Erklärung sein, warum der Keks nicht aufgegessen wurde.“
    „Also könnte so ein Almandredo schon einen Menschen töten“, sagte ich.
    Aber Isabella schüttelte ihren Kopf, so dass eine ihrer Locken sich aus dem Haarband löste. Sie strich sie zurück hinter ihr Ohr.
    „Das halte ich für sehr unwahrscheinlich“, sagte sie. „Zwar enthalten Bittermandeln Amygdalin. Das ist ein cyanogenes Glycosid. Während des Verdauungsprozesses wird die giftige Blausäure abgespalten. Es entstehen Benzaldeyd und Blausäure. Die Blausäure ist hochgiftig. Wenn du willst, schreibe ich dir dafür die Strukturformel auf.“
    Ich wehrte ab. „Nein, damit könnte ich ehrlich gesagt nicht viel anfangen, Strukturformeln waren nie meine Stärke, aber ich bin beeindruckt. Du hast beim Studium anscheinend sehr gut aufgepasst.“
    Isabella machte eine Grimasse. „Zu sehr, wie sich später herausstellte. Mein Studium hat mir einen Riesenspaß gemacht. Ich habe alle meine Examina und Prüfungen ausnahmslos mit Eins abgeschlossen. Aber so etwas hat auch seine Tücken. Man wird automatisch zum nerdigen Außenseiter gestempelt.“
    „Also, noch mal zum Thema“, sagte ich, „Hältst du es für möglich, dass jemand, der dieses Plätzchen isst, an einer Blausäurevergiftung sterben könnte?“
    Isabella schüttelte wieder den Kopf.
    „Nein. Der entscheidende Grund dafür ist, dass das Plätzchen gebacken wird. Blausäure ist sehr flüchtig und hitzeempfindlich. Nach dem Backprozess befindet sich nur eine ungefährliche Menge an Blausäure in diesem Keks.“ Sie reichte mir den Almandredo zurück.
    „Du kannst den Keks also unbesorgt aufessen, auch wenn er dir offensichtlich nicht besonders gemundet hat. Wo hast du ihn gekauft? Damit ich Bescheid weiß, wo man sie lieber nicht kaufen sollte“, lachte sie. Aber ich lachte nicht mit.
    „Ich denke nicht, dass ich das tun werde“, sagte ich ernst, „denn ich habe den Verdacht, dass irgendein letales Gift tatsächlich darin vorhanden ist. Ich weiß nur nicht, was es ist.“
    „Wie kommst du bloß darauf?“, fragte Isabella und sah mich amüsiert an, „Liest du vielleicht zu viele Krimis?“
    Da schob ich ihr mit bebenden Händen das Taschentuch hin. „Weil du noch nicht alles gesehen hast, das ich mitgebracht habe.“
    Isabella faltete es weiter auseinander und beugte sich darüber. Sie berührte die Haare, Anitas blutverschmierte Haare, mit den Fingerspitzen. Als sie realisierte, worum es sich handelte, zuckte sie zurück.
    „Sind das Menschenhaare?“, fragte sich erschrocken.
    „Ja“, antwortete ich tonlos, „das sind Menschenhaare.“
    „Offensichtlich hat die Person eine ziemliche Verletzung. Das sieht aus wie Blut.“
    „Die Person ist tot, und – ja – es handelt sich tatsächlich um Blut.“
    Isabella schüttelte sich, als fröstele ihr. „Das ist furchtbar gruselig. Warum bringst du diese Totenhaare hierher, und was haben sie mit dem Keks zu tun? Ich bin jetzt total verwirrt.“
    Ich schwieg und dachte nach.
    Wie sollte ich es ihr erklären? Was würde sie zu meinen Ausführungen sagen? Würde sie mich für völlig verrückt halten und mir die Tür zeigen? Ich würde das an ihrer Stelle wahrscheinlich auch tun.
    Aber ich brauchte ihre Hilfe. Nur sie konnte mir weiterhelfen.
    Also sagte ich geradeheraus: „Die Haare stammen von der Leiche von Anita Morales.“
    „Anita Morales! Ist das nicht die junge Frau, die am Mirador verunglückt ist? Ich habe in der Zeitung davon gelesen.“
    „Ja.“
    Dann fasste ich mir ein Herz und sagte: „Isabella, ich möchte dich etwas fragen.“
    „Schieß' los“, sagte sie.
    „Wenn ich dir jetzt etwas erzähle, kannst du es ganz für dich behalten? Kann ich dir vertrauen,

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