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Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Unschuldigen, dass ich die Unschuld des Angeklagten beweisen werde! Ich bin Marcus Tullius Cicero Tiro, Freigelassener des großen Prokonsuls Marcus Tullius Cicero!«
    Auf mein Nicken hin wandte sich nun der Ankläger der Menge zu und hob den rechten Arm. Er war ein großer Mann mit prägnanten Gesichtszügen, etwa fünfundvierzig Jahre alt.
    Seine Toga hatte er auf die gleiche Art drapiert, wie Quintus Hortensius Hortalus es immer zu tun pflegte - besser konnte man sich nicht in Szene setzen, wenn man vorhatte, eine große Rede zu halten.
    »Ich schwöre beim Jupiter, dem Größten und Mächtigsten, dem Bestrafer aller Schuldigen, dass ich die Schuld von Gelon beweisen werde, dem Sohn des berüchtigten Sklavenhändlers und dem Mörder von Gorgo, der Tochter des allseits verehrten Apollopriesters! Ich bin Aulus Julius Vi-bianus, Bürger Roms und Baiaes!«
    Das überraschte mich. Dass es in Baiae einen Zweig der Julii gab, war mir neu. In Rom trugen die Julii normalerweise den Beinamen Caesar, und von ihnen gab es nicht besonders viele.
    Das Praenomen Aulus hatte ich bei ihnen noch nie gehört. Ich sah an dem Mann herab und registrierte, dass er rote Sandalen trug, die am Knöchel mit einem kleinen Halbmond aus Elfenbein verziert waren; er war also tatsächlich Patrizier. Ich warf Julia einen fragenden Blick zu, doch sie zuckte mit den Schultern. Offenbar hatte sie auch noch nie von diesem Zweig ihrer Familie gehört.
    Natürlich hatte Julia auch als Frau eines Praetors keinerlei offizielle Funktion, und in Rom hätten sicher viele ihre bloße Anwesenheit bei einem meiner Prozesse bereits als Skandal empfunden. Doch von der Teilnahme an diesem Prozess war sie durch nichts in der Welt abzubringen gewesen, und ebenso wenig konnte kein Gesetz sie daran hindern, sich gelegentlich zu mir vorzubeugen und mir etwas ins Ohr zu flüstern. Solange sie nicht laut redete, konnte sie keiner wegen ungebührlicher weiblicher Einmischung in öffentliche Angelegenheiten anklagen, noch konnte man mich der Beeinflussung durch meine Frau bezichtigen.
    Julia saß hinter dem Podium, neben ihr Antonia und Circe, die ihre ganze Schar persönlicher Dienstmädchen und Sklaven mitgebracht hatten.
    Am Fuße des Podiums steckten zu meiner Rechten Tiro und Gelon mit Cicero und dessen Bruder die Köpfe zusammen. Zu meiner Linken stand Vi-bianus inmitten einer Gruppe von Männern, bei denen es sich zweifellos um Rechtsgelehrte aus Baiae handelte.
    Der Prozess begann mit der üblichen gegenseitigen Denunziation, bei der Tiro und Vibianus einander mit den übelsten Beschimpfungen bedachten und sich jeder Art von Verbrechen und Degeneration bezichtigten und dabei auch die jeweiligen Klienten des Gegners in ihre Schimpftiraden miteinbezogen. Diese gegenseitigen Schmähungen bilden bei jedem Prozess den Auftakt, und die dabei verwendeten Standardfloskeln sind mittlerweile so bekannt, dass ich es mir erspare, die wüsten Attacken hier im Einzelnen wiederzugeben.
    Als Tiro und Vibianus einander genug verunglimpft hatten, begann der ernsthafte Teil des Prozesses. Die Auslosung ergab, dass Tiro als Erster dran war. Da ich für diesen Tag keine weiteren Prozesse angesetzt hatte, verzichtete ich auf die Wasseruhr und erlaubte beiden Anwälten solange zu reden, wie sie wollten; allerdings machte ich zur Auflage, dass spätestens bis Sonnenuntergang das Urteil zu fallen hatte.
    Tiro trat vor. Seine Toga hatte er sich, Ciceros Gewohnheit entsprechend, in der schlichten, schon von unseren Vorfahren praktizierten Form übergeworfen. Seine Haltung und die Selbstsicherheit seiner Körpersprache strahlten eine derartige Würde aus, dass niemand auf die Idee gekommen wäre, dass er einmal Sklave gewesen war.
    »Bürger von Baiae!«, begann er. »Ich stehe hier, um großes Unrecht zu verhindern! Gelon, der Sohn des erst vor kurzem verstorbenen Gaeto der Numider, hat unendliches Leid erfahren.
    Erst hat er die junge Frau verloren, die er liebte und um deren Zuneigung er geworben hat.« Die Menge quittierte diese Worte mit lautem Gemurmel, doch Tiro fuhr unbeirrt fort: »Ich weiß, dass viele von euch ihn für unwürdig halten, einem vornehmen Mädchen den Hof zu machen, aber ich frage euch: Wie kommt ihr dazu, so über ihn zu denken? Weil sein Vater mit Sklaven gehandelt hat? Weil er in einem Geschäft tätig war, das schon zu Zeiten unserer Vorväter betrieben wurde und dem er wohl kaum vor euer aller Augen hätte nachgehen können, wenn es nicht legal wäre? Und selbst

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