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Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Silva wohl all dieses teure Holz und den wertvollen Weihrauch gestiftet hat?«, überlegte ich. »Soweit ich weiß, ist er nicht mit dem Priester verwandt, und übermäßig enge Freunde scheinen die beiden auch nicht zu sein.«
    »Vielleicht aus demselben Grund, aus dem du das Trauermahl hast auftragen lassen«, überlegte Julia. »Es ist durchaus üblich, dass Amtsinhaber und Anwärter großzügig Geschenke verteilen.
    Immerhin ist er einer der duumviri Baiaes; er ist stinkreich und buhlt mit allen möglichen anderen Männern seines Standes um öffentliches Ansehen. Vielleicht hat er das Geschenk als euergesia betrachtet.«
    Sie verwendete das griechische Wort für die den Wohlhabenden und Reichen auferlegte Pflicht, für die öffentlichen Bauten und die Zerstreuung und Unterhaltung des Volkes zu sorgen. Eben dieser Brauch brachte so viele Kandidaten für die höheren Ämter in Rom dazu, sich mit dem Bau von Tempeln, Brücken, Basiliken und Portiken und mit der Ausrichtung verschwenderischer Spiele, Bankette und munera, selbst in den Ruin zu treiben, und das alles bloß, um die Gunst des Volkes zu gewinnen und die Mitbewerber, die ebenso aufwändige Bauten und Spiele finanzierten, nach Möglichkeit zu übertrumpfen. In griechischen Gemeinden gab es keine größere Ehre, als mit dem Titel eines euergetes geschmückt zu werden.
    »Mag sein, dass du Recht hast«, sagte ich. »Aber allmählich verdächtige ich jeden.«
    Sie zwickte mich in den Arm und fragte: »Ist das nicht immer die klügste Vorgehensweise?«
    Am Abend suchte ich Gelon auf; ich fand ihn in der zur Villa gehörenden palaestra. Das gymnasium der Villa war so groß, dass es den öffentlichen Übungsplätzen Roms in nichts nachstand, und es war erheblich luxuriöser eingerichtet. Der Sand für die Boxgrube und die Laufstrecke war eigens aus der arabischen Wüste herbeigeschafft worden, alle Steinarbeiten waren aus feinstem Marmor gefertigt; die Statuen hatten einst in Olympia gestanden und waren Porträts von Siegern der olympischen Spiele vergangener Jahrhunderte.
    Hier trainierten meine Liktoren und die jungen Männer meines Gefolges und hielten sich fit, wenn ich sie gerade nicht für irgendwelche Aufgaben einspannte. Ich hatte meinem Trupp eingebläut, dass sich alle in bester körperlicher Verfassung zu halten hatten und dass ich jeden nach Hause schicken würde, der sich gehen ließ. Schließlich konnte mich jederzeit aus Rom der Befehl ereilen, eine militärische Aktion zu leiten, und dann waren meine Männer verpflichtet, mit mir in den Krieg zu ziehen.
    Gelon und seine Leibwächter hieben unter den wachsamen Augen meiner Liktoren in einer Sandgrube beherzt mit etwa sechs Fuß langen Schlagstöcken aufeinander ein; offenbar handelte es sich um eine numidi-sche Kampfsportart. Auch die Gallier, Spanier und Judäer hatten eine Vorliebe für diese Waffe, doch die Numider wussten sie offenbar viel durchdachter und raffinierter einzusetzen. Ich sah dem Schauspiel ein paar Minuten fasziniert zu und winkte dann den Anführer meiner Liktoren heran.
    Er kam sofort herbeigelaufen und fragte: »Was wünschst du, Praetor?«
    »Wie hat der Gefangene sich betragen?«
    »Sehr gut. Die Einschränkungen machen ihm ein bisschen zu schaffen, aber wie du siehst, gibt es hier jede Menge Möglichkeiten, sich die Zeit zu vertreiben. Die Wachen vor den Ställen habe ich verdoppelt.«
    »Hast du auch daran gedacht, alle Übungsschwerter und Speere wegschließen zu lassen?«, wollte ich wissen. »Im Moment mache ich mir eher Sorgen, dass er sich umbringt, als dass er flieht.«

    »Haben wir alles weggeschlossen«, beruhigte er mich. »Aber ich glaube, du musst dir deswegen keine Sorgen machen. Dein Versprechen, ihn auf keinen Fall kreuzigen oder gegen die Löwen antreten zu lassen, hat ihn sichtlich beruhigt. Vor einer schnellen Enthauptung hat ein richtiger Mann keine Angst. Er scheint einfach abzuwarten, was auf ihn zukommt.«
    »Dann ist es ja gut«, gab ich mich zufrieden. »Aber behalte ihn auf jeden Fall im Auge.« Mit diesen Worten wandte ich mich und ging zu der Sandgrube.
    Als Gelon mich sah, ließ er seinen Stock sinken. »Guten Abend, Prae-tor. Schon zurück von der Bestattungsfeier?«
    »Ja«, erwiderte ich. »Es war eine schöne Zeremonie, und Gorgo wurde mit allen erforderlichen Ritualen auf ihren letzten Weg geschickt.«
    »Es tut mir sehr Leid, dass ich nicht dabei sein konnte«, sagte er und senkte die Augen. »Sobald diese Angelegenheit erledigt ist, werde

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