Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)
der rauhe Käpt’n. »Sonst gibt es sieben Jahre schlechten Sex!«
»Ach, die drei Wochen krieg ich auch noch rum«, bemerkte Fred trocken.
Alle lachten. Aber ich war wie vom Donner gerührt. Immerfort stellte er mich bloß, dieser Widerling. Als wenn es nicht schön gewesen wäre mit uns!
Ich strafte ihn mit Verachtung.
»Seit wann sind Sie Kapitän?« fragte ich Harm Lohs.
»Seit Neuseeland.«
»Was ist mit Kapitän Schulz passiert?« Ich wollte es doch möglichst von vielen Seiten hören.
»Der ist im Farbeimerraum sanft entschlafen.«
Harm Lohs sagte das völlig emotionslos, als wäre es das Normalste von der Welt.
Ich wartete, ob er das Ganze noch irgendwie kommentieren würde, aber da kam nichts mehr.
»Ich hörte ...«, trotziger Seitenblick auf Fred, der schweigend vor sich hin rauchte, »... daß er da drinnen nicht alleine war?«
»Kann sein.« Harm Lohs war kein Schwätzer. »War wohl noch ‘ne Dame drin.«
»Auch ... entschlafen?«
»Möcht wohl sein.«
Anna warf mir einen warnenden Blick zu.
Friedemann Gottlieb rechts neben mir wollte nun aber alles ganz genau wissen. »Entschuldigung, ich habe gerade mitgehört. WAS ist da passiert?«
»Na, die Frau Meier war ja zu der Zeit nicht mehr an Bord«, posaunte Frau Wollsocke los. »Aber was DA alles passiert ist auf der Reise, das ist schon Wahnsinn! Zuerst sind zwei Passagiere über Bord gegangen ...«
»Nicht so laut, Erna!« Herr Wollsocke schlürfte mit links seine Suppe.
»Wieso soll ich das nicht sagen! Hier gab es Ehekrisen, sag ich Ihnen, der eine, der Reiche, wie hieß der noch, Walter?«
»Erna! Bitte! Wir sind selber reich!«
»Der die Hochzeitssuite hatte mit seiner Frau! Der HAT ja die Frauen angegraben, auf GESCHMACKlose Weise, unglaublich. Haben Sie den noch kennengelernt, Frau Meier?«
»Nein«, sagte ich.
Fred warf mir einen kurzen, irritierten Blick zu.
»Na, auf SIE wäre der alte Lustmolch erst recht abgefahren! Aber seine Frau hat ihn über Bord geschmissen!«
»Das ist ja unglaublich!« Friedemann Gottlieb blieb die Geflügelcremesuppe mit Morcheln und Cognac im Halse stecken.
»Sie GLAUBEN gar nicht, was sich hier abgespielt hat«, schrie Frau Wollsocke über den Tisch. »Kurz danach ist eine Frau ins Wasser gegangen, wissen Sie noch, Herr Kreuzfahrtdirektor, die mit dem geschmacklosen Haarturm! DIE haben Sie aber noch gekannt, Frau Meier?!«
»Nein. Ich glaube nicht.« Desinteressiert löffelte ich mein Estragon-Schaumsüppchen.
»Na, die hat doch immer so affektiert getanzt! Da haben Sie doch mit dem Schweizer Bänker noch so drüber gelacht!«
»Welcher Schweizer Bänker?« fragte ich dreist.
»Jetzt ISSES aber gut, Erna!«
»Die hatten ja auch eine schreckliche Ehekrise. Sie war so reich, Alleinerbin einer Drogeriekette, und er, der Arme, war sowieso einen Kopf kleiner als sie ... und da hat er wahrscheinlich arge Komplexe gehabt ...«
»ERNA!!«
»Und da HAT er sie über Bord geschmissen. Ich weiß das ganz genau!«
»Das kannst du doch gar nicht beweisen!«
»LASS mich doch, Walter! Wer soll’s denn sonst gewesen sein?!«
»Na, denn prost«, sagte Harm Lohs.
»Und dann gab es noch diese gräßlichen Leute, deren Sohn immer in der Mittagszeit auf unserer Owner-Suite herumgesprungen ist, verarmter Adel, total verblödet, der Junge ...«
»ER-NA!!«
»Na, dem hab ich Walters Beruhigungsmittel ins Essen getan, da ist er fast von gestorben, kriegte schrecklichen Ausschlag, da haben seine Eltern gedacht, er hätte die Windpocken ...«
»Erna, wenn du jetzt nicht still bist ...!«
Die Stewards näherten sich mit dem Hauptgang.
»So, und da hätten wir heute das gebratene Lammrückenfilet, mit Reis-Zwiebelmus überbacken, Prinzeßbohnen in Kräuterbutter und Blaublut-Kartoffeln, guten Appetit!«
Gleichzeitig rissen die treuen Diener die blankpolierten Bottiche von unseren Tellern.
»Aber das tollste war ja diese Reporterin«, nahm Frau Wollsocke den Faden wieder auf. »Frau Meier, haben Sie DIE noch kennengelernt?«
»Ja, natürlich.« Ich nahm einen Schluck 1997er Pinot Noir du Valais.
Friedemann Gottlieb konnte keinen Bissen mehr zum Munde bringen. »Was ist mit der passiert?«
»Die hat sich selbst umgebracht«, wußte Frau Wollsocke zu berichten. »Auf ganz elegante Weise.« Sie zerteilte ihrem einarmigen Gatten das Lammrückenfilet. »Handgelenk aufgeschnitten und dann in die Toilette gehalten.«
»Aber davon stirbt man doch nicht ...« Friedemann Gottlieb war ein ganz Naiver, das
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