Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)
the best price I ever made for a German woman«, grinste er dann herauf.
»Bitte?«
»Seventyseven camels! Stark! Sie san schon a ganz a tolle Frau! Aber mer gem Sie nicht her! Sie tun mer noch brauchen! Gell, Fred?!«
Doch Fred verließ bereits rauchend den Saal.
»Fred geht«, unkte der Pianist hinter ihm her.
»Wenn du wüßtest, wie recht du hast«, murmelte ich, während ich die Noten zusammensammelte.
An Bord, 17. März
Der Kapitän des Kreuzfahrtschiffes »MS Blaublut« freut sich,
Frau Burkharda Meier
heute abend um 20.00 Uhr in die Kaminecke des Salons »Prinzessin Caroline von Monaco« zu einem Cocktail und einem anschließenden Abendessen im Restaurant »Vier Himmelsrichtungen« einzuladen.
Harm Lohs, Kapitän
Ich hielt das kostbare Schreiben in meinen Händen.
Es hatte auf meinem Kopfkissen gelegen, als ich aus dem Fitneßstudio kam.
So, so. Wieder mal ein Kapitäns-Dinner. Beim letztenmal hatte der widerliche Schulz seinen schäbigen Charakter freigelegt.
Heute gab es einen neuen Kapitän. Harm Lohs. Was für ein Name für einen Kapitän.
Um Punkt zwanzig Uhr schritt ich in meinem knallroten Escada-Kostüm, das ich mal secondhand für 150 DM erworben hatte, in die Kaminecke des Salons .»Caroline von Monaco«. Die drei Warmduscher klimperten dezent im Hintergrund vor sich hin. Der Kapitän, ein baumlanger, gemütlicher Kerl, erhob sich und drückte mir die Hand. Er machte nicht die geringsten Anstalten, sie zu küssen, und das fand ich sympathisch.
»Wir kennen uns ja schon«, rang er sich wortkarg ab.
»Ja. In Auckland im Restaurant haben wir uns kurz getroffen.«
»Genau«, sagte Harm Lohs. Dann setzte er sich wieder und starrte in sein Whiskyglas. Ein richtiger maulfauler nordischer Seebär. Ich mochte ihn auf Anhieb.
Zu meiner Freude war auch Anna eingeladen. Sie erschien, strahlend schön, in einem karamelfarbenen Kostüm. Und dieser neue Bariton, mit dem ich die Zoll-Odyssee erlebt hatte, Friedemann Gottlieb. Er hatte sich in Schale geschmissen. So ‘n ganz gut Erzogener war das, Marke: Junge, benimm dich im Leben, dann kannst du was werden. Bestimmt war er Meßdiener gewesen. Wir blinzelten uns freundlich zu.
Und noch zwei bekannte Gesichter hockten da in der Kaminecke hinter Nüßchen und Salzmandeln: Herr und Frau Wollsocke, die Weltreisenden! Na, das konnte ja ein spannender Abend werden. Immerhin waren die meisten hier am Tisch schon in Australien und Neuseeland an Bord gewesen. Mal sehen, was es da zu erfahren gab.
Gerade als wir angefangen hatten zu plaudern, kamen noch zwei Streifenhörner herbei.
»So, dann wären wir ja komplett«, sagte Harm Lohs, indem er sich mit seinem Champagnerglas erhob.
Ich stand auf, nahm mein Glas und lächelte in die Runde.
Das eine Streifenhorn war der Hoteldirektor. Er warf einen zufriedenen Blick auf mein Outfit.
Und das andere war Fred. Er hielt meinem Blick nicht stand.
Wie schon beim letztenmal kam ich am großen runden Tisch neben dem Kapitän zu sitzen. Auf meiner anderen Seite saß Friedemann Gottlieb, der wohlerzogene Bariton. Rechts von ihm saßen Herr und Frau Wollsocke, mir gegenüber der Hoteldirektor, daneben die strahlende Anna und an ihrer anderen Seite Fred. In seiner dunkelblauen Uniform sah er perfekt aus. Ich versuchte, mir über meine Gefühle klarzuwerden. Aber es ging nicht.
Einerseits bekam ich nach wie vor weiche Knie, wenn ich ihn sah. Andererseits war ich sicher, daß er den Film gemacht hatte. Und daß er mich verraten hatte. Obwohl er wußte, daß ich ihn liebte. Dazu gehörte schon ein absolut verdorbener Charakter. Und eine Gefühlskälte, die in keiner Tiefkühltruhe Platz hat. Er lachte sich mit seinen Freunden über mich kaputt. Nein, Fred, dachte ich, du hast bei mir keine Chance mehr. Mein Leben ist verpfuscht. Und deines ist sowieso bald zu Ende. Schade. Dabei hätte es noch so schön werden können mit uns.
Ich starrte ihn haßerfüllt an. Und gleichzeitig liebte ich ihn noch, den verdammten Kerl.
Wir hoben alle wohlerzogen unser Champagnerglas und sagten »Auf einen schönen Abend« und »Zum Wohlsein« und schenkten uns gegenseitig ein süßliches Lächeln.
»Na, denn prost«, sagte Harm Lohs schlicht.
Fred und ich schauten uns nicht in die Augen. Dafür durfte ich einen tiefen Blick von Friedemann Gottlieb auffangen.
Auch der Hoteldirektor blickte mich wohlwollend an. »Gnä Frau ... stark schaun S’ aus!«
»Sie auch!« Ich mochte den Mann.
»In die Augen schauen«, sagte Harm Lohs,
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