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Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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der Tenor, und ein paar alleinreisende Passagiere. Hier war doch wenigstens mal was los!
    Ulrich stieß mit dem Fuß eine Tür nach draußen auf und schubste mich ins Freie. Ich mußte leider den Einhandsegler loslassen, der daraufhin alleine weiterging.
    Ulrich stellte sich an die Reling.
    Der Mond leuchtete in unbeschreiblicher Weise milchig und rund auf das schwarze, stille Meer. Kein Lüftchen regte sich. Es waren sicherlich noch 25 Grad draußen. Paradiesisch. Wie im Traum.
    »Ist das nicht der Wahnsinn, du?« fragte Ulrich, indem er mich an sich zog.
    »Doch, total«, sagte ich.
    »Voll der Wahnsinn, so ein Mond, du, das hast du noch nicht mal in Kanada, und auch in Mexiko nicht, das hast du nur hier im Stillen Ozean, du, das ist der Wahnsinn, du«, schwärmte Ulrich der Unabschüttelbare.
    An der anderen Reling hörte ich Gloria mit ihrer Klospülunglache gurren. Wer bei ihr war, konnte ich nicht erkennen. Jedenfalls war es wahnsinnig romantisch. Zumindest der Mond und das Meer. Ulrich war nicht so romantisch, aber er war in reizender Weise um mich bemüht. Er war ein exzellenter Schwärmer. Aber nur in der Auffahrt.
    Wir standen eine Weile da, Ulrich und ich, und betrachteten – ja Wahnsinn, du – den Mond, und dann schlug ich vor, wieder hineinzugehen. Ich strich mir, ein Frösteln vortäuschend, über die nackten Arme, aber Ulrich, ganz Gentleman, streifte mir sofort seine Smokingjacke über, und die war von innen schweißnaß und nur mäßig appetitlich. Ich wollte wieder rein. Ich wußte nicht genau, warum und zu wem. Aber tief drinnen in meinem Herzen wollte ich wissen, wo dieser arrogante, zynische Kreuzfahrtdirektor steckte. Nur so. Nur, damit ich Feindesland abstecken konnte. Einfach so, ohne Grund. Ich würde mich besser fühlen, wenn ich wüßte, wo er war.
    Bestimmt war er längst »auf Kabine«, wie man hier sagte, mit einer oder mehreren seiner Lustmiezen. Was ging mich dieser rauchende Arroganzling an. Vier Streifen! Ph! Was bedeutete das schon! Bei uns in Geilenkirchen hatte niemand vier Streifen. Und die Erde drehte sich doch!
    »Laß uns reingehen!«
    »Wie du willst, du!«
    Ulrich der Beflissene hielt mir die Tür auf, ich schlüpfte hindurch, und wir wanderten den langen Gang hinunter, vorbei an der Edelboutique, in der es fast nur Escada in Übergrößen gab und für die Herren Lacoste, und vorbei am Spezialitätenrestaurant, das aber längst geschlossen hatte.
    »Das ist der Wahnsinn, du«, sagte Ulrich zur Abwechslung mal.
    Im »Eitlen Fratz« war aber noch was los!
    Lars-Dars saß am Piano und spielte unverdrossen Schlager. Seine fette Gattin lehnte im altrosa Leberwurstkleid am Flügel und sang mit Schlachtschaf-Timbre: »Ich steh’ im Regen und warte auf dich ...«
    »Na, da kann sie lange warten!« flüsterte mir der Einhandsegler zu, der an der Tür gestanden und nur auf mich gewartet hatte. Ich kicherte aufgekratzt. Daß sie aber auch alle auf meiner Seite waren!
    An der Bar lehnte die laute Gloria im aufreizenden Leder-Super-Mini, mit Stiefeletten zu Strapsen – na ja – und kokettierte mit dem phlegmatischen Schweizer, mit dem Barkeeper und noch mit einigen uniformierten Streifenhörnchen, die in erstaunlicher Anzahl am Tresen hockten.
    Ich verspürte sofort ein undefinierbares Herzklopfen. War ER dabei? Aber nein. Es waren alles völlig unbekannte Gesichter. Keiner interessierte mich von denen. Keiner. Noch bevor Ulrich mich auf die Tanzfläche zerren konnte, hatte schon Rudolf, der alte Kegelbruder, seine Chance gewittert. Er packte mich gläsernen Blickes und legte einen wirklich anständigen langsamen Walzer mit mir aufs Parkett, während die dicke Klara-Viktoria mähte:
    »Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre, ich bin doch zu schade für einen allein. Wenn ich jetzt grad’ dir Treue schwöre, wird wieder ein andrer ganz unglücklich sein. Ja soll denn etwas so Schönes nur einem gefallen? Die Sonne, die Sterne gehör’n doch auch allen! Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre, ich glaub’, ich gehöre nur mir ganz allein!«
    Rudolf drückte mich fester an sich, und ich schwebte mit ihm im langsamen Walzer übers Parkett. Eins mußte man Rudolf lassen: Er war ein phantastischer Tänzer.
    »Wo ist Ihre Frau?« fragte ich anstandshalber.
    »Wir waren schon beim Du!« Rudolf drückte mich noch fester an sich.
    »O.K. Wo ist DEINE Frau?«
    »Im Bett!«
    »Sprechen die Männer von Treue, lächle ich nur vor mich hin. Liebe ist ewig das Neue, Treue hat gar keinen Sinn! Heute

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