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Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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schon ist mir entschwunden, was ich noch gestern besaß, Liebe macht selige Stunden, Treue macht gar keinen Spaß.«
    »Genau«, sagte Rudolf und drückte mich fester an sich. »Treue macht gar keinen Spaß!«
    Wenn er nicht so verdammt gut getanzt hätte! Aber das war noch um Klassen besser als Ulrich, der einfach immer nur wahnsinnig begeistert vor sich hin hampelte. Ich hörte Gloria lachen. Es klang wirklich wie eine Klospülung.
    Ja, was sah ich denn da??
    Mit wem tanzte Gloria?
    Das durfte doch nicht wahr sein ...
    »Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre ...«
    Es war Fred Hahn, den sie da im Arme hielt!
    Sie hatte es geschafft, ihn auf die Tanzfläche zu kriegen!
    FRED HAHN!! Der Kreuzfahrtdirektor!!
    Er ließ sich unwillig von ihr herumführen, und ich merkte gleich, er tanzte miserabel.
    Arme Gloria, dachte ich. Was für ein Pech du immer hast! Was willst du auch mit dem ungehobelten Kerl!
    Und dann drehte ich mich mit Rudolf, daß es eine Freude war. Sollten doch alle gucken, wie gut wir tanzen konnten! Selbst das Ehepaar Adlerhorst, das tatendurstig den Saal betrat, zog sich sofort zurück, als es uns sah. Tja, Freunde, dachte ich. Kapituliert. Geht schön ins Bettchen und vollzieht die Ehe, haha!
    »Du tanzt gut!«
    Rudolf ließ sich zu einem wirklich wortgewaltigen Kompliment herab.
    »Danke, du auch!«
    Ich strahlte ihn an. Ulrich stand an der Bar. Er hatte zwei Gläser Champagner bestellt. Sie machten einen eiskalten Eindruck.
    Ich fühlte mich immer besser.
    »Für eine Nacht voller Seligkeit, da geb’ ich alles hin!« mähte die dicke Diseuse. Wir rockten begeistert mit. »Doch ich verschenk’ mein Herz nur dann, wenn ich in Stimmung bin!«
    Ach, wenn das meine Kirchenchorschwestern in Geilenkirchen sehen könnten! Wie begehrt ich war! Und wie locker! Bei Vollmond auf dem Fünfsterneschiff! Die Kavaliere standen Schlange. Alle wollten sie mit mir tanzen. Ach, Rüdiger! Warum hast du nie mit mir »Für eine Nacht voller Seligkeit« gespielt? Immer nur Fugen und Präludien! Was haben wir alles verpaßt?!
    Ich taumelte durstig an die Bar, wo schon Ulrich meiner harrte. Eigentlich war mir nicht nach Champagner. Mir war nach Bier.
    Der Professor stand neben mir.
    Ich bestellte ein Bier, den Ulrichschen Champagner ignorierend.
    »War ich, wo’s Bier zu trinken gab,
    stell ich die Frage unterwegs mir:
    Wenn ich beim Bier geschäkert hab,
    bin ich dann wohl ein Schäksbier?«
    sprach der Professor prompt. Ich kicherte und trank auf Heinz Erhardts Wohl herum.
    Gloria lachte, daß es sich anhörte, als würde ein ganzes Campingklo entsorgt. Die Schweizer lachten auch. »Ja Wahnsinn, du!« Rudolf steckte sich säuerlich eine Zigarette an. Und da gewahrte ich seine Frau! Die mit den lilabläulichen Haaren! Sie war ja doch noch nicht zu Bett gegangen! Sie hockte inmitten anderer älterer Damen in einer Ecke und stopfte frustriert Erdnüßchen in sich hinein!
    Oh, oh! Die Zahl meiner Feinde wuchs mit jeder Minute.
    Wir hockten an der Bar. Zwar hatte der Kreuzfahrtdirektor gesagt, wir sollten nicht in Horden in die Bar einfallen und den Passagieren die Show stehlen, aber das war mir jetzt egal. Wir WAREN nun mal die Show! Und wenn die Passagiere keine jungen Menschen ertragen konnten, die noch Lebensfreude hatten, dann war das IHR Problem. Und außerdem: Fred Hahn war ja selber hier!
    Der Vollmond schien so hell, daß ich mir einbildete, er würde mich wärmen. Die Stimmung in der Bar »Zum eitlen Fratz« nahm ungeahnte Formen an.
    »Noch ‘n Gedicht!« schrie Gloria.
    Aber plötzlich spielte Lars-Dars das Vorspiel von dem Lied, das wir morgens geprobt hatten: »Kann denn Liebe Sünde sein?« Und ehe ich mich’s versah, hatte ich die dicke Diseuse aus der Flügelbeuge weggeschubst, griff selber zum Mikro und sang:
    »Jeder kleine Spießer macht das Leben mir zur Qual, denn er spricht nur immer von Moral; und was er auch denkt und tut, man merkt ihm leider an, daß er niemand glücklich sehen kann.«
    Meine hochhackigen Schuhe drückten. Ich streifte sie einfach ab und kickte sie unter den Flügel. So was würde ich in Geilenkirchen nie tun! Aber schließlich waren wir hier nur noch im ganz engen Kreise zugegen. Barfuß stand ich auf den hölzernen Planken, wiegte mich in den Hüften und sang in das Mikro, das meine Stimme über das planglatte Meer trug:
    »Kann denn Liebe Sünde sein? Darf es niemand wissen, wenn man sich küßt, wenn man einmal alles vergißt, vor Glück?«
    Hierbei warf ich einen flüchtigen

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