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Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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jetzt an Land und scheiße auf ihn, dachte ich.
    Los, Burkharda. Vielleicht ist Ulrich noch an Bord. Oder Gloria. Oder Mareike. Oder Anthony oder sonst wer.
    Und wenn nicht, dann gehst du allein.
    Ich wollte mich erheben, doch meine Knie versagten ihren
    Dienst.
    Wenn ich jetzt ging, und Rüdiger rief an?
    Ach was, Rüdiger! Rüdiger war in Geilenkirchen, und da war
    es jetzt tiefe Nacht. Und Dezember noch dazu.
    Hier, in Darwin, war es 12 Uhr mittags! Und 35 Grad!! Und ich hockte in meiner klimatisierten Bude und wartete auf einen Stapel Noten! Wozu? Um diesem Kreuzfahrtdirektor zu gefallen, der mich ABGEHAKT hatte?
    Los, Burkharda, auf. Du bist eine Frau von Welt.
    Schnapp dir ein Landgangmärkchen und mach dich vom Acker. Australien ist toll.
    Ich stand auf, wankte ins Bad, tuffte mir den Rougepinsel auf die graublassen Wangen. Wie ich aussah!! Zwei Nächte nicht geschlafen, zwei Tage nichts gegessen ... das mußte ein Ende haben!
    Das Telefon blieb still.
    Gut, Rüdiger, penn weiter, ich geh mir jetzt Australien anschauen.
    Ich ließ die Kabinentür hinter mir ins Schloß fallen.
    Beherzt lief ich den Gang hinunter, mein Landgangtäschchen mit der royal-blauen Aufschrift »MS Blaublut« lässig über der Schulter.
    Vielleicht konnte ich sogar noch so einen Ausflugsbus erwischen. Dann kam ich auf andere Gedanken.
    Auf der Treppe nahm ich immer zwei Stufen auf einmal.
    Da kam mir jemand von oben entgegen.
    Fast wären wir zusammengestoßen.
    »Hoppla«, sagte ich.
    »Hoppla«, äffte mich jemand nach.
    Es war Fred.
    »Oh, hallo.«
    »Na, geht’s an Land?« Spöttischer Blick aus wasserblauen, kalten Augen.
    »Ja, ich warte eigentlich auf ein Fax, aber ... ich glaube, ich gehe doch ...« Mein Gott. Wo konnte man sich hier festhalten? Ich klammerte mich an das Goldgeländer. Das überlebensgroße Porträt von Fürstin Gracia Patricia blickte milde lächelnd auf uns herab.
    Unten an der Rezeption standen der Zahlmeister und seine Maiden und blickten bedeutungsvoll zu uns herauf. Die Passagiere drängten sich landganghungrig die Gangway hinab.
    »Ah, ich erinnere mich. Jung-Rüdiger will Noten faxen ...« Oh, diese Häme in seiner Stimme! Ich wollte ihm meine Landausflugtasche über die Birne hauen.
    Aber ich liebte ihn doch so!
    Fred gewahrte die Blicke der überall lauernden Ratten und trat gleich einen Schritt zurück. Da! Ich bedeutete ihm was! Wenn ich ihm egal wäre, würde er sich nicht beobachtet fühlen!
    »Ich muß jetzt gehen«, stammelte ich.
    »Schade«, sagte Fred. »Ich wollte dich gerade fragen, ob du einen Kaffee mit mir trinkst.«
    Meine Knie versagten ihren Dienst.
    Und mit diesen Weichlingen von Beinen wollte ich an Land gehen?
    Unmöglich! Wenn ich es schaffte, mich auf ihnen noch vier Treppen höher aufs Sonnendeck zu schleppen, dann war das schon viel!
    Ich schlich, so unbeteiligt wie möglich vor mich hin blickend, die Treppen hinauf.
    »Na, geht’s nicht an Land?« Zahllose Passagiere quollen mir entgegen und strömten alle in die andere Richtung.
    »Doch, doch, später!«
    »Aah, unsere Kammersängerin! Geht’s nicht an Land?«
    »Doch, später!«
    »Aah du, Wahnsinn, du, daß ichch dichch noch treffe, du, ichch wollte gerade alleine an Land gehen, du ...«
    »Dann GEH allein an Land, du! Ich muß hier noch arbeiten! Ich erwarte noch ein Fax!«
    Ulrich streichelte meinen Arm. »Ichch warte unten im Hafen auf dichch, du!«
    »Tu das, du. Aber es könnte sein, daß ich gar nicht mehr komme.«
    Ja, das könnte wirklich sein, du. Wenn sich nämlich aus dem Kaffeetrinken noch ein kleines Tête-à-tête ergibt, du, in des Kreuzfahrtdirektors Kabine, oder wenn der Kreuzfahrtdirektor mir vorschlägt, mit ihm privat an Land zu gehen, um vielleicht einen Rangerover zu mieten und eine Krokodilfarm zu besichtigen, du, dann kannst du da unten lange warten. Ich hoffe es sehr für mich.
    Gloria mit ihrem Ingenieur am Arm kam mir lachend entgegen. Der Ingenieur war in Zivil. Er sah gleich zwanzig Jahre jünger aus. Echt netter Typ irgendwie.
    »Ey, Burkhaada! Kommze mit an Land, ey? Wir wollen uns ‘n Rangerover miet’n! Ham noch ‘n Plätzken frei, woll, Äawin?«
    Äawin nickte willig.
    »Geht schon mal vor«, sagte ich. »Ich warte noch auf ein Fax.«
    »Na, die FAXEN kenn ich!« grölte Gloria durchs Treppenhaus. »Dein Kreuzfaatdirektor is uns graad entgegengekomm!« Sie haute mir anerkennend auf die Schulter und lief weiter.
    O Gott. Welch ein Spießrutenlauf.
    Das Sonnendeck lag verwaist und

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