Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
Vom Netzwerk:
darf nicht küssen« gesungen. Und jetzt küßte mich dieser Kreuzfahrtdirektor! Auf offener Bühne! Ich küßte ihn zurück. Schweißgebadet, glücklich, dankbar. Das hier war das erste Konzert meines Lebens gewesen, das nicht im geistlichen Bereich stattgefunden hatte!
    Ich streckte meinen Arm aus nach Lars, und ich zupfte eine einzelne rote Rose aus meinem Strauß und überreichte sie ihm, und er stand schweißgebadet neben mir, nahm meine Hand, verbeugte sich, und wir drückten, drückten, drückten unsere Hände, Lars-Dars, Fred und ich!
    Ich war so glücklich!
    Ja, es war gut gelaufen. Ich hatte alle Texte gekonnt, und Lars-Dars hatte mich über alle Schwellen und Klippen getragen.
    Nun verbeugten wir uns wieder und wieder, und dann wollte ich nur noch Champagner.
    Hinter der Bühne umarmte ich Lars-Dars, und dann umarmte ich Fred.
    »Ich bin so glücklich, daß ich heute hier mit dir stehen darf«, faselte ich euphorisch.
    Fred hatte sich bereits wieder eine Zigarette angezündet und blies mir den Rauch ins Gesicht.
    »Ich bin so glücklich, daß ich hier stehen darf!« äffte er mich nach.
    »Arschloch!« fauchte ich und rannte hinter der staubigen Bühne davon.
    Die Bänd hatte bereits wieder ihre Plätze eingenommen. Die Leute strömten auf die Bühne, um zu tanzen.
    Das erste, was ich hinter dem roten Vorhang wahrnahm, war das turmhohe Profil von Frau Adlerhorst.
    »Du, das war Wahnsinn, du! Gi-gantische Leistung, du! Zweiundzwanzig Lieder mit zwei Strophen, du, und keinmal vertan, das ist der Wahnsinn, du!«
    Ich tanzte mit Ulrich, als würde die »Titanic« untergehen und wir hätten nur noch eine Viertelstunde zu leben.
    Die achtköpfige Bänd spielte, und außer Familie Adlerhorst und noch vier weiteren ehrgeizigen Gold-Star-Tänzern fegte niemand mehr das Parkett. Doch. Jürgi Bürgi, der phlegmatische Bänker, schwenkte noch Gloria, und Stefan, ihr Fotograf, tanzte mit Anna.
    Sonst war alles tot und leer. Niemand saß mehr in den rotplüschigen Clubsesseln. Ich äugte zur Empore hinauf, wo sich nach Konzerten immer die Künstler trafen. Aber ICH war die Künstlerin, und ich traf mich nicht.
    Ich tanzte. Sollte ER doch auf mich warten!
    »Ja Wahnsinn, du!«
    Ich fand auch, alles sei Wahnsinn.
    Der einzige Mensch auf diesem riesigen Schiff, den ich liebte, war gruß- und wortlos abgehauen, wohin, wußte ich nicht. Vögelte er eine von seinen Patricias oder Nataschas? Oder kümmerte er sich um alleinreisende weltreisende Jüngferlein?! Wie auch immer, er machte seinen Job SCHLECHT!! Denn jetzt war ich mal dran! Heute war MEIN Abend! Ich hatte einen ausverkauften »Fürst-Rainier-Saal« zum Toben gebracht! ICH war es, die gebauchpinselt zu werden wünschte! Und was tat er? Glänzte durch Abwesenheit. Während ein kleinwüchsiger, rundbebrillter, versponnener Schweizer Bänker mich begeistert über die Tanzfläche wirbelte.
    »Ja Wahnsinn, du!«
    SCHEISSE!!! Ich wollte zu Fred! Und nur zu FRED!! Ging das diesem Bänker nicht in sein Schweizer Kleinhirn?
    Und ... DA!! Während ich noch die gewagtesten Kapriolen mit
    Ulrich drehte, da erschien ER – DER HERRLICHSTE VON ALLEN!! - am hinteren Saalende an der Tür. Und stand und schaute. Ein weißer Schatten. Wenige Sekunden.
    »Ulrich, ich muß dir was sagen.«
    »Ja, sag schon! Ichch bin so begeistert!«
    »Ulrich, ich habe mich verliebt!«
    »Ja!! Holladiho! Ichch michch auchch!«
    »Ulrich, ich muß dir noch was sagen!«
    »Ja, sag’s! Du willst mit mir schlafen! Holladiho! Ichch will auchch schon lange mit dir schlafen! Schneekoppe!«
    »Nein, Ulrich, du verstehst mich miß! Du darfst mir jetzt nicht böse sein, Ulrich, aber der Mann, in den ich mich verliebt habe, Ulrich, der steht ...« Ich tanzte energisch mit Ulrich in eine Richtung, wo ihm alle Schuppen von den Augen fallen MUSSTEN!! »... DAAA!!«
    Ulrich starrte auf die Tür, die gerade hinter Fred ins Schloß fiel. »Ach nein!«
    »Achch dochch!«
    »Du liebst den :.. Fred?«
    »Ja. Den lieb ich. Und er mich auch.«
    Wir tanzten noch den Tanz zu Ende.
    Oder vielleicht zwei oder drei.
    Ulrich war ein Mann von Welt. Er verlor nicht die Contenance.
    Aber dann hielt mich nichts mehr.
    Ich ging davon aus, daß Fred wegen mir an der hinteren Saaltür gestanden hatte.
    Und daß er jetzt auf mich wartete.
    Und ich wäre in den Ozean gesprungen oder hätte in der Küche viertausend Gläser gespült, wenn ich gewußt hätte, daß ich dadurch zu Fred gelangen könnte.
    Ulrich ließ mich gentleman-like

Weitere Kostenlose Bücher