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Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Seemannsgarn? Ist nicht Tanz in der »Prinzessin-Stefanie-von-Monaco-Bar«? Oder »Spiel ohne Grenzen« an Deck?
    Doch mindestens fünfhundert Passagiere strömten in den »Fürst-Rainier-Saal«. Zu meiner Show.
    Ich kannte inzwischen den Weg hinter die Bühne.
    Vorbei an den saufenden Kegelbrüdern Rudolf und Konsorten, die wie immer ihre Videokameras auf mich hielten, sobald ich mich näherte.
    »Trink ‘n Gläsken Champagner mit uns, singen kannze später imma noch!«
    Ich riß mich nervös los und flatterte in meinem schulterfreien Abendkleid an ihnen vorbei.
    O ja, ich war gut bei Stimme. Und ich hatte alle 22 Lieder drauf. Inklusive der zwei Zugaben »Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben« und »Der Onkel Doktor hat gesagt, ich darf nicht küssen«.
    Viel lieber hätte ich jetzt »Nun bitten wir den heiligen Geist« gesungen, da fühlte ich mich firm, aber das paßte nicht ins Programm.
    Am Bühneneingang stand die knochige Gloria im sündhaft ausgeschnittenen, schambeinkurzen Fummel, zu dem sie geschmackloserweise spitzhackige Stiefeletten trug, und verstellte mir den Weg. »Na? Aufgeregt?«
    »Quatsch. Nicht die Spur.«
    Doch, natürlich war ich aufgeregt! Ich konnte mich kaum von einer Toilette zur nächsten retten!
    »Stefan möchte ein Bild von dir machen! Die Künstlerin vor dem Auftritt!«
    »Ja. Mach. O.K. Schnell. Ich muß schon wieder.«
    Hastig trat ich von einem Bein aufs andere. Wie ging das noch mal: »Wir machen Musik, da geht euch der Hut hoch, wir machen Musik, da geht euch der Bart ab, wir machen Musik, bis jeder beschwingt singt ...«
    Stefan rief: »Bitte recht freundlich!« Und ich stammelte: »Wir machen Musik, da bleibt euch die Luft weg, wir machen Musik, da geht euch der Knopf auf, wir machen Musik, bis euch unser Takt packt ...«
    O je. Mach schon. Drück ab. Los.
    »Fertig?«
    »Ja. Toi, toi, toi, Mensch! Wir sind alle bei dir!«
    Ich riß die Eisentür zur Hinterbühne auf. »Staff only«.
    Ja, ich gehörte auch dazu, ich war ein Mitglied dieser wunderbaren schwimmenden Maschinerie, ich war ein ganz kleines Rädchen im Getriebe, und heute abend würden fünfhundert Passagiere WEGEN MIR im »Fürst-Rainier-Saal« sitzen!! UND einer, dieser eine, dieser kleine ... Fred ... der würde dasein. Er konnte es sich dienstgradmäßig nicht erlauben, sich zu verdrücken.
    Ich atmete seine Aura, als ich die Eisentür hinter mir zufallen ließ.
    Hinter der Bühne war es wie immer staubig und dunkel. Kostüme lagen herum, Perücken, Schminkzeug, Choreographiepläne, Spielpläne, Probenpläne, Federboas, Noten.
    Ich hastete im Dunkeln weiter. Die achtköpfige bulgarische Bänd spielte noch Tanzmusik, und ich sah durch den roten Vorhang Frau Adlerhorsts Haarturm sich im Kreise drehen. Da waren die Künstlergarderoben! Und die Schminktische! Ich sank vor einen Spiegel. Ich war so blaß unter meiner Bräune. Und trotzdem! Ich leuchtete wie der Kronleuchter im »Fürst-Rainier-Saal«. Ich war verliebt! Und ER, er mußte einfach in meiner Nähe sein! Ohne seine Anmoderation würde mein Abend nicht beginnen! Er mußte, mußte, mußte seinen Abend mit mir verbringen! Schon allein deshalb hätte ich hundert oder zweihundert Lieder auswendig gelernt.
    Lars-Dars hockte an einer stummen Klaviatur und spielte sich warm. Seine dunklen Locken fielen ihm frisch weichgespült auf die Schultern. Er sah phantastisch aus. Nie vorher war mir aufgefallen, wie phantastisch er aussah.
    »Na, alles klar?« sagte ich, gespielt lässig.
    »Burkharda.« Lars-Dars stand auf und ließ seine Fingerknochen knacken. Es klang gräßlich. Wie wenn der alte Hasso sich seine Fock runterholte. »Ich muß dir noch was sagen.«
    Na, toll. Fünf Minuten vor dem Auftritt. So was kann ich leiden.
    »Hat das nicht Zeit bis nachher?«
    »Nein, hat es nicht. Ich hätte es dir schon längst sagen sollen.«
    »O.K. Sag’s. Haben wir das Programm nicht richtig zusammengestellt, habe ich den Text nicht richtig drauf, singe ich unsauber, sind die Zwischenmoderationen scheiße, oder sehe ich scheiße aus?!«
    »Du siehst wahnsinnig aus.«
    O Gott. Jetzt bitte nicht die »Du-Wahnsinn-Du-Arie«.
    »Du auch. Also. Was ist los? Mach schon, ich muß aufs Klo.«
    »Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll ...«
    Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre, ich bin doch zu schade für einen allein ...
    »Dann sag’s halt einfach, Mann! In drei Minuten ist unser Auftritt! Wo ist eigentlich Klara-Viktoria?«
    Es war das erste Mal, daß seine Glucke

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