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Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Sehr witzig.
    Ich wußte, daß Fred es nicht so meinte. In Wirklichkeit war er unglaublich gerührt und tief in seiner Seele getroffen von soviel unverdienter Liebe.
    Hättwich riet mir, nun nicht länger auf den armen Mann einzureden, sondern erst mal eine Runde schwimmen zu gehen. Sicher würde er hinter mir herlaufen in die Fluten, mit mir hinausschwimmen in die Untiefen des türkisen Ozeans, und wenn wir dann ganz alleine wären im kristallenen, klaren Strudel der Liebe, dann würde er mich küssen. Ganz klar. Ich mußte mir nur den Vorsprung geben. Ich zog meinen roten Sommerfetzen aus und hatte drunter natürlich schon meinen weißen, edlen Badeanzug an. Hoffentlich würde er meine Orangenhaut nicht bemerken. Nicht, daß ich viel davon habe. Aber gegen die Knackärsche der Ballettratten bin ich ein einziger Orangenhain.
    »Ich geh schwimmen.«
    »Tu, was du nicht lassen kannst.« Er lehnte sich zurück und schob sich die Mütze übers Gesicht.
    Ach was, sagte Hättwich zu mir. Der kommt schon noch. Gib ihm Zeit.
    So anmutig, wie mir eben möglich war, lief ich über den heißen Strand und stürzte mich in die Fluten. Ich schwamm und schwamm und schwamm. Als ich fünfhundert Meter geschwommen war, drehte ich mich um. Bestimmt war er mir schon lange auf den Fersen!
    Doch nein. Was sich um mich herum tummelte, waren die anderen jungen Leute von der Crew. Ein paar Kaltköche aus dem »Vier Himmelsrichtungen« umschwammen mich neckisch, und der Obersteward vom Sonnendeck paddelte mit der Krankenschwester herum. Dr. Mundgeruch kraulte sehr zielorientiert mit Badehaube und Nasenschutz seiner Wege, und der Sorbet-Meister aus dem »Erzherzog-Ferdinand-Spezialitätenrestaurant«, dessen Kreationen immer so aussahen und schmeckten wie alte, kalte Pfefferminzteebeutel, schnorchelte mir um die Waden. Sonst war niemand da, der mich interessiert hätte.
    »Hallo«, sagte Dr. Mundgeruch und spie mir eine Salzwasserfontäne ins Gesicht. »Lange nicht gesehen.«
    »Ja, stimmt.« Ich paddelte vor mich hin. »Wie geht’s?«
    »Müde! Heute morgen um fünf hatten wir eine Seebestattung.«
    Mein Herz begann zu rasen. »Wer?«
    »Der Herr Rehm. Dieser Fleckenheini von der Mosel.«
    Ich schluckte Salzwasser. »Der wurde ... BESTATTET?« War der etwa häppchenweise wieder aufgetaucht, und die Frau hatte ihn ... identifiziert?
    »Na ja ...« Mundgeruch sah sich um, ob auch niemand uns belauschte. »Er ist eigentlich ... spurlos verschwunden. Weg.«
    »SPURLOS VERSCHWUNDEN?!« Hoffentlich bemerkte der gute Doktor nicht, daß ich im warmen Wasser fröstelte. Es schauderte mich regelrecht. »Wie kann ein Mensch auf einem Fünfsternekahn SPURLOS VERSCHWINDEN?!«
    »Keine Ahnung. So was passiert öfter mal. Die Frau hat jedenfalls um eine Seebestattung gebeten.«
    »Wie? Seebestattung?«
    »Na ja, wir ham ihn heute morgen um fünf in aller Stille zu Wasser gelassen.«
    »Ich denke, er ist weg ...«
    »Jetzt ist er’s.« Mundgeruch grinste. Mit seiner Nasenklammer und seiner Schwimmbrille sah er aus wie der Leibhaftige. Mich schauderte.
    »Versteh ich nicht ...«
    »Ich hab das Gefühl...«, Mundgeruch schaute sich um, ob auch niemand zuhörte, »... aber das ist eigentlich Arztgeheimnis.«
    Erzähl schon, Mundgeruch!!
    »Ist klar“, sagte ich verständnisvoll.
    »... also, wenn Sie es nicht weitersagen ...«
    »... natürlich nicht!!« Geifer! Spuck’s aus! Sag’s!!
    »... ich habe das Gefühl, daß die Gattin richtig froh ist, daß der Alte weg ist. Ich vermute ...«, er sah sich verstohlen um, »... daß sie ihn über Bord geschmissen hat.«
    »WAS?!«
    »Na ja, sie hat doch diesen Selbstverteidigungskurs besucht, davon hat sie mir noch begeistert erzählt, als sie wegen Herzbeschwerden bei mir in der Klinik lag!«
    »Und Sie glauben, sie hat ihn ...«
    »Klar. Sie meinte, es sei voll leicht, so einen Kerl über die Reling zu schmeißen. Die haben das wohl mit Gummipuppen geübt.«
    »Ach ja?«
    »Todsicher.«
    »Ja, und ... ich meine ...«, nun schaute ich mich um, ob auch niemand uns belauschte, »... hatte sie denn ... ein Motiv?«
    »Und ob! Er war ein krankhafter Schürzenjäger. Allen möglichen Weibern hat er plumpe Briefe geschrieben.«
    »WIRKLICH?!« Ich schnappte nach Luft.
    »Ja, er hat sie in seine Hochzeitssuite eingeladen. Unter PS stand immer: ›Ich hab ein geiles Foto von Dir! Hast Du ein Kondom für mich?‹ – Aber ...«, Mundgeruch guckte sich noch mal um, ob auch kein Schnorchler uns belauschte, »... das muß

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