Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)
Andererseits, weil ich jede Sekunde Fred begegnen würde. Er MUSSTE irgendwann über dieses Deck gehen! Aus dem Augenwinkel sah ich überall Streifenhörnchen herumhuschen. Nur das rechte war noch nicht dabei.
»Na ja, also, da du nun mal zur Crew gehörst und nichts weitertratschst wie diese schreckliche plumpe Gloria ...«, sie paddelte mit einer Hand im klaren Wasser des Swimmingpools herum, »... kann ich es dir ja sagen. Es sind einige Leute an Bord ... gestorben.«
»Gestorben«, echote ich.
»Ja. Erinnerst du dich an Klara-Viktoria, die dicke Diseuse?«
»Klar. Was ist mit der?« Mein Herz raste unrhythmisch, obwohl ich die doch gar nicht auf dem Gewissen hatte!
»Also, diese Dame hatte was mit dem Kapitän.«
»Nein!«
»Doch! Wenn ich es dir sage! Die beiden haben sich ausgerechnet im luftdicht verschließbaren Farben-und-Kleister-Raum getroffen, unten auf Deck drei. Die sind wahrscheinlich beim Liebesspiel erstickt.« Sie kicherte. »Die Polizei war an Bord. Ausgerechnet auf dem Weg von Neuseeland nach Bali. Sie haben erst mal den armen Lars festgenommen, weil sie ihm als Motiv Eifersucht untergeschoben haben. Aber er war’s nicht! Lars hatte ein Alibi! Er hat in der ›Stefanie-von-Monaco-Bar‹ gespielt in der Nacht.«
»Aber ... sonst wurde niemand verdächtigt?«
»Die Polizei hat die Ermittlungen eingestellt. Ein Liebespaar beim Liebesspiel zwischen Farbeimern erstickt – saublöder Unfall. Übrigens ist Lars-Dars auf Bali geblieben. Er sagte, er wolle nun ein ganz neues Leben anfangen.«
Jetzt war der arme langhaarige Lars-Dars endlich ein freier Mensch, und auf Bali ließ es sich sicher gut aushalten.
»Na, und dann hat sich noch unsere Starreporterin das Leben genommen.«
»Gloria? Das Leben ... genommen?«
»Ja. Sie hat sich die linke Pulsader aufgeschnitten und ihre Hand dann in die Toilette gehalten und abgezogen.«
»Nein!!«
»Sehr eleganter Suizid. Die Putzfrau hatte nicht viel zu tun.« Anna kicherte wieder.
»Tja“, sagte ich betroffen. »Immer wenn es spannend wird, bin ich nicht dabei.«
»Aber jetzt BIST du wieder hier, und ich FREU mich so!« rief Anna herzlich aus. »Gründest du wieder einen Chor?«
»Mal schauen ...«, murmelte ich vor mich hin.
Alles war im Sande verlaufen. Keinerlei Spuren, die zu mir hinführten. Keinerlei Verdacht. Es waren alles keine Morde. Unfall, Selbstmord ... Ich atmete auf.
In dem Moment spazierten einige Gestalten über Deck neun. Allen voran die Ballettratte Jenni, das blonde Gift. Ich bekam Herzklopfen. Wo sie war, war Fred nicht weit!
Sie zeigte den Leuten anscheinend das Schiff.
»Und hier ist der Swimmingpool, frische Handtücher sind dort in der Box, aber sie werden auch zum Liegestuhl gebracht ... Oh! Hallo, Burkharda. Auch wieder da?«
»Hallo, Jenni. Ja. Heute nacht angekommen.« Ich blinzelte gegen die Sonne.
Der ältere Mann, der hinter Jenni stand, beugte sich zu mir herab. Er war sonnengegerbt, hatte das berühmte »Ich-spieleGolf-und-weiß-auch-sonst-mit-meiner-Zeit-nichts- anzufangen«-Krokodil auf dem Polohemd und eine fette Rolex am Handgelenk. Um den braunfaltigen Hals trug er eine massive Goldkette. Er öffnete den Mund, und im Mund hatte er auch Gold. Schwerreicher Knabe, der Alte.
»So!« rief er aus. »SIE sind also die berühmte Burkharda Meier!«
»Ja ...?« Was dagegen? wollte ich fragen, zumal er keinerlei Anstalten machte, sich vorzustellen.
»Ich bin ein guter alter Freund vom guten alten Fred!« dröhnte der Reiche jovial zu mir herab. Er hatte einen norddeutschen Akzent. Die Sonne blendete, und ich stand auf, um mit dem Alten besser reden zu können. Freds Freunde waren auch meine Freunde. Klar.
»Inwiefern bin ich berühmt?«
»Na, der gute alte Fred hat mir soo viel von Ihnen erzählt! Wissen Sie, wir wohnen in Hamburg, haben ein schönes Haus an der Alster, und der liebe Fred und seine Freundin Jenni waren über die Weihnachtsfeiertage bei uns, da haben wir viel Spaß gehabt ...«
Ich guckte pikiert in Richtung Jenni. So. Hatte Jenni also mit MEINEM Fred Weihnachten Spaß gehabt. Ganz im Gegensatz zu mir. ICH hatte mich mit einem weinenden Rüdiger, dessen Verwandtschaft und einem verdammten anonymen Brief herumgeschlagen, dessen Urheber ich um jeden Preis finden wollte.
Jenni war aber mit den anderen Leuten schon weitergeschlendert.
»Daß ich DIE BERÜHMTE BURKHARDA mal IN NATURA sehe!«
»Pscht! Nicht so laut! WAS hat er Ihnen von mir erzählt?«
Mein Herz raste schon wieder. Sollte
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