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Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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erschossen!« maulten sie. Sie waren mir auf Anhieb unsympathisch. Ich nannte sie »die drei Warmduscher“.
    Schließlich ging der Bariton beherzt in das Zollgebäude hinein. »Den lahmen Brüdern heiz ich jetzt ein!«
    Ich schloß mich ihm sofort an. »Au ja. Ich helf dir!«
    Drinnen an kahlen Wänden saßen ein halbes Dutzend weiß verhüllte Araber beim Tee. Auch der Fahrer und der Großwesir waren dabei.
    »What are you doing?« dröhnte der Bariton mit sonorer Stimme.
    »We are waiting outside since five hours!« wetterte ich hinterher.
    Die Araber rührten sich nicht. Erstaunt blickten sie uns Bleichgesichter an. Daß wir auch noch Forderungen stellten, statt froh und dankbar zu sein, auf dem Hafengelände ihres Landes stehen zu dürfen!
    Schließlich kramte einer von ihnen ein paar rosafarbene Antragsformulare unter seiner Soutane hervor. Er reichte sie dem Bariton. Der hieß Friedemann, wie er mir beim Warten bereits mitgeteilt hatte. Friedemann Gottlieb. Ich warf einen Blick auf die Wische. Alles arabische Schriftzeichen. Die hatten Nerven!
    Friedemann Gottlieb war jetzt echt sauer. »That’s all Arabian, we can’t read it!«
    Richtig, dachte ich. Gib’s ihnen! Ich schlage alles kurz und klein, wenn ich nicht zu Fred gelassen werde! Habe doch schon alles kurz und klein geschlagen, mein ganzes Leben! Da werde ich wohl mit ein paar Scheichs und Großwesiren auch noch fertig!
    Bedrohlich baute ich mich vor den Typen auf. So was hatten sie noch nie gesehen: eine Frau, die auch noch frech werden wollte!
    Friedemann schob mich beiseite. »Ey, laß mich das machen. Nicht, daß die dich einbuchten.«
    Und dann füllten wir alle treu und brav die arabischen Vordrucke aus. Ich schrieb wutentbrannt »Seaman, dutch, born 1921 in Ohio«. Die Araber nahmen es dankend entgegen und gaben es in ihren Computer ein.
    Nach einer weiteren Stunde dürften wir endlich mitsamt unseren Pässen das Zollgebäude durchschreiten. Die sperrigen Koffer und Musikinstrumente mußten wir selber schleppen.
    Aber dann! Sanfte Beleuchtung, Champagnerkelche auf einem blütenweiß gedeckten Tisch neben dem riesigen Schiffsbauch! Wir schütteten dankbar die kühle Labsal in unsere ausgedörrten Kehlen hinein. Die »MS Blaublut« empfing uns königlich, huldvoll, milde. Wir schritten die Gangway hinauf. Hilfreiche Hände griffen nach meinem Koffer. Ich sah lauter weiße Uniformen, wohin ich auch blickte. Fred, Fred, Fred, jubilierte es in mir.
    Ich schritt wie auf Wolken. Zum Märchenschloß meiner Träume!
    Ich WAR wieder auf der »MS Blaublut«!! Wie es roch! So wunderbar frisch geputzt, gewienert, poliert!
    Jemand drückte mir meinen Kabinenschlüssel in die Hand. »Auf Deck acht, wie immer, gnädige Frau!«
    Ja! Wie IMMER! Ich war hier zu Hause!!
    Ich tanzte über den Gang, mühsam ein Jubeln unterdrückend.
    Nur schnell das Handgepäck in die Kabine geschmissen, nur schnell die Hände gewaschen, dann rannte ich weiter, nach hinten, zu meinem geliebten Achterdeck, auf dem ich so oft gestanden hatte. Ich SPÜRTE Freds Nähe körperlich! Er MUSSTE hier sein!
    Und über dem schwarzen Wasser, hinter den brennenden Öltürmen von Dubai ging die Sonne auf.
    »Hey, Anna! Was machst du denn hier?«
    »Dasselbe könnte ich dich fragen! Bist du gestern gekommen?«
    »Ja, mitten in der Nacht. Die Zollbehörden haben uns Ärger gemacht, ich war erst um halb fünf auf dem Schiff. Hab niemanden mehr getroffen und bin dann erst mal pennen gegangen.«
    »Laß dich umarmen! Du siehst gut aus!«
    »Aber du erst! So braun! Gegen dich bin ich totenblaß!«
    »Ach, das gibt sich doch wieder! Komm, laß uns plaudern. Was gibt’s Neues in Deutschland?«
    »Warst du etwa die ganze Zeit an Bord?«
    Wir sanken beide auf den Swimmingpoolrand.
    Heimlich schielte ich immerfort nach Fred. Ich war ihm noch nicht begegnet.
    »Klar! Seit drei Monaten, ohne Unterbrechung!«
    »Meine Güte. Dann mußt du ja ... ‘ne Menge ... erlebt haben.«
    »Wieso?« Anna lachte mich mit strahlend weißen Zähnen an.
    »Ja, gab es denn nicht ... einige ... Todesfälle an Bord?«
    »Ach so, ja, davon hast du natürlich auch schon gehört. Obwohl die Reederei damit extra nicht an die Presse gehen wollte.
    Ist ja klar, der gute Ruf des Schiffes war grad mal wiederhergestellt durch den neuen Hoteldirektor, weißt du. Das Schiff hatte wieder fünf Sterne. Und dann passierten die merkwürdigsten Dinge ...«
    »Was ...?« Mir raste das Herz. Einerseits wegen meiner Leichen im Keller.

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