Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)
er diesem guten alten Freunde im Vertrauen seine Liebe zu mir gestanden haben? Und ich würde davon nun auf diese Weise erfahren?
»Nun, er hat mir erzählt, was für ein tolles Mädchen Sie sind, Sie singen, Sie dirigieren, Sie tanzen, Sie scheren Schafe, Sie lachen, Sie sehen gut aus, wovon ich mich ja jetzt überzeugen kann ...«
»Ja. O.K. UND? Was noch?«
»Und ... ich durfte einen sehr schönen Film von Ihnen sehen.«
»Was für einen ... Film?« Meine Beine begannen zu zittern.
»Na, Sie wissen doch! Fred ist ein MEISTER der versteckten Kamera! Er hat ja eine wunderbare Ausstattung, auch für Dunkelheit, so mit Ultralightstrahlen, und er macht sich doch immer einen Spaß daraus ... seine Mitmenschen ... in prekären Situationen ... na, na, na, Mädchen, Sie werden ja ganz bleich um die Nase, Sie müssen sich nicht schämen, ich hab mich köstlich amüsiert beim Anschauen. Sie machen eine gute Figur, das kann lange nicht jede Frau in so einer Situation von sich behaupten ... Sie haben sich doch wirklich geschickt angestellt! Dafür, daß Sie so einen schlechten Partner hatten!« Er lachte, und das Gold in seinem Mund blendete mich.
Ich sank auf den Swimmingpoolrand.
»Nein«, hauchte ich tonlos.
»Aber liebes Mädchen! Nicht doch! Ach, hätte ich das jetzt nicht sagen sollen? Der Fred führt den Film immer auf den Crew-Parties vor, und die Crewmitglieder lachen sich dabei kaputt, es ist ein wirklich netter Film! Und jetzt darf ich Sie sogar kennenlernen ... Sie sind so vielseitig begabt! Mit Ihnen möchte ich schon auch mal zusammen was Tolles machen!«
»Günther! Kommst du?« rief Jenni, und Günther machte sich aus dem Staube.
Aus. Alles aus. Tot. Sterben. Nie mehr aufstehen.
FRED hatte mich gefilmt!
FRED hatte das Material, für das ich schon fünf Leute umgebracht hatte! FRED machte mich zum Gespött der Crew!
FRED, FRED, FRED!!!
Natürlich! Die Rechnung ging auf!
Ich Idiot! Das lag doch ganz klar auf der Hand! Der zynische, kalte Fred! Das erklärte ja auch sein ganzes abweisendes arrogantes Verhalten! ER hatte an jenem Abend, als er »Es war wie ein schöner Traum« FÜR MICH gesungen hatte, beobachtet, wie ich es mit Ulrich dem Belagerer trieb! Was lag näher, als mich dabei zu filmen, um mit seinem Schmerz fertig zu werden? Es paßte zu Fred, daß er so handelte! Natürlich! Ich hatte ihm meine Liebe geschworen, und er konnte sich vom Gegenteil überzeugen!
Ich kompletter Idiot! Da hatte ich alle möglichen Hobbyfotografen verdächtigt, mich nachts um vier am Fitneßcenter beobachtet und gefilmt zu haben. Irgendwelche harm- und arglosen Passagiere, die um diese Zeit längst schliefen. Schüttelfrost bemächtigte sich meines kraftlosen Körpers.
»Burkharda? Ist alles in Ordnung?« Anna legte ihre Hand auf meinen Arm.
Ich war nicht in der Lage zu antworten.
Meine Zunge lag bleischwer in einem Mund, der mir nicht gehörte.
Ich wollte den Arm heben oder den Kopf drehen, aber es ging nicht. Das einzige, was ich bemerkte, war mein Zittern. Es wurde immer stärker. Ich hockte auf dem Swimmingpoolrand und wurde geschüttelt.
»Burkharda!« Anna sprang auf, holte zwei sonnenwarme blaue Badelaken und legte sie mir um die Schultern. »Was hast du? Was ist los mit dir?«
Ich zitterte. Schnatterte. Klapperte. Starrte aus leeren Augen vor mich hin.
Meine Welt brach in tausend Scherben. Ich hatte alles für Fred aufgegeben, meine heile kleine Welt, meine heile kleine Beziehung, meine heile kleine Moral, meinen heilen kleinen Charakter. Alles. Ich war in die Hölle gegangen, um bei Fred zu sein.
Und er – ER – hatte mich gefilmt.
ER führte das Video auf Crew-Parties vor!
Das ganze Schiff lachte über mich!
Und von IHM ... war wohl auch der anonyme Brief, den Rüdiger ausgerechnet Heiligabend bekommen hatte?
Oder von seinem ... Freund? HAMBURG!! Der Brief war in Hamburg aufgegeben worden! Natürlich! Schließlich hatte auch von »Liebesgedichten an den Kreuzfahrtdirektor« darin gestanden!
Alles war plötzlich klar.
Ich wollte mich bewegen. Ich wollte aufstehen.
Aber meine Beine versagten ihren Dienst.
Anna schüttelte mich. »Burkharda! Brauchst du einen Arzt? Soll ich Doktor Hundtgeburth holen?«
Sie rannte davon und kam mit einem heißen Tee zurück.
»Ich muß von diesem Schiff«, raunte ich heiser, als Anna mir den Tee einflößte. Ich saß immer noch auf diesem Swimmingpoolrand.
»Ja, O.K.«, sagte Anna. »Komm. Steh auf. Ich helf dir.«
Wir versuchten es, aber es ging
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