Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition)
Geschosse wurde er nach hinten geschleudert und blieb reglos auf dem Rücken mitten auf der Straße liegen. In diesem Moment fuhren vier Polizeiwagen vor und kreisten den Bankräuber ein, so dass er nicht mehr entkommen konnte. Rauschers Glück war die kugelsichere Weste. Damals, als er noch frisch bei der Kripo war, trug er sie vorschriftsmäßig bei jedem gefährlichen Einsatz. Sie hatte ihm das Leben gerettet, aber einige Narben auf seiner Psyche hinterlassen.
Jetzt fuhr der Wahrsager fort:
„Du verstehst es, das Gute vom Bösen zu unterscheiden. Beruflich vertrittst du das Recht.“ Rauscher schluckte. Auch das stimmte. Hatte er irgendetwas an sich, das ihn als Polizist verriet?
„Dein Stein ist der violette Amethyst und deine Glückszahl die Sieben. Du wohnst in einem Dorf …“ Falsch, dachte Rauscher sofort.
„… viele Menschen in diesem Dorf bezeichnen es gerne als Stadt.“ Jetzt wurde seine Kehle trocken und kleine Schweißperlen traten auf seine Stirn. Er wünschte sich einen Schluck klaren Wassers. Das gibt es doch gar nicht, überlegte Rauscher, genau das trifft auf Frankfurt zu. Da machen sich sogar viele lustig über dieses Metropolen-Geschwätz. Ihm wurde langsam mulmig.
„Du hattest vor mehr als zehn Jahren die Möglichkeit, eine Frau zu heiraten und hast sie leichtfertig vergeben. Dir wird es nicht vergönnt sein, jemals zu heiraten oder Kinder zu kriegen.“ Ihm wurde heiß und kalt auf einmal. Er musste sich eingestehen, dass er mit allem gerechnet hatte, aber bestimmt nicht damit. Und es ging noch weiter.
„Deine Kindheit war glücklich. Von schweren Krankheiten wurdest du bisher verschont und wirst es dein ganzes Leben bleiben. Du wirst nie in Armut leben und auch keine Reichtümer besitzen.“ Der letzte Teil klang für Rauscher beruhigend, denn inzwischen hatte er fast schon Angst davor, dass der Wahrsager ihm irgendetwas richtig Schlimmes prophezeien würde.
„Wenn du in deinem fünften Lebensjahrzehnt nicht über die Stränge schlägst, so wirst du ein langes Leben vor dir haben. Du wirst mindestens dreiundachtzig und wenn du ein bisschen auf dich achtest, kannst du sogar die neunzig erreichen.“ Kein schlechtes Alter, dachte Rauscher, aber erstmal so lange aushalten bei dem Stress.
„Im Jahre 2010 ist Vorsicht geboten. Du solltest dann das Wasser meiden und die Luft.“ Und nach kurzer Pause sprach er weiter: „Dein Glaube ist nicht sehr stark. Du solltest deinen Göttern mehr Ehrfurcht entgegenbringen, denn sie beschützen dich.“ Rauscher fühlte sich zunehmend unbehaglich.
„Hast du Fragen?“ Erst war Rauscher irritiert, doch dann besann er sich. Fasziniert von der Genauigkeit, interessierte ihn jetzt doch eine Prognose, ob er den Fall Maurer aufklären würde.
„Ja, eine. Ich arbeite gerade an einem Fall. Wird meine Arbeit von Erfolg gekrönt sein?“ Eine kleine Pause trat ein. Pak, der Wahrsager, lächelte und beschaute sich noch einmal intensiv sein Gegenüber.
„Du wirst Freunde finden, aber auch Feinde. Der Tod begleitet dich ein Stück, jedoch nicht dein eigener. Du bist kein gläubiger Mensch, deshalb wird es dir nichts nützen, die Gunst der Götter zu erbeten. Du wirst dich auf deinen Verstand verlassen müssen. Der bringt dich weit und weist dir den Weg.“ Rauscher hatte genug und sah zu, dass er so schnell wie möglich hinauskam. Natürlich nicht, ohne vorher zu bezahlen und sich freundlich zu verabschieden. Kaum war er draußen, holte er tief Luft und wischte sich wieder einige Schweißperlen von der Stirn. Schon wollte Doris Maurer wissen, wie es denn war.
„Ich muss das erst mal verarbeiten. Der hat mir so viel erzählt. Wahnsinn, was der alles wusste. Ich kann es mir nicht erklären. Da stimmten ganz viele Sachen, die er eigentlich gar nicht wissen kann. Mir ist das Ganze irgendwie unheimlich.“ Sie gingen ein Stück weiter.
„Du bist auch ganz schön blass im Gesicht“, sagte Doris Maurer, „war es denn so schlimm?“
„Naja, wie man's nimmt, aber eines steht fest: Der Mann hat mich schwer beeindruckt. Das muss ich mir eingestehen.“
Plötzlich erblickte Rauscher auf der anderen Straßenseite niemand anderen als den Zwirbelbart und den Vierzigjährigen, die sich angeregt unterhielten. Er machte Doris Maurer auf die beiden aufmerksam, sie überquerten die Straße und näherten sich den beiden.
„Das ist doch wieder der Mann mit dem Oberlippenbart“, sagte sie „ja, den kenne ich ganz sicher. Von früher. Das ist ein Bekannter
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