Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition)
fiel ihm dazu ein – ein altes Frankfurter Sprichwort. Bevor sich die beiden versahen, floh Rauscher vor dieser vermaledeiten Herzensangelegenheit. Es wurde ihm einfach zu viel, und außerdem, fand er, waren die Neuigkeiten nicht ohne: Madé, die Masseurin, war Maurers Herzdame. Interessante Konstellation. Maurer und Madé: Maurer stirbt. Bayan streitet mit Madé: Bayan stirbt. Sah ganz danach aus, als ob das kleine süße Mädchen eine tödliche Aura hatte. Hielt da jemand beschützend die Hand über sie, fragte er sich.
Rauscher frohlockte. Die ersten Spuren waren erschnüffelt. Jetzt hieß es: dranbleiben, einkreisen, zuschlagen. Aber zuerst ins Internet-Café. Auf dem Weg dorthin erfüllte ihn ein Tagtraum. Er sah sich ganz dicht auf der Spur eines internationalen Menschenhändlerringes: Zwangsprostitution, Sextourismus, Drogenhandel und Waffenschmuggel im ganz großen Stil. Und er, er allein, Andreas Sherlock Rauscher, würde sie alle überwältigen.
3.
Eiskalte Luft strömte aus der Klimaanlage. Rauscher fror vor dem Computer Marke Trabi 1989. Lauter junge Leute saßen im Café. Zwei Australierinnen mit RUSTY-Shirts, neben Billabong die hippste Surfboard-Mode. Zwei Deutsche, die ihre Mails abriefen, und eine Balinesin, die im Café jobbte. Rauscher hatte den letzten freien Platz ergattert und versuchte, den Turbo zu zünden. Vergebens. Die alte Kiste gab einfach nicht mehr her, und so musste er ewig warten, bis sich eine neue Seite aufgebaut hatte. Was soll‘s, dachte Rauscher, ich habe ja Urlaub. Und Zeit.
Zum Glück für ihn stand der Computer in einer Ecke, denn es war ihm ein wenig peinlich, auf einer Sexseite zu surfen. www.worldsexforum.de gab er ein und starrte gebannt auf den Bildschirm. Das Forum war in unterschiedliche Regionen der Welt eingeteilt. Begrüßt wurde er mit den Worten „Freunde der Lust. Wir sind eine eingeschworene Gemeinschaft auf der Suche nach gutem Sex – weltweit. Wer sich uns anschließen will, ist herzlich willkommen. Wir erwarten lediglich, dass er seine Sexerlebnisse oder Sextipps hier postet. Einfach anmelden und loslegen.“
Rauscher klickte interessehalber auf einen Link mit dem Stichwort „Frankfurt Bahnhofsviertel“. Ein User namens Sexpapst berichtete unter dem Stichwort „Geiles Gebläse“ über seine Erlebnisse mit einer Prostituierten in der Elbestraße.
Ist ja witzig, dachte Rauscher, was es alles gibt.
Er suchte nun den Bereich Asien, durchstöberte ein paar Links und traf dann auf den Unterbereich Bali. Hier gab es zunächst einige Anfragen, die alle wissen wollten, ob die Verhältnisse auf Bali ähnlich seien wie in Thailand, ob es Striplokale, GoGo-Bars oder andere Lokalitäten gab. Die Antworten fielen recht knapp aus und lauteten ungefähr so:
Ja, die gibt’s, aber bei weitem nicht die Auswahl. In jeder Disco, jedem Club arbeiten semiprofessionelle Girls, fast alle von der Nachbarinsel Java und die Preise sind paradiesisch niedrig, zwischen 50.000 – 1.000.000 Rupien, das entspricht ca. 5 – 100 Euro.
Das alles hörte sich für Rauscher sehr organisiert an. Dann stieß er auf ein Posting mit dem Titel „Was geht in Sanur?“.
Genau danach hatte er gesucht.
Seine Aufmerksamkeit wuchs. Ein User mit dem metaphorischen Titel “OnkelDick“ erklärte, dass es in Sanur jede Menge Bordelle gibt, die alle aussehen wie normale Häuser. An der Hausnummer hänge jedoch ein großes X dran, so dass sie leicht zu erkennen seien. Man brauche nur hineingehen und seine Wünsche äußern. Ist mir noch keins aufgefallen, dachte Rauscher, muss ich mal drauf achten.
Ein anderer mit dem User-Namen „Schwanzgesteuert“ fügte hinzu, dass es für die Pfennigfuchser immer noch die Möglichkeit gebe, eine “Pantai Pijat Tradisional“ zu bekommen. Also eine traditionelle Massage mit Handjob. Und alles Weitere ließ sich mit dem jeweiligen Mädchen regeln. Ah, jetzt wird’s spannend, dachte Rauscher, vielleicht ist das im Health-Center des Hotels genauso, und Maurer ist durch diese Site darauf aufmerksam geworden. Jedenfalls wusste er jetzt, dass hier hinter den Kulissen mehr lief, als es den Anschein hatte.
Er überflog noch weitere Postings, entdeckte aber nichts Neues. Nachdem er noch einige Minuten weiter gesurft und seine Mails abgerufen hatte, beendete er die Sitzung und zahlte. Die neuen Erkenntnisse waren zwar wichtig, brachten ihn aber nicht entscheidend weiter. De facto fehlte ihm immer noch der richtige Zugang zum Verständnis Horst Maurers. Was
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