Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition)
verstrickt?“
„Irgendwelche Sachen? Was meinst du?“
„Naja, ich habe eine Internet-Adresse in seinem Zimmer gefunden: www.worldsexforum.de . Schon mal gehört?“
„Nein. Und was glaubst du, was das mit meinem Bruder zu tun hat?“
„Keine Ahnung. Aber heute Mittag werde ich mir die Sache mal anschauen, vielleicht bringt es ja was. Ich dachte nur, Horst schwärmte in den höchsten Tönen von einer Einheimischen. Ich glaube, da bahnte sich mehr an. Könnte ja was mit Sextourismus zu tun haben oder mit organisierter Prostitution. Ausschließen würde ich erstmal nichts.“
„Würde ich auch nicht. Den Lebensstil meines Bruders konnte ich noch nie nachvollziehen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er überall, wo er hinfuhr, ein Mädchen sitzen hatte. Was weiß ich, wie er immer an die rankam. Aber es scheint ja gar nicht so schwer zu sein, wenn das heutzutage schon übers Internet funktioniert. Vielleicht kann man sie ja direkt aus Deutschland buchen.“ Diedeldiedeldidid. Eine SMS kam an. Rauscher konzentrierte sich aber weiter auf das Gespräch, die SMS wollte er später abrufen.
„Eine deutsche Frau hatte dein Bruder nicht?“
„Nein, er hat es zwar mehrere Male versucht, aber lange hat es keine mit ihm ausgehalten. Da war mal eine, die hatte einen Autounfall. Tödlich. Mit der war er jahrelang zusammen. Ella oder Ellen hieß sie, glaube ich, da sah es sogar danach aus, als ob die beiden heiraten würden. Wurde dann ja leider nichts. Und seitdem ging es beziehungsmäßig nur noch bergab. Wenn er nicht für
Siemens
unterwegs war, war er unglücklich. Beruf ging vor. Schon als junger Mann betreute er Projekte überall in der Welt. Immer woanders. Immer rumfahren. Immer was Neues. Der Rest war ihm zu langweilig. Da ging er sich selbst auf den Keks. Sesshaft war glaube ich ein Hasswort für ihn.“
„Was war er sonst für ein Typ, dein Bruder? Ich meine menschlich gesehen? Verstehst du, ich versuche einfach, mir ein Bild von ihm zu machen, mir fehlt noch ein klares Motiv. Alles, was ich bisher habe, sind allgemeine Hinweise.“
„Was willst du hören, Kommissar? Dass er ein Arschloch war? Bitte schön, ja, er war ein Arschloch, in meinen Augen war er sogar ein Riesenarschloch! Mit Moral hatte er es nicht so, andere Leute waren ihm egal, ich sowieso. Er hat immer nur an sich gedacht, drum herum hat er nichts wahrgenommen. Darin war er wirklich gut.“
„Entschuldigung, wenn ich dir zu nahe trete, aber was ist eigentlich zwischen euch beiden vorgefallen? So wie sich das anhört, nichts allzu Positives.“ Doris Maurer nahm einen Schluck Tee, setzte die Tasse wieder ab und seufzte leicht. Eine kleine Träne perlte über ihre linke Wange.
„Tut mir leid, Andreas. Aber das ist eine ganz persönliche Familiensache. Da möchte ich nicht drüber sprechen.“ Rauscher war enttäuscht und sauer, dass sie ihm wieder nicht Konkretes sagte.
„Ach noch was, entschuldige dass ich dich so direkt frage: Gibt es eigentlich etwas zu erben? Und wenn ja, wer erbt es?“ Doris Maurer lächelte ihn an und erwiderte dann:
„Soweit ich weiß, bin ich die Alleinerbin. Es gibt sonst niemanden in der Familie. Aber wie ich meinen Bruder kenne, taucht von irgendwoher ein kleiner Balg auf oder so was und macht mir mein Erbe streitig. Und was ich erbe, darfst du mich nicht fragen. Auf jeden Fall die Hälfte unseres Elternhauses. Was es da sonst noch gibt, ob es überhaupt noch etwas zu erben gibt oder ob er alles durchgebracht hat, weiß ich wirklich nicht. Tut mir leid.“ Rauscher schwieg. Nach kurzer Pause fragte Doris Maurer:
„Bin ich jetzt die Hauptverdächtige?“
Rauscher guckte etwas verlegen und drückte sich vor einer klaren Antwort. Er schaute erstmal die SMS an. Lena hatte geschrieben: „Hallo tapferer Detective Rauscher. Wie ist der Stand der Ermittlungen? Alle Bösewichte dingfest gemacht? Hoffe ich. Dann könnte der Urlaub ja losgehen …“
„Könnte“ murmelte Rauscher langsam, „könnte, ist genau das richtige Wort, könnte, hätte, wenn und aber.“
Rauscher schlug noch einen kleinen Spaziergang durch Sanur vor, um den Ort etwas besser kennenzulernen. Doris Maurer willigte ein, denn sie war selbst gespannt, wie es hier aussah. Sie gingen los und kamen nach wenigen hundert Metern an einer uralten Baracke vorbei, in der ein Wahrsager seine Dienste anbot. Ein kleiner Tempel stand links vor dem Eingang, geschmückt mit allerlei bunten Opfergaben: Blumenblüten, Bananen, Mangostücken und Reis. Ein
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