Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition)
zu Madés Kammer. Madé lag auf ihrem Bett und wirkte apathisch. Sie starrte ein Loch in die Luft und nahm kaum Notiz von ihrer Umwelt. Im Zimmer gab es eine Kochplatte und Puglug brühte Rauscher einen Tee auf. Er dankte ihr, trank einen Schluck und stellte die Schale hin. Rauscher wusste nicht so recht, wo er anfangen sollte. Puglug bot ihm einen Stuhl an, und Rauscher setzte sich. Sie blieb stehen und hantierte weiter an der Kochplatte.
„Ich bin Andreas Rauscher, Kommissar aus Deutschland. Ich helfe Kommissar Padang bei der Aufklärung des Mordes … der Morde, Entschuldigung. Ich habe mich am Abend vor dem ersten Mord mit Horst Maurer angefreundet, an der Poolbar. Er hat mir von Ihnen erzählt.“ Puglug brachte auch Madé eine Schale Tee und goss sich selbst einen ein. Sie hörte aufmerksam zu. Madé blickte Rauscher jetzt an und nickte schüchtern, sagte aber kein Wort. Es kam ihm so vor, als würde sie durch ihn hindurchschauen, so abwesend war sie.
„Wie geht es Ihnen denn heute?“ Wieder nickte sie und blieb stumm. War Madé noch traumatisiert von den Morden an ihren beiden Verehrern? Wusste sie etwas über den Mörder und war deshalb schockiert und in sich gekehrt? In Rauscher breitete sich eine Ahnung aus, dass der Schlüssel zur Aufklärung der Morde bei Madé lag. Er musste irgendwie an sie herankommen und ihr Vertrauen gewinnen.
„War Bayan Ihr Freund? Ich kenne leider noch nicht den Zusammenhang zwischen Maurer und Bayan. Warum wurde er nach Maurer umgebracht?“ Wieder schwieg sie. Keine Silbe kam über ihre Lippen, und zu Puglug gewandt fragte er:
„Hat sie seitdem überhaupt schon etwas geredet?“
„Nicht viel, Mister Rauscher. Sie sehr still. Sie aber immer sehr still sein.“
Das war gelogen. Bei dem Streit mit Bayan hatte er sie ganz anders erlebt. Da war sie aufgebracht und wild geworden wegen der Vorwürfe Bayans. Sie hatte jede Zurückhaltung und Höflichkeit, die Balinesinnen ansonsten auszeichnet, vergessen. Da sah man gar nichts mehr von der kleinen zierlichen, lieben Balinesin, die so unschuldig aussah. Rauscher änderte seine Strategie:
„Ihre Familie? Wo sind Ihre Eltern? Wo kommen Sie her? Ich meine, stammen Sie aus Sanur oder woher?“
Er wollte sie erweichen, mit ihm zu reden. Es musste doch ein Thema geben, das sie interessierte. Aber Madé gab keinen Laut von sich. Stattdessen sprach Puglug:
„Wir kommen von Norden Balis, aus kleines Dorf. Unser Vater Reisbauer. Wir arme Familie. Wir müssen arbeiten hier. Geld verdienen für Familie.“
„Was sagt Ihre Familie dazu, dass Sie hier arbeiten.“
„Freuen sich Familie. Freuen sich über Arbeit. Wer kein Arbeit, der müssen betteln. Nur Reis anbauen ist nix viel Geld.“ Puglug trank ihre Tasse leer. Sie sah irgendwie beruhigt aus und sagte, dass sie jetzt wieder ins Health-Center müsse, weil sie Dienst habe. Sie verabschiedete sich sehr höflich von Rauscher und von Madé und verschwand. Rauscher machte noch einen letzten Versuch, Madé zum Sprechen zu bewegen:
„Was kann ich nur tun, damit Sie mit mir reden?“
„Sie müssen gar nichts tun.“
Rauscher runzelte die Stirn und war erstaunt. Auf einmal sprach sie.
„Ich hatte nur keine Lust, während meine Schwester hier war.“
Rauschers Staunen nahm nicht ab.
„Wieso, was ist mit Ihrer Schwester?“
„Meine Schwester ist falsche Schlange. Sie schnüffelt in letzter Zeit hinter mir her.“
„Entschuldigung, dass ich dazwischen frage, aber wieso sprechen Sie eigentlich so gut deutsch?“
„Oh, vielen Dank, ich muss noch viel lernen. Ich habe bemüht mich schon viele Jahre zu lernen gut Deutsch sprechen. Ich will gehen nach Deutschland. Ich sprechen mit Kunden von mir. Viele deutsche Touristen.“
„Sie sprechen viel besser als Ihre Schwester. Nein wirklich, ganz hervorragend sogar.“
Madé schüttelte verlegen den Kopf, aber ihr schmeichelten die Worte des Kommissars. Dann fuhr Rauscher fort:
„Wieso gibt es Probleme zwischen Ihnen?“
„Sie älter wie ich. Und sie bestimmen will mein Leben. Sie passt auf mich auf. Das ist wahrer Grund, warum sie hier ist in Sanur. Mein Familie nicht findet gut, dass ich hier arbeite. Sie Angst, ich gehen in Ausland wie mein Tante. Sie ist in Australien. Hat dort geheiratet. Aber ich will gehen auch weg, auf jeden Fall.“ Rauschers Eindruck verstärkte sich, dass da irgendetwas im Busch war. Nur was?
„Und wie meinten Sie das mit der falschen Schlange?“
„Seit mein Schwester geht zu diese Wahrsager
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