Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition)
die mehr verrieten, als bisher bekannt war.
3. Die Beschattung.
Das Verhältnis zwischen Madé und ihrer Schwester Puglug war schlecht. Das hatte er mitbekommen. Er wollte die beiden heimlich beobachten und ausspionieren. Vielleicht gab es ein Geheimnis, das nur die beiden kannten und teilten.
Rauscher war beflügelt von der Vorstellung, endlich auf der richtigen Fährte zu sein. Er trank noch ein Bier und hatte danach die nötige Bettschwere, um ruhig zu schlafen.
Der Abend breitete seinen dunklen Mantel über der Insel aus, und sein Genosse, der Mond, stand kurz davor, voll zu werden. Er legte den Platz am Pool in ein kontrastreiches Flutlicht. Alle Konturen waren klar zu erkennen, obwohl die Dämmerung längst hereingebrochen war. Der Wind wehte landeinwärts.
Jenseits des Äquators, dachte Rauscher, ist das Leben gar nicht so viel anders als zu Hause. Am Ende des Tages war Rauscher zufrieden.
Elfter Urlaubstag
1.
Am Morgen stand Rauscher früh und frisch auf und sah Doris Maurer vom Balkon aus zu, wie sie im Pool ein paar Bahnen zog. Seit der Nachricht von der Festnahme des Zwirbelbartes traute sie sich wieder alleine aus dem Appartement.
Rauschers Handy klingelte. Es war Padang, der ihm mitteilte, dass die Papiere von Bayan und Rusli neue Erkenntnisse enthielten, denn mehrmals tauchte darin der Name Siang auf.
Siang betrieb in Sanur im Ortsteil Semawang einen Nachtclub. Er war ein Balinese aus dem Norden, der aus ganz ärmlichen Verhältnissen stammte. Als Schüler und Teenager ging er betteln bei Touristen. Sein Vater war Reisbauer und hatte sein letztes Reisfeld beim Hahnenkampf, der großen Leidenschaft vieler Balinesen, verwettet. Dann begann er zu trinken und seine Frau zu schlagen. Siang hielt es nicht mehr aus und ging in den Süden. Erst nach Denpasar, dann nach Kuta. Er verkehrte von Anfang an in einschlägigen Kreisen: Drogen, Prostitution, Menschenhandel. Er arbeitete sich hoch, weil er fleißig war und härter als viele andere. Er hatte nie eine Schule von innen gesehen, doch an Cleverness konnte ihm keiner das Wasser reichen. Das traurige Bild seiner Familie hatte er stets im Gedächtnis. Niemals im Leben wollte er wieder arm sein oder so enden wie sein Vater. Aus diesem Ansporn heraus schöpfte er Kraft, und das genügte, um sich Respekt und Anerkennung zu verschaffen.
Gestern hatte sich Padang persönlich in der Club-Szene umgehört. Es gibt Hinweise, sagte er, die eindeutig dafür sprachen, dass sich ein Deutscher durch einen balinesischen Mittelsmann mit diesem Siang in Verbindung gesetzt hat. Siang sollte sich auf dem Immobilienmarkt in Sanur umschauen und ein geeignetes Etablissement für einen Club finden. Ein anderer Balinese war bereits auf der Suche nach Personal für diesen Club. Also doch, dachte Rauscher, Maurer ließ Bayan und Rusli für sich arbeiten.
Rauscher bedankte sich bei Padang für diese heiße Information, ließ sich die Adresse von Siang geben und nahm sich vor, ihn später ausfindig zu machen. Voller Tatendrang verließ er das Appartement, ging frühstücken und suchte dann Madé auf.
Zwischendurch hatte er eine SMS an Lena geschickt: „Drück mir mal feste die Daumen. Kann ein entscheidender Tag werden. Bin heute so euphorisch, deshalb frage ich dich, ob wir nicht zusammenziehen sollten. Bussi.“
Auf dem Weg zu Madés Kammer traf er Puglug, die gerade ihr Appartement verließ. Er grüßte sie flüchtig, und sie reagierte kaum, benahm sich anders, als er sie kennengelernt hatte. Vor acht Tagen strahlte sie noch eine erlesene Höflichkeit aus. Rauscher zuckte die Schultern, nahm es nicht persönlich und machte sich weiter nichts daraus.
Er klopfte bei Madé. Sie öffnete, und er sah sofort, dass sie die Nachricht von gestern arg mitgenommen hatte. Ihre Augen waren dunkel unterlaufen und geschwollen vom Weinen. Wahrscheinlich die ganze Nacht hindurch, so verquollen wie sie aussahen. Sie trank eine Schale Tee und bot auch Rauscher eine an. Er lehnte dankend ab, denn er hatte gerade drei Tassen Kaffee getrunken.
„Ich habe nachgedacht“, fing Madé leise an, „über das, was Sie haben gesagt gestern.“ Rauscher hoffte, dass Madé ihm endlich etwas Verwertbares sagen würde. Er musste sich sehr konzentrieren, so leise sprach sie.
„Ist es wahr, dass Maurer, Bayan und Rusli wollten machen Geschäft zusammen?“ Das war eine konkrete Frage, und er wusste die konkrete Antwort.
„Ja Madé, eindeutig. Padang hat sich gestern Abend noch umgehört. Die
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