Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition)
Touristen badeten noch im Meer, andere gesellten sich um den Pool oder schwammen darin.
Eine Hand legte sich von der Seite auf seine Schulter.
„Kommissar Rauscher, lange nicht mehr gesehen. Wir dachten schon, Sie seien abgereist. Was macht die Suche nach Maurers Mörder?“ Frau von Talheim setzte sich neben ihn auf einen Barhocker und bestellte sich auch ein Bier.
„Wie Sie sehen, bin ich noch hier. Ich hatte ein paar Dinge zu erledigen. Vielleicht sind wir uns deshalb nicht über den Weg gelaufen.“ Rauscher nahm einen Schluck und prostete Frau von Talheim zu. Die zweite Gucci-Lady lag auf einer Sonnenliege am Pool, schaute den beiden zu und winkte.
„Wir stehen kurz vor der Lösung des Falles“, sagte Rauscher, „die Einzelheiten darf ich Ihnen leider nicht verraten. Staatsgeheimnis, Sie verstehen?“
„Natürlich verstehe ich.“ Sie machte ein enttäuschtes Gesicht, merkte aber gleich, dass Rauscher nicht mehr erzählen würde. Dann sagte sie:
„Wir genießen die letzten Tage hier. Dann geht’s zurück nach Deutschland. Ich kann`s noch gar nicht glauben. Ich weiß gar nicht, was ich da soll.“
Deutschland gibt’s ja auch noch, schoss es Rauscher durch den Kopf. Die ganze Zeit hatte er keinen Gedanken an zu Hause verschwendet, nur an Lena.
„Na, dann bis bald. Vielleicht trifft man sich mal.“ Frau von Talheim schlenderte zum Pool.
„Ja, ciao. Bis dann“, rief Rauscher hinterher und trank sein Bier aus, bevor er sich ein Neues bestellte.
Rauscher sah die schwachen Seewellen leise an Land schlagen. Die Horizontlinie verschwamm vor seinen Augen. In der heiteren, trunkenen Vorabendstimmung war er fähig zum Gedankenspiel. Er ließ sich einen Zettel und einen Kuli vom Kellner geben und nutzte die nächsten fünfzehn Minuten, um sich einen Plan zu machen. Er ordnete alle Fakten in seinem Kopf und überlegte sich eine Struktur. Dann schrieb er in die Mitte der Seite ‚Madé‘. Links daneben schrieb er die Namen der Toten in chronologischer Reihenfolge: ‚Maurer‘, ‚Bayan‘, ‚Der Vierzigjährige‘, ‚Rusli‘. ‚Der Vierzigjährige‘ strich er gleich wieder durch und schrieb unter die anderen: Verehrer/Geschäftspartner.
Auf die rechte Seite schrieb er ‚Zwirbelbart‘.
Auf die obere Seite schrieb er: ‚Doris Maurer‘, ‚Helene von Talheim‘ und ‚Angelika‘ Herbst nebeneinander.
Unter ‚Madé‘ ließ er ein wenig Platz und schrieb ‚Puglug‘ an diese Stelle.
In die rechte untere Ecke fügte er noch den Namen ‚Padang‘ ein.
Sein Schaubild war nun fertig.
Irgendwann legte er den Kuli weg und die Hände vors Gesicht. Verschiedene Bilder blitzten vor seinem geistigen Auge auf: als er Maurer an der Poolbar kennenlernte; als er den Zwirbelbart zum ersten Mal sah; als er in der Zelle auf der Polizeistation saß; als Bayan mit Madé stritt; als er Bayan auf der Massagebank entdeckte; als Frau von Talheim nachts vor seiner Appartementtür stand; als Doris Maurer völlig verheult auf seiner Couch saß; als der Vierzigjährige im Pool lag und als er Rusli am Strand fand.
Dann wandte er sich wieder seinem Schaubild zu und strich die Namen der Toten und des Verhafteten durch.
Plötzlich fiel ihm etwas auf. Erst war er irritiert, doch je länger er auf das Blatt stierte, desto klarer wurde es ihm. Außer Padang, und den konnte er ja als Verdächtigen ausschließen, standen nur noch Frauennamen auf dem Papier. Doris Maurer, Helene von Talheim, Angelika Herbst, Puglug und Madé. Hatte er im Umkreis der Morde noch jemanden vergessen, der in den letzten acht, neun Tagen eine Rolle spielte?
Ja. Jetzt fiel ihm wieder das ältere Ehepaar ein, das Maurer auch von früher kannte und die ihn hier im Urlaub getroffen hatten.
Aber Rauscher konnte sich beim besten Willen keinen Zusammenhang mit den Morden denken.
Rauscher tröstete sich, denn er war sich jetzt sicher: Im Zentrum des Ganzen stand Madé. Bei ihr lag der Schlüssel zur Lösung.
Und dann fasste er einen Plan, der sein weiteres Vorgehen auf drei Aufgaben konzentrierte.
1. Die Liebesnummer.
Da er bisher noch keinen richtigen Zugang zu Madé gefunden hatte, wollte er es ab sofort auf andere Art und Weise probieren. Ein großer Charmeur und Ladykiller war er zwar nicht gerade, aber wenn er sich anstrengen würde, könnte es gelingen.
2. Die Durchsuchung.
Wenn Puglug und Madé im Health-Center arbeiteten, konnte er versuchen, ihre Kammern zu durchsuchen. Vielleicht gab es auch dort interessante Dokumente oder Papiere,
Weitere Kostenlose Bücher