Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition)
ein völlig verschlafenes Gesicht zeigte sich.
„Was, was ist los?“ fragte Madé. Sie stand da in einem Nachthemd im balinesischen Stil. Es war bunt und sah aus, als sei es aus verschiedenen Stoffen genäht.
„Es hat den Nächsten erwischt. Rusli. Unten am Strand. Tot. Erdolcht mit einem Kris. Ich brauche Ihre Hilfe.“
Madés tiefbraune Augen weiteten sich, gleichzeitig fing sie an zu schreien, hielt die Hände vor den Mund, und Tränen schossen ihr über die Wangen. Sie brach zusammen und schrie immer lauter, bis Rauscher ins Zimmer trat, sie vom Boden aufhob und in den Arm nahm. Ihr Schreien ging über in ein Japsen, dann in ein Röcheln. Rauscher setzte sich mit ihr aufs Bett. Es war noch warm. Sie war gerade erst aufgestanden.
Zwischendurch sprach sie immer wieder balinesisch. Es klang wie ein langgezogenes „nein, nein, nein“.
Rauschers Wut hatte sich schnell gelegt, angesichts des Zusammenbruchs von Madé. Mit Schreien würde er bei ihr nichts erreichen, höchstens das Gegenteil von dem, was er eigentlich wollte.
Also ließ er sie zunächst in Ruhe und tippte eine kleine SMS an Lena: „Hallo Piratin der Liebe. Ich würde gerne auf große Fahrt gehen und dich kapern heut Nacht. Dein Captn Rauscher.“
Dann wandte er sich wieder Madé zu.
„Madé, es wird Zeit, dass wir reden. Oder wollen Sie, dass noch mehr passiert?“
Madé hatte sich gerade etwas beruhigt, doch kaum hatte Rauscher diese Sätze ausgesprochen, fing sie wieder an zu schluchzen und zu schreien. Rauscher war jedoch fest entschlossen, diesmal keine Rücksicht darauf zu nehmen. Er musste mehr von ihr erfahren.
„Da hilft alles Weinen und Jammern nichts, Madé. Es war wieder ein Verehrer von Ihnen. Da muss es einen Zusammenhang geben. Davon bin ich überzeugt. Wissen Sie etwas, was ich wissen sollte oder was uns weiterbringen würde?“ Madé schüttelte tränenüberströmt den Kopf.
„Wir sind bisher davon ausgegangen, dass der Mord an Maurer mit ihm selber zu tun hat. Das ist vielleicht falsch. Vielleicht hat er eher etwas mit Ihnen zu tun.“ Rauscher schaute Madé eindringlich an. Sie schluchzte unaufhörlich und konnte ihm nicht richtig in die Augen sehen.
„Wir sind weiter davon ausgegangen, dass Bayan vielleicht den Mörder gesehen hat und deswegen getötet wurde. Da könnten wir uns auch getäuscht haben. Vielleicht hat auch dieser Mord mit seiner Beziehung zu Ihnen zu tun.“ Rauscher machte eine kurze Pause und wartete auf eine Reaktion von Madé, aber da kam keine.
„Den Vierzigjährigen vergessen wir jetzt mal, den hat der Zwirbelbart auf dem Gewissen. Aber heute dann Rusli. Da muss man schon viel Fantasie aufbringen, um keinen Zusammenhang mit Ihnen herzustellen. Der Fall liegt eigentlich klar auf der Hand. Alle drei Toten hatten eine Beziehung zu Ihnen, Madé. Haben Sie etwas dazu zu sagen?“ Rauscher wartete. Wieder kam kein Ton aus ihrem Mund. Rauscher seufzte laut.
„Mir geht das hier langsam gegen den Strich. Entschuldigung, ich verstehe auch, dass es Ihnen im Moment beschissen geht, aber Sie müssen auch uns verstehen. Padang und ich kommen nur weiter, wenn Sie mit uns reden. Verstehen Sie?“
Madé nahm ein Taschentuch und schnäuzte hinein. Dann legte sie die Hände vor das Gesicht und blieb stumm.
„Da gibt es noch etwas, Madé, das Sie wissen sollten. Maurer, Bayan und Rusli planten, Geschäfte zu machen. Und zwar hier auf Bali.“ Rauscher wartete ab, dann sprach er weiter: „Und ich weiß auch ziemlich genau, dass sie einen Club oder ein Bordell eröffnen wollten. Fällt Ihnen dazu etwas ein?“ Wieder wartete er, bevor er fortfuhr.
„Das würde bedeuten, Maurer hatte niemals vor, mit Ihnen nach Deutschland zu gehen. Was genau hatte er sonst vor?“
Als nach zwei, drei Minuten immer noch kein Laut über Madés Lippen kam, brüllte er sie an:
„Na schön. Wie Sie wollen. Ich kann Sie zu nichts zwingen. Sie müssen selbst wissen, was Sie tun. Da muss ich wohl doch mal mit Padang drüber reden.“
Ohne sich nochmals umzudrehen, riss er die Tür auf, ging hinaus und schmiss sie mit einem lauten Rumms zu. Draußen stand Puglug. Er sagte nichts, sondern ging schnell an ihr vorbei. Und Puglug ging hinein.
6.
Es war später Nachmittag und der Himmel kobaltblau, als Rauscher sich an die Poolbar setzte. Sonnenlichtgebadet standen die Palmen am Weg. Er setzte seine Sonnenbrille auf, denn jetzt konnte er es nicht vertragen, geblendet zu werden. Er bestellte ein Bier und genoss es.
Ein paar
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