Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition)
Zimmer.“
„Ohhh, schade. Ich wollte mal deine Stimme hören. Wie geht’s denn?“ Rauscher flüsterte weiter, während er sich ein paar Schweißperlen von der Stirn wischte.
„Du, ich mach jetzt Schluss, sonst hört mich hier noch jemand. Ich meld mich später bei dir. Mach's gut.“
Rauscher legte auf und schlug sich vor den Kopf. Warum hatte er das Handy nicht vorher ausgeschaltet?
Dann holte er dreimal tief Luft und horchte in die Stille. Er war froh, dass niemand das Klingeln gehört hatte und trat hinaus. Gerade als er die Tür zu Puglugs Zimmer öffnen wollte, kamen einige Bedienstete um die Ecke, machten es sich auf einem Mäuerchen bequem und begannen, die Ereignisse des Tages zu diskutieren.
Er lächelte sie an. Sie lächelten freundlich zurück.
Notgedrungen verschob Rauscher die Inspektion von Puglugs Kammer auf später und wollte sich an der Poolbar noch einen Drink genehmigen.
3.
Spontane Entscheidungen bringen oft mehr als krampfhaft einen Plan einzuhalten, besonders wenn man eine heiße Spur verfolgt.
Rauscher hörte auf seine innere Stimme, würdigte diesen Grundsatz, änderte seinen ursprünglichen Plan und strebte Richtung Hauptstraße, um sich ein Taxi zu nehmen. Bis zum Ortsteil Semawang waren es fast sieben oder acht Minuten.
Als die Taxe dort hielt, stieg er aus und betrachtete die Gegend eingehend. Ihm dämmerte, dass er hier schon einmal war und zwar in jener Nacht, als er Rusli verfolgte. Und als hätte er es vorausgesehen, stimmte das Haus, in dem er Siang vermutete mit dem überein, in dem er Rusli beobachtet hatte. Die Hausnummer hatte ihm Padang mitgeteilt.
Diesmal ging Rauscher geradewegs hinein und blickte in den leeren Wohnraum. Um diese Tageszeit schien hier absolut nichts los zu sein.
Er rief:
„Hallo.“
Nichts.
„Ist da jemand?“ Und als er gerade wieder aus dem Gebäude hinaustreten wollte, kam der Mann, mit dem sich Rusli damals unterhalten hatte, aus einer der hinteren Türen heraus.
„Hallo,“ sagte er, „wir noch haben geschlossen.“
„Ich hätte ein paar Fragen. Sind Sie Siang?“
Der Mann runzelte die Stirn.
„Wer will das wissen?“
„Oh, ich bin Andreas Rauscher. Kommissar Rauscher von der deutschen Polizei.“
Die Runzeln auf Siangs Stirn nahmen die Gestalt von großen Furchen an.
„Wer Sie hat hierher geschickt? Kommen Sie von Padang?“
„Nein, wie kommen Sie darauf?“
„Raus!“ Er erhob die Hand und deutete Richtung Ausgang.
„Aber … ich wollte nur …“
„Ich kein Frage beantworten. Sie nicht schnüffeln weiter hier rum.“ Die Stimme von Siang klang mehr als unfreundlich. Rauscher war etwas erstaunt.
„Entschuldigung, aber es geht um Rusli. Den kennen Sie doch?“
„Raus, ich habe gesagt.“ Jetzt ging Siang auf Rauscher zu und machte Anstalten, ihn hinauszuwerfen. „Raus!“
Rauscher trat ein paar Schritte zurück und sagte mit vor dem Körper gehaltenen Händen:
„Ja, ja. Ist ja schon gut. Ich gehe ja schon.“
Er drehte sich um und ging schnell aus der Tür, weil er merkte, dass es Siang ernst war. Mit einer solchen Abfertigung hatte er nicht gerechnet. Zum ersten Mal hatte er einen Balinesen erlebt, der richtig unfreundlich, ja sogar zornig und wütend war und der dies vor allem nicht verbergen wollte. Siang machte gar keinen Hehl daraus, dass Rauscher hier vollkommen unerwünscht war. Was hatte das wieder zu bedeuten?
Vielleicht war er einfach nur stinksauer, weil er das geplante Geschäft mit Maurer abschreiben konnte, dachte Rauscher. Die Nerven lagen blank bei einigen Leuten, sagte er sich. Zu viel war passiert in den letzten zehn Tagen.
4.
„Hast du Lust auf Sex?“ Die Frage von Doris Maurer kam ziemlich unvermittelt, nachdem er das Appartement betreten hatte. Rauscher war einen Moment lang wie vor den Kopf gestoßen und wusste nicht recht, was er sagen sollte.
„Nein … ähm … ich meine … ja eigentlich schon … aber … nicht … Versteh` mich nicht falsch. Du weißt schon … ich bin verliebt. Verstehst du?“
Doris Maurer antwortete cool:
„Nein. Liebe hat doch nichts mit Sex zu tun. Sex ist was für den Körper. Liebe für den Geist und die Seele.“
„Da magst du Recht haben. Aber ich kann das nicht so richtig trennen. Sex ohne Liebe mein ich. Das ist nichts für mich. Das macht mir keinen Spaß.“
„Hast du überhaupt schon mal? Ich meine … Sex ohne Liebe … Kennst du das überhaupt?“
„Ja, sicher. Aber das ist einfach nicht meine Sache. Das hat nichts mit dir zu
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