Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition)
aus Holz, Puppen, Porzellan und allen möglichen, alten Ramsch. Dazwischen lagen, schön nebeneinander aufgereiht und präsentiert, fünf Kris-Dolche.
„Sieh an, sieh an“, sagte Rauscher, „die wertvollen, heiligen Dolche kann man hier einfach auf dem Markt kaufen.“ Er nahm einen hoch, betrachtete ihn ausgiebig. Seine Verzierungen mit Edelsteinen, seinen Schliff und den gebogenen Griff. Dann legte er ihn wieder hin, und sein Auge fiel auf ein Lederhalsband mit einer Schildkröte daran.
„Super. Das nehme ich für Lena mit.“ Er handelte kurz und zahlte anstatt 15.000 nur 12.000 Rupien. Wieder war er unsicher, ob das nicht zuviel war.
Er ging zurück zum Bemo und schon ging es weiter.
Einige Minuten später sprang Rauscher aus dem Bemo, direkt vor der Polizeistation. Ohne anzuklopfen ging er hinein und sagte:
„Ich will zu Padang.“
Der Polizist, der gerade gemütlich in einer Zeitung blätterte, blickte auf, wirkte etwas verstört und wies in die Richtung des Büros, das Rauscher schon kannte. Rauscher klopfte und trat sofort ein.
„Kommissar, ich muss die Sachen von Bayan durchsuchen. Wo sind sie?“
Padang, der gerade ein kleines Nickerchen gemacht hatte, schreckte hoch, schüttelte sich und zeigte auf eine große Kiste, die in der Ecke auf dem Boden stand.
„Da in Kiste sind Sachen von Bayan. Morgen kommt Familie und holt ab.“
„Aber vorher werfe ich noch einen Blick rein.“
Rauscher öffnete die Kiste und fand zunächst nur Krimskrams und Klamotten. Er wühlte weiter und fand einen Briefumschlag, in dem einige Zettel aufbewahrt wurden. Er schaute sie durch, stieß auf ein Schriftstück mit deutschen Worten und las:
„Komme übermorgen an. Rusli holt mich am Flughafen ab. Dann regeln wir das Geschäftliche. Hast du dich um das Haus gekümmert? H. M.“
Drei Geschäftspartner. Drei Verehrer von Madé. Drei Tote, dachte Rauscher. Das wäre eine einfache Lösung. Steckten die drei unter einer Decke? Sie hatten offenbar ein gemeinsames Projekt und Geschäftsgeheimnis. Oder waren es irgendwelche krummen Machenschaften? Oder, und Rauscher war verwundert, dass er erst jetzt auf diesen Gedanken kam, ist etwas schiefgelaufen und sie haben sich gegenseitig umgebracht. Aber wer hat dann Rusli erledigt? Da müsste es eine vierte Person geben. Wer könnte das sein? Padang fragte:
„Und? Sie was gefunden? Erklären Sie mir, warum Sie hier rein rennen und suchen.“
„Ja, ja schon gut. Ich habe was entdeckt.“
Rauscher erzählte dem Kommissar, was er in Ruslis und Bayans Sachen gefunden hatte und dass die drei Toten sich demnach nicht nur gekannt haben mussten, sondern sogar konkrete Geschäfte miteinander betrieben. Padang räusperte sich und fragte dann:
„Wissen Sie, was für Geschäfte waren das?“
„Nicht ganz genau. Aber ich tippe auf Prostitution. Sie wollten eine Bar oder einen Club eröffnen. Vielleicht sogar ein Bordell hier in Sanur. Auf jeden Fall wollten sie das große Geld machen. Hier in diesem Briefumschlag sind noch andere Papiere von Bayan und hier sind noch ein paar Briefe und Zettel aus Ruslis Zimmer.“
Rauscher griff in seine Hosentasche und zog einige Papiere heraus.
„Ich kann sie nicht lesen. Ist alles auf balinesisch.“
Rauscher legte alles auf Padangs Schreibtisch.
„Danke. Meine Leute sich drum kümmern werden.“
Rauscher schnaufte durch und machte Anstalten, wieder zu gehen.
„Mister Rauscher, wollen Sie gar nicht wissen, was Zwirbelbart hat gesagt?“
Rauscher drehte sich wieder zu Padang.
„Doch.“
Dann erzählte Padang, dass der Zwirbelbart alles gestanden hatte: den Erpresserbrief, den Überfall auf Doris Maurer, den Mord an seinem Kumpel. Aus reiner Raffgier, denn er wollte das Geld für sich alleine haben. Als Padang geendet hatte, fragte er Rauscher:
„Wie lange Sie noch bleiben auf Bali?“
Rauscher überlegte, ob Padang seine Frage ironisch meinen könnte.
„Ich fliege in vier Tagen“, antwortete er.
„Oh, dann wir sollten uns beeilen“, sagte Padang und grinste.
„Kommissar, entschuldigen Sie. Ich muss mich jetzt wirklich beeilen. Ich will zu Madé. Bin gespannt, was sie zu sagen hat. Bis bald.“
Rauscher verließ Padangs Büro und die Polizeistation. Keine zehn Minuten später war er wieder auf dem Hotelgelände.
5.
„Aufmachen, Madé, auf-ma-chen.“ Rauscher klopfte ziemlich fest an Madés Tür.
„Hier ist Kommissar Rauscher. Madé? Sind Sie da?“
Er wollte gerade wieder weggehen, da öffnete sich die Tür, und
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