Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition)
großer Meister mit viel Ansehen. Ich nicht glaube, dass er …“ Padang stockte. Er schaute Rauscher an und wusste plötzlich, dass er falsch lag. Er musste sich eingestehen, dass ihm in dieser Situation gar nichts anderes übrig blieb, als Pak aufzusuchen und Klarheit in die Sache zu bringen.
„Okay, Mister Rauscher. Wir nehmen mein Wagen.“
7.
Respektvoll und mit einer tiefen Verbeugung begrüßte Padang Pak. Der spirituelle Meister machte eine einladende Geste und bat Rauscher und Padang, Platz zu nehmen. Pak wirkte ruhig und ausgeglichen, und Rauscher fragte sich, ob er ahnte, warum sie gekommen waren. Pak wies seine Assistentin an, Tee zu servieren. Als sich Rauscher umblickte, stellte er fest, dass es dunkler war als bei seinem ersten Besuch. Eine Minute später brachte die Assistentin drei Schalen, stellte sie auf den kleinen, niedrigen Tisch und füllte sie.
„Es geht um die Morde im Grand Hotel.“ Mit diesen energischen Worten ergriff Rauscher das Wort, denn er wollte keine Zeit verlieren.
Pak nahm einen Schluck Tee, er war die Ruhe selbst. Dann wandte er sich an Padang und fragte ihn etwas auf balinesisch. Padang antwortete und übersetzte für Rauscher:
„Pak wollte wissen, wer Sie sind, und ich habe ihm gesagt.“
Kurzerhand übernahm Rauscher wieder das Kommando, richtete Frage auf Frage an Pak, Padang übersetzte und Pak antwortete in fließendem, feinem Englisch.
Ohne jeden Beweis gegen Pak, würde es schwer werden, ihn zu überführen. Das war Rauscher klar. Deshalb hatte er sich im Vorfeld eine Strategie ausgedacht und war nun gespannt, wie Pak darauf reagieren würde. Rauscher ging in die Offensive:
„Sie kennen doch Puglug, die Masseurin aus dem Grand Hotel Bali Beach?“
„Ja, natürlich“, antwortete Pak. „Ich kenne alle Menschen hier, denn alle kommen zu mir.“
„Puglug hat die drei Morde an Horst Maurer, Bayan, dem Hotelboy und Rusli, dem Kellner, gestanden. Was sagen Sie dazu?“
Rauscher saß Pak direkt gegenüber, sodass er gut dessen Augen verfolgen konnte. Sie funkelten. Paks Gesicht zeigte Verwunderung und Resignation. Ein tiefer Seufzer kam aus seiner Kehle, dann sagte er:
„Sie wissen gar nicht, was sich hier abspielt. Wie könnten Sie auch. Sie kommen von weit her, aus einer anderen Welt, deshalb will ich es Ihnen erklären. Früher waren die Menschen hier arm und lebten sehr zufrieden. Heute leben wir in einem wohlhabenden Land, aber fast alle sind unglücklich.“
Pak setzte die Teeschale langsam an seinen Mund und trank. Rauscher wartete geduldig ab.
„Früher waren wir ehrliche Reisbauern und gläubige Hindus. Heute sind wir korrupte Geschäftemacher, die versuchen, Touristen auszunehmen.“ Padang nickte zu den Worten des Wahrsagers. Jetzt sprach Pak Rauscher direkt an:
„Haben Sie eine Vorstellung, welche Veränderungen Bali ertragen muss, durch skrupellose Investoren, raffgierige Reiseveranstalter und die westliche Tourismusindustrie? Nein, haben Sie nicht. Auch das werde ich Ihnen erklären.“ Er machte wieder eine Pause, in der er seine Gedanken sammelte, Rauscher einen Schluck Tee nahm und Padang ganz unruhig wurde. Dann fuhr Pak fort:
„Sie bauen großzügige Hotelanlagen und zerstören unsere Umwelt damit. Sie bauen Golfplätze und verprassen unser Wasser. Sie bauen Mauern drumherum und halten uns, die Einheimischen, die ehemaligen Besitzer des Landes, fern. Ursprüngliche Fischerdörfer müssen weichen. Landwirtschaft und Reisanbau werden verdrängt. Das nennt man Fortschritt um jeden Preis. Unser Glaube und unsere Religion verkommen zur Touristenattraktion. Unsere traditionellen Werte verwässern. Auch die Kultur ist zur Fassade geworden, um den Touristen ein schönes, heiles Paradies vorzugaukeln. Keiner kann dem Konsum und den Verführungen aus dem Westen widerstehen. Keiner.“
Rauscher fragte sich, worauf der Wahrsager eigentlich hinaus wollte. Er blieb cool, vermittelte nach außen den Eindruck, alles im Griff zu haben, seiner Sache sicher zu sein und ließ den Wahrsager fortfahren. Pak redete sich in Rage:
„Die Touristen zerstören unser Land. Sie haben keine Moral, keine Wertschätzung für unsere Traditionen, keinen Sinn für unser einfaches Leben. Mit ihnen steigt die Prostitution, der Drogenmissbrauch und die Kriminalität. Sie können inzwischen alles bekommen, was sie wollen, wenn sie nur genügend Geld zahlen. Aber es gibt nur ein paar Menschen, die mit dem ganzen Tourismus reich werden. Der Rest wird immer ärmer. Und
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