Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition)
schon gesehen?“ „Nein, noch nie.
Ich bin wirklich sehr gespannt.“
Padangs Fahrer setzte sie direkt vor der großen Hahnenkampfarena ab. Sie glich einem deutschen Fußballstadion. Eine Schlange stand vor dem Ticket-Schalter, aber Padang nahm Rauscher am Arm und führte ihn ohne Ticket hinein. Viele Menschen drängten sich auf den Stehrängen und machten Lärm, während sie die Kämpfe verfolgten. Rauscher erkannte die ansonsten so ruhigen Balinesen nicht wieder. Hier waren sie erregt, leidenschaftlich, zappelig, aufbrausend, nervös.
Unten in der Arena standen die Hähne in Bastkörben aufgereiht und ein sandiges Feld diente als Kampfplatz. Padang rieb sich die Hände.
„Lassen Sie uns wetten. Wie wär‘s mit diesem?“ Er deutete auf einen stolzen schwarzen Hahn. Sein Trainer machte ihn gerade heiß für den Kampf, indem er ihm eine scharfe Klinge an die Krallen band und ihm ins Gesicht spuckte. Der Hahn flatterte hoch. Ein echter Heißsporn. Er konnte es kaum abwarten, seinen Gegner, einen Weiß-Braunen, zu erledigen. Rauscher war fasziniert.
„Okay. Ich setze 1000 Rupien auf den Weiß-Braunen.“ Padang rümpfte die Nase.
„Tausend Rupien? So wenig. Hier schon viele haben Haus und Hof verwettet. Aber gut.“
Das Fieber in Padang stieg. Er wurde unruhig und zappelte hin und her. Die Hähne wurden von den Trainern aufeinander losgelassen, nicht ohne vorher alle guten und bösen Geister zu beschwören. Blitzschnell flogen sie aufeinander zu. Das Gefieder gespreizt, prallten sie gegeneinander. Der Sand staubte, Federn flogen durch die Luft, und Blut spritzte. Die Menge brüllte. Und schon war alles vorbei. Keine drei Sekunden hatte der Schwarze gebraucht, um den Weiß-Braunen zu erledigen. Er lag auf dem Rücken und tat keinen Mucks mehr. Der Schwarze flog immer wieder hoch, bis ihn sein Trainer einfing. Padang strahlte. Er hatte auf den Sieger gesetzt. Rauscher übergab ihm den Geldschein.
„Glückwunsch.“
„Danke. Sie wollen wieder wetten?“ Padangs Euphorie war kaum zu bremsen.
„Ja, mal sehen auf welchen.“ Rauscher schaute sich um. Die Masse wogte, und er sah manchmal nur Hinterköpfe vor sich. Das Gebrüll flutete auf, dann ebbte es plötzlich ab.
„Okay. Der Hellbraune dort.“ Padang schaute sich den Gegner an, einen Bunt-Gescheckten.
„Wieviel?“
„2000 Rupien.“
„Okay.“
Wieder beteten die Trainer vor dem Kampf die Götter an und bereiten ihre Lieblinge vor. Der Hellbraune stolzierte mit erhobenem Kopf herum. Rauscher hatte ein schlechtes Gefühl, denn der Hahn strahlte eine gewisse Arroganz aus. Dann flogen die beiden Hähne aufeinander. Die Menge sprang auf und jubelte. Sekundenbruchteile später lag der Hellbraune auf dem Rücken, blutüberströmt. Sein Trainer rappelte ihn auf. Rauscher drückte Padang die 2000 Rupien in die Hand.
„Ich habe heute kein Glück.“ Padang war bester Laune. Er schien die Sache sehr ernst zu nehmen.
Ein paar Kämpfe später verließen sie die Arena. Padang freute sich, denn er hatte keine Wette verloren. Nie zuvor hatte Rauscher Padang so glücklich gesehen.
Padangs Fahrer wartete schon und fuhr Rauscher zurück ins Hotel. Während der ganzen Zeit war kein Wort über den Fall Maurer gefallen. Padang vermied es, darüber zu sprechen. Und Rauscher wollte die gelungene Überraschung nicht kaputtmachen.
Vor dem Hotel verabschiedete sich Padang von Rauscher.
„Danke für alles.“
„Schon gut. Sie brauchen sich nicht zu bedanken.“
„Doch, wir haben Ihnen viel zu verdanken.“
Rauscher schüttelte den Kopf.
„Nein, nein. Ich muss mich bei Ihnen bedanken. Dass ich Ihr Gast sein durfte.“
„Kommen Sie wieder?“
„Das überlege ich mir noch.“ Ein Grinsen zog sich über Rauschers Gesicht.
„Ich würde mich freuen sehr.“ Padang gab Rauscher die Hand, klopfte ihm mit der anderen auf die Schulter, stieg ins Auto und wies den Fahrer an, loszufahren. Rauscher stand noch einen Moment da und blickte dem Auto hinterher.
3.
Wie es der Zufall wollte, waren Rauscher, Doris Maurer und die Guccis auf die gleiche Maschine gebucht, in der auch Maurers Leichnam überführt wurde.
Rauscher saß mit den anderen im Bus, der sie zum Flughafen bringen würde. Er merkte nun erst, dass die Heimreise begonnen hatte. Jetzt galt es noch, der Insel auf Wiedersehen zu sagen. Ob es eines geben würde, stand in den Sternen.
Der Check-In am Flughafen verlief zügig. Im Terminal tippte Rauscher noch schnell eine SMS: „Hallo Liebste. Bin bald
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