Mord fuer Mord
Begleitung stellen wir uns an den Rand der Fahrbahn direkt vor einen kleinen Baum und blockieren mit dieser Aktion die anderen Fahrzeuge.
Herr Derra bittet uns auszusteigen und ihm zu folgen.
Während ich Kaspar helfe, sich aus dem Auto zu schälen, was schon einige Zeit in Anspruch nimmt, ist der Streifenbeamte auch schon durch den Haupteingang in das alte Steinhaus verschwunden.
Kaspar streckt sich nur kurz, um im gleichen Augenblick wieder in sich zusammenzufallen. In gebückter kreuzschonender Haltung versucht er nun mir zu folgen.
Ich reiche ihm ein paar Ersatzhandschuhe, die ich immer für Notfälle bereit halte, und ziehe mir selbst ein paar über meine Hände. In solchen Fällen ist es immer angebracht, seine Plastikhandschuhe anzuziehen, nicht nur, um keine Spuren zu verwischen, auch zum eigenen Schutz.
Die Tür ist bereits geöffnet.
Außer dem beißenden Geruch nach Verwesung dringen aus dem Inneren die Stimmen von mindestens drei Personen. So ist es für mich und meinen Assistenten nicht schwer, den Tatort zu orten.
Dort angekommen bleiben wir im Türrahmen stehen, Kaspar hüstelt etwas vor sich hin, und ich kämpfe gegen einen Brechreiz an, der mich unvorbereitet überfällt.
Auf einem alten hölzernen Schaukelstuhl sitzt eine dunkle Gestalt und starrt mich aus leblosen kalten Augen an. Zu ihren Füßen ein riesiger dunkler Fleck – ein Indiz dafür, dass es sich tatsächlich um den Tatort handelt.
»Wir haben alles so gelassen, wie wir es vorgefunden haben.«
Aus einer Ecke tritt unser vorheriger Begleiter Herr Derra hervor. In seinem Schatten befinden sich noch zwei weitere Personen – ein weiterer Uniformierter sowie ein Zivilist mit einer großen Ledertasche, der sich unzweifelhaft als Arzt identifizieren lässt.
»Gut.«
»Ich hoffe, wir haben alles richtig gemacht. Normalerweise haben wir mit Mord nicht so viel am Hut. Mein Kollege, Herr Stretz, hat unsern Herrn Doktor Dreier dazu geholt.«
Trotz des mulmigen Gefühls in meiner Magengegend betrete ich nun den Raum, um mir die Sache aus der Nähe anzusehen.
In der Schulter des Opfers steckt ein riesenhaftes Brotmesser.
Etwas anderes ist erst bei genauerem Hinsehen zu erkennen – die Person ist regelrecht mit Nägeln und Schraubenziehern gespickt.
»Der liegt wohl schon etwas länger.«
Von Kaspar ist nur ein Hüsteln zu vernehmen, so dass ich annehme, es gehe ihm noch schlechter als mir, doch er weicht nicht von meiner Seite.
»Soweit wir das beurteilen können, ist dies der Eigentümer, ein Peter Konrad. Er wurde erst heute Morgen gefunden. Ein Einzelgänger, der mit der übrigen Ortschaft wenig Kontakt hatte« , erklärt Herr Derra.
»Eine ziemliche Sauerei. Der hat ihn richtig ausbluten lassen«, fügt Herr Stretz hinzu.
»Deswegen hat man ja auch Ihnen Bescheid gegeben. Es soll in Schweinfurt einen ähnlich gelagerten Fall gegeben haben«, ergänzt wieder Herr Derra.
Mein Blick wandert durch den Raum. Im Hintergrund entdecke ich einen kleinen Tisch, auf dem, wie zuvor in der Villa in Schweinfurt, alle möglichen Gegenstände abgestellt sind.
»Es sieht fast so aus«, antworte ich.
Herr Doktor Dreier tritt nun hervor, die Arzttasche vor den Bauch haltend, stellt er sich direkt vor mich hin.
»So wie ich das sehe, bin ich hier überflüssig. Er wird doch sicherlich obduziert?«
»Ist anzunehmen.«
»Gut. Ich habe nämlich noch einige andere Patienten, denen ich weiß Gott besser helfen kann als ihm hier.«
Damit schiebt er sich an mir vorbei Richtung Ausgang, dann jedoch dreht er sich noch einmal kurz zu mir um.
»Übrigens, ihm fehlen beide Ohren.«
Ein weiteres Indiz für einen Zusammenhang mit dem Schweinfurter Fall.
Ich wende mich an Herrn Derra.
»Es wäre nicht schlecht, wenn Sie und Ihre Kollegen bis zum Eintreffen unserer Spurensicherung den Raum verlassen würden.«
»Wie blöd von uns, wir hätten wohl...«
Nun ist es an Kaspar sich zu melden. In strengem Tonfall sagt er in den Raum hinein: »Da hätten Sie auch früher drauf kommen können. Latschen da sinnlos im Tatort herum.«
Schuldbewusst schließen die beiden die Tür hinter sich und uns und wir folgen ihnen die Treppe hinunter, während ein Stimmengewirr an unsere Ohren dringt.
Die Buschtrommeln scheinen noch zu funktionieren.
In einem Kaff wie diesem spricht sich so etwas natürlich schnell herum, wir haben auch nichts anderes erwartet.
Auch unser Herr Doktor ist noch nicht viel weiter gekommen, er steht bei den anderen Personen und hat
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