Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
endgültige Verhandlung findet zu einem späteren Zeitpunkt statt. Trotzdem würde ich selbst dann nicht auf eine Schar von Paparazzi zählen.«
»Wir waren nur ein paar Minuten da drin!«, stöhnte Terri. »Wenn ich gewusst hätte, dass alles so schnell geht, hätte ich mir nicht so viel Mühe gemacht.«
»Kommst du jetzt oder nicht?«, fragte ihr Mann, der plötzlich neben ihr aufgetaucht war.
Terri stöckelte immer noch murrend auf ihren hohen Absätzen zum Wagen. Die beiden fuhren sofort davon.
»Sollte das Trauerkleidung sein oder was?«, fragte Phil Morton in ehrfurchtsvollem Staunen.
»Etwas in der Art, Phil«, erwiderte Jess.
Monty war inzwischen ebenfalls aus dem Gebäude gekommen, begleitet von seiner Nichte. Er winkte ihnen mutlos zu, während er gleichzeitig den Kopf schüttelte. Er wollte nicht mit ihnen reden. Sie respektierten seinen Wunsch und sahen ihm hinterher, als er von Bridget weggefahren wurde, die sie mit einem knappen Nicken begrüßt hatte.
Hopkins hastete vorbei. »Sie haben bis Monatsende«, rief er ihnen im Gehen über die Schulter zu. »Danach werde ich die Wohnung in die Zeitung setzen. Sie ist gleich wieder vermietet. Sie sehen besser zu, dass Sie sich beeilen!«
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Jess später im Büro von Superintendent Carter, nachdem sie von der Verhandlung zurück waren.
»Wir lernen unseren Mann genauer kennen«, antwortete Carter.
»Das haben wir bereits versucht«, erinnerte sie ihn. »Wir haben seine sämtlichen Papiere gesichtet, und Dave Nugent hat seinen Computer durchsucht. Wir haben mit seinem Vermieter geredet. Stubbs hat Miss Jeffrey befragt, die Nachbarin, und bekam ein religiöses Pamphlet in die Hand gedrückt. Sie hat Taylor allem Anschein nach eins unter der Tür hindurchgeschoben, und er hat ziemlich heftig darauf reagiert. Er und Miss Jeffrey hatten einen lautstarken Streit deswegen, und danach hat sie nie wieder ein Wort mit ihm gesprochen. Wir haben mit seinen Verlegern, den Lektoren, den Protagonisten seiner Bücher und seiner einzigen lebenden Verwandten gesprochen. Ich habe trotzdem nicht das Gefühl, ihn zu kennen.«
Sie wusste, dass Frustration in ihrer Stimme mitschwang. Doch die Uhr lief unerbittlich weiter, und sie waren in einer Sackgasse angelangt. Die Worte des Coroners echoten hohl durch ihre Gedanken: »... damit die Polizei Gelegenheit erhält, ihre Ermittlungen abzuschließen.« Die Chancen stehen eher schlecht, hatte Jess bei sich gedacht.
»Wir versuchen es trotzdem weiter. Irgendwann, an irgendeinem Punkt in seinem Leben, hat er sich zu einem Mordkandidaten gemacht«, sagte Carter geduldig. »Versuchen Sie es so zu sehen: Haben wir so wenig Verständnis für die inneren Motive des Mannes, weil er sich so große Mühe gegeben hat, sie zu verschleiern? Und falls ja, was haben wir übersehen? Was gibt es über Mr. Taylor zu wissen, das niemand wissen sollte?«
Jess schien nicht überzeugt. »Vielleicht ist der Grund, dass wir nichts anderes finden können, einfach der, dass es nichts anderes gibt? Er war aktiv, sowohl beruflich als auch privat, doch er hatte keine Wurzeln geschlagen, keinen Besitz erworben, war keine Beziehung eingegangen und verließ sich auf einen stetigen Strom an neuen Aufträgen. Er hatte überhaupt nichts Bleibendes in seinem Leben.« Sie erwärmte sich mehr und mehr für das Thema. »Wenn man es genau bedenkt, bewegte er sich auf einem schmalen Grat zwischen Erfolg und Scheitern. Seine Verleger haben ausgesagt, dass er professionell und akribisch gearbeitet hat. Er hätte genügend Geld verdienen müssen, um komfortabel zu leben, theoretisch jedenfalls, und weiterhin Designeranzüge zu tragen. Er war alleinstehend und hatte keinerlei Verpflichtungen.«
»Nach dem, was Miss Bryant über seinen Vater Lionel Taylor sagt, wäre ich nicht weiter überrascht, hätte dieser sich gegenüber der nächsten Frau in seinem Leben, nachdem er Deirdre und ihr Baby sitzengelassen hatte, ebenfalls als ›alleinstehend und ohne Verpflichtungen beschrieben«, warf Carter ein. »Lionel Taylors Beschreibung klingt in meinen Ohren nach einem klassischen Bigamisten. Doch das liegt alles lange zurück und ist nicht unsere Sorge. Sein Sohn Gerald, genannt Jay, ist unser Problem. Und wir sind nicht sehr viel weitergekommen bei seiner Lösung.«
»Nun ja ...«, nahm Jess ihre Erläuterung behutsam wieder auf. »Wir wissen, dass er einen kostspieligen Geschmack hatte, möglicherweise inspiriert von den exotischen
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