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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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einen Kodex, der unserem vergleichbar war. Nun ja, das glaubte ich an einem guten Tag.
    Doch als Ganna mir ihre Antworten gab, glaubte ich, dass sie mich belog – und darin nicht sehr gut war. Meine Arbeit hatte mich zynisch gemacht. Viele Leute hatten mir die wildesten Geschichten erzählt, oft mit treuherzigem Augenkontakt. Ich kannte die Anzeichen.
    Bei meinem ersten Besuch in der Villa des Quadrumatus hatte ich die abgelegenen Unterkünfte, die sich Veleda und Ganna geteilt hatten, inspiziert. Ihre Zimmer lagen weit vom Eingang und vom Atrium entfernt. In dem weitläufigen Haus bezweifelte ich, dass die beiden Frauen gehört hatten, was in der fernen Eingangshalle passierte, als der Mord entdeckt worden war. Und selbst wenn sie der Tumult geängstigt hatte, wären sie vermutlich zusammen losgegangen, um nachzusehen. Also war Ganna entweder absichtlich im Haus zurückgelassen worden – oder Veleda war allein ins Atrium gegangen. Sie könnte sogar schon dort gewesen sein, bevor der Mord geschah.
    Wie konnte das sein? Wenn sie Gratianus Scaeva besuchen wollte, während er sich auf einer Liege in dem eleganten Salon entspannte und jeden Moment sein Flötenspieler auftauchen würde, um ihn mit zarter Musik zu unterhalten, hatte Scaeva dann gewusst, dass sie kommen würde? Hatten sie eine Verabredung? Und wenn ja, war das Stelldichein schiefgelaufen? Sollte ich nach all dem glauben, dass Veleda ihn doch ermordet hatte?
    In einem mit so vielen Dienstboten angefüllten Haus war es unmöglich, dass nichts beobachtet worden war. Ich musste auch im Haus belogen worden sein. Allmählich kam ich zu der Ansicht, dass jegliche Zeugen zum Schweigen gebracht worden waren, wahrscheinlich auf Anordnung von Quadrumatus. Meine für diesen Nachmittag geplante Rückkehr in die Villa war überfällig.

XXIX
    V ictor, der für die Siebte Kohorte in den Saepta Julia die Augen offen hielt, war älter, als ich erwartet hatte. Ich hatte gedacht, er sei irgendein Spitzel aus dem Zivilleben, ein betrügerischer Kellner oder ein abgehalfterter Schreiber, kein Professioneller. Er war ein pensioniertes Mitglied der Vigiles, gebeugt durch sein früheres Leben als Sklave und voller Schwielen von seiner schweren sechsjährigen Feuerwehrzeit danach. Dünn und trübselig, war er trotzdem geschärft durch die Ausbildung, die er erhalten hatte. Seine Zeugenaussage würde verlässlich sein, das spürte ich. Leider hatte er nur wenig zu sagen.
    Er rückte die Geldbörse heraus, die Justinus bei seiner Verhaftung hatte fallen lassen. Sie enthielt nur wenig Geld. Möglicherweise hatte Victor sie selbst ausgeplündert. Ich fragte nicht danach. Wahrscheinlicher war, dass der junge Mann nach dem, was ihm Papa an jenem Morgen für Claudias Geschenk abgeknöpft hatte, ziemlich blank gewesen war. Das Geschenk war noch vorhanden – ein Paar silberne Ohrringe, geflügelte Gestalten mit haarigen Ziegenbeinen. Die hätte ich für Helena nie gekauft.
    Kaum hatte ich Victor fortgeschickt, tauchte Papa auf. »Sei gegrüßt, altes Schlitzohr! Sind das die protzigen Dinger, die du Quintus verhökert hast?«
    Er sah stolz aus. »Hübsch, nicht?«
    »Grausig.«
    »Ich hab noch ein besseres Paar – eingefasste Granaten mit baumelnden Goldquasten. Willst du das Vorkaufsrecht?« Die klangen gut, aber obwohl ich noch ein Saturnaliengeschenk für Helena brauchte, lehnte ich ab. »Vorkaufsrecht« bedeutete wahrscheinlich, dass schon mehrere Kaufinteressenten sich aus sehr gutem Grund dagegen entschieden hatten.
    »Ich werde dich nicht fragen, welche exorbitante Summe du Justinus dafür aus den Rippen geleiert hast.«
    »Antike Figuren stehen hoch im Kurs. Sehr modisch.«
    »Wer will denn, dass sich ein lüsterner Satyr an den Hals seiner Geliebten schmiegt? Der hier hat keinen Haken. Wie soll Claudia den denn befestigen?«
    »Muss mir entgangen sein … Justinus kann das ohne Probleme reparieren lassen.«
    Ich brauchte die Mitarbeit meines Vaters, daher verkniff ich mir meinen Hohn. Stattdessen erzählte ich ihm von Veledas Schmuck und bat ihn, bei seinen Kollegen in den Saepta dafür zu sorgen, Ausschau danach zu halten. »Wenn eine blonde Frau mit schlechten Manieren irgendwas davon anbietet, haltet sie einfach fest und holt mich rasch.«
    »Wird sie mir gefallen?«
    »Du wirst ihr nicht gefallen. Kümmere dich einfach darum, und Geld springt dabei auch raus.«
    »Das gefällt mir!«, sagte Papa grinsend.
    Er stand müßig herum und sperrte die Augen auf, als Clemens

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