Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord im Bergwald

Mord im Bergwald

Titel: Mord im Bergwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
Vom Netzwerk:
nicht. Sie hatten nichts in der Hand. Nur Aussagen von Männern, die da oben alle irgendwo herumgelaufen waren. Kein Staatsanwalt der Welt würde einem Haftbefehl zustimmen. Sie mussten etwas finden. Indizien, Überbleibsel, irgendwas.
    »Gut, Herr Orlowski. Sie halten sich für weitere Fragen parat.«
    Er lachte gekünstelt. »Ich bin noch drei Tage hier, keine Sorge, ich flüchte nicht nach Brasilien.«
    »Da gäb's aber gut gebaute Frauen mit runden Hintern«, bemerkte Kathi.
    Orlowski schnappte nach Luft, und Irmi entfuhr ein kleiner Lacher.
    Mehrere Fragen blieben nach dem Gespräch mit Orlowski offen: Gab es den geheimnisvollen Franken wirklich? Und wenn ja, wer war er, und was hatte er mit Fichtl zu tun gehabt? Vielleicht war es doch ein anderer Landwirt, der mit Fichtl im Clinch gelegen hatte? Ging das jetzt alles wieder von vorne los?
    Auf dem Rückweg stellte Kathi irgendwann fest, dass sie einen mörderischen Hunger hatte. Irmi erging es ähnlich. Ihre junge Kollegin schlug das Pfefferkorns am Vier-Viecher-Eck in Innsbruck vor, dessen Besitzer sie kannte, irgendein Spross einer Lecher Hotelierdynastie.
    Das Lokal war ziemlich stylish, umso überraschter war Irmi, dass die Küche verfeinert, aber doch bodenständig tirolerisch war. Ohne Schnickschnack. Der Besitzer, ein recht hübsches Kerlchen, gab Kathi zwei Tequila aus, die den abgesunkenen Pegel vom Brünnsteindiesel offenbar wieder anhoben. Kathi verschlief leicht schnarchend die Rückfahrt.

13
    Am nächsten Morgen zitierte Irmi ihren Kollegen Hasibärchen zu sich.
    »Es ist zum Davonlaufen! Wir kommen nicht weiter. Wir wissen, dass sich Fichtl mit jemandem getroffen hat. Angeblich nicht mit Orlowski und auch nicht mit Leismüller. Mein bestes Hasilein, ihr müsst noch mal hinauf in die schwindelnden Höhen. Wir wissen, dass Fichtl unterhalb der Hütte gewesen ist. Und ein gutes Stück weiter unten wurde seine angenagte Leiche in dieser Höhle gefunden. Irgendwo dazwischen müsst ihr etwas entdecken. Ihr müsst einfach!« Irmi klang wohl wirklich verzweifelt, denn der Hase unterließ sein sonstiges Lamentieren.
    »Gut, ich pack ein paar Leute ein. Ich weiß zwar nicht, was das bringen soll, aber von mir aus. Wisst ihr, wie oft es seitdem geschüttet hat wie am Jüngsten Tag? Was soll ich da noch finden?« Er gab den Brummbär, aber diesmal nur einen Miniaturbären, und dann trollte er sich mit den Worten: »Ich ruf an, versprochen.«
    Irmi legte ihre Stirn auf die Tischplatte. Wo war bloß ihr Elan geblieben? Lustlos machte sie sich über ein paar andere Fälle her, vieles war liegen geblieben. Sie hatte ihr Telefon auf die Zentrale umgestellt, denn sie wollte nicht gestört werden. Ab und zu musste man sich mal eine Telefonohr-Auszeit nehmen. Immerhin war in ihrer Behörde das Telefon an der Zentrale besetzt, was in anderen Institutionen ja nicht immer der Fall war. Dort geriet man stattdessen an eine Sekretärin, die mit Brachialcharme alles abwiegelte, oder aber es war besetzt. Häufig landete man auch in einer Warteschleife, wo wahlweise die Kleine Nachtmusik dudelte oder Blasmusik oder in der eine nervtötende Säuslerin »Einen Moment, bitte!« wiederholte.
    Nun läutete Irmis Telefon aber doch. Es war die Telefonzentrale, die anfragte, ob man den Kollegen Hase durchstellen dürfe. Sie sah auf die Uhr. Es waren fünf Stunden vergangen. Das Hasenteam hätte sie fast vergessen vor lauter Schlägereien und anderen zwischenmenschlichen Nettigkeiten, mit denen sie sich befasst hatte.
    Der Empfang war ziemlich schlecht. Nur Wortfetzen waren zu verstehen, irgendwas von einem Mountainbike und einer Jacke, und dann sagte er, dass sie schon auf dem Rückweg seien.
    Irmi informierte Kathi über die neuesten Entwicklungen. Sie wirkte wie schon in den letzten Tagen fahrig und unausgeschlafen. Sie war am Vortag noch heim nach Lähn gefahren, was angesichts ihres Alkoholpegels sicher nicht so gut gewesen war. Aber sie sah so aus, als hätte sie hinterher noch einen Abstecher irgendwohin gemacht. Einen Schlaf raubenden und Kräfte zehrenden Abstecher.
    Eine halbe Stunde später rauschte der Hase herein. Er hatte ein paar Schürfwunden am Arm und blickte vorwurfsvoll. »Da oben ist alles voller Geröll. Eine Rutschpartie hab ich gemacht! Tot hätt' ich sein können.«
    Das bezweifelte Irmi allerdings, schließlich war das ja nicht die Eigernordwand unter der Alm. Sie wollte den Hasen aber nicht noch mehr gegen sich aufbringen und versicherte: »Das tut mir leid,

Weitere Kostenlose Bücher