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Mord im Dirnenhaus

Mord im Dirnenhaus

Titel: Mord im Dirnenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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ordentlich aufgestapelt.»
    «So, hast du das?» Adelina verkniff sich ein Lachen über das eifrige Gesicht ihres Bruders, der so heftig nickte, dass seine Haare vor- und zurückflogen.
    Ich muss ihn zum Barbier bringen, dachte sie. «Also gut, Vitus bekommt auch drei Süßigkeiten für seine fleißige Arbeit.» Sie rückte die Schüssel in die Mitte des Tisches und wandte sich zur Tür. Bevor sie die Küche verließ, sagte sie noch über die Schulter: «Griet, du gehst am Nachmittag mit Magda einkaufen und zum Schuhmacher. Du benötigst dringend ein Paar neue Schuhe und Trippen. Und Mira hilft mir in der Apotheke, sobald sie sich ihr Konfekt ausgesucht hat.» Sie war schon halb aus der Tür, als sie sich noch einmal umwandte und zum Tisch zurückkehrte. Gerade hatten die Mädchen ihre Hände nach der Schüssel ausgestreckt, zogen sie jedoch rasch wieder zurück. Adelina beachtete sie nicht, nahm sich selbst ein Stück Konfekt,schob es sich in den Mund und verließ die Küche. Auf dem Weg in die Apotheke schmunzelte sie vor sich hin und genoss den süßen Geschmack auf der Zunge. Nur selten gönnte sie sich diese Leckerei selbst. Sie fuhr sich mir der Zungenspitze über die Lippen. Vielleicht sollte sie sich einen kleinen Vorrat in ihrer Schlafkammer anlegen.
    Sie schloss die Haustür wieder auf und warf einen Blick auf den Marktplatz. Die Händler und Kaufleute hatten Planen über ihren Ständen angebracht, die zwar den Regen abhielten, doch dieser schien seinerseits auch die Käufer abzuhalten. Es war sehr ruhig ringsum. Weiter hinten, am Kax, meinte sie, eine weiße Kutte aufblitzen zu sehen. Mit einem verärgerten Grummeln warf sie die Tür wieder ins Schloss.
    Da nicht zu erwarten stand, dass heute viele Kunden kommen würden, beschloss Adelina, Mira eine weitere Unterrichtsstunde zu geben. Sie würde ihr zeigen, welche Kräuter in welchen Behältnissen gelagert werden mussten.
    Mitten in ihre Gedanken hinein wurde die Hintertür aufgestoßen, und Mira trat ein.
    «Hier bin ich, Meisterin.» Sie hielt ihre drei Konfektstücke auf der flachen Hand, betrachtete sie beim Eintreten, wählte eines aus und schob die anderen beiden in die Tasche ihrer Schürze. «Vitus kann sich gar nicht entscheiden. Ich glaube, Franziska muss ihm dabei helfen», grinste sie und hob das Konfekt an die Lippen. Adelina lächelte und ging derweil schon hinter den Tresen, um einige Tiegel und Gläser aus dem Regal zu ziehen.
    «Meisterin?»
    Sie drehte sich zu Mira um, die ihr Konfekt nochimmer zwischen Daumen und Zeigefinger hielt und es eingehend betrachtete. «Was ist denn, Mira? Wir haben zu tun.»
    «Meisterin, seht mal. Das Konfekt sieht aus, als sei es angeschmolzen. Habt Ihr die Schüssel mal auf den Ofen gestellt?» Sie hielt Adelina die Süßigkeit hin.
    Adelina lächelte. «Ach, du weißt doch, dass es das Konfekt ist, das wir aussortiert haben, weil es nicht mehr schön aussah. Wenn man es eine Zeitlang in den Schachteln aufbewahrt.» Plötzlich stutzte sie. «Was hast du gesagt? Es sieht angeschmolzen aus?» Sie griff nach dem Konfekt und beäugte es misstrauisch. An der Unterseite wies der teure Zuckerüberzug eine unregelmäßige Farbe auf, und es schien tatsächlich, als habe ihn jemand über offener Flamme weich gemacht und sich bemüht, ihn so glatt zu streichen wie an der Oberseite.
    Adelina starrte sekundenlang auf die Süßigkeit in ihrer Hand. Plötzlich wurde ihr eiskalt, vor Entsetzen quollen ihr beinahe die Augen aus dem Kopf. Unfähig, sich zu rühren, hing ihr Blick an der unregelmäßigen Stelle. Das musste eines der vergifteten Stücke sein!
    «Meisterin, was ist mit Euch?»
    Miras erschrockene Stimme riss sie aus ihrer Erstarrung. Sie packte das Mädchen, zog es zu sich heran, griff in seine Schürzentasche und zog die beiden anderen Süßigkeiten heraus. Keines der beiden schien versehrt, nur ein wenig eingedellt von der Lagerung. Griet und Vitus fielen ihr ein.
    «O mein Gott!» Sie warf das Konfekt auf den Tresen und stürzte zur Tür. «Rühr das Konfekt nicht an, Mira! Rühr es nicht an, hörst du!» Wie von Furien gehetzt, rannte Adelina zur Küche. Die Tür flog auf und krachte gegen das Regal.
    «Lasst das Konfekt liegen!», schrie sie, noch bevor sie richtig im Raum war. «Ihr dürft es nicht essen!»
    «Aber Herrin, was …» Magda und Franziska starrten sie überrascht an. Griet ließ vor Schreck die angebissene Süßigkeit auf den Tisch fallen.
    Adelina stürzte zum Tisch, griff sich die Schale

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