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Mord im Dirnenhaus

Mord im Dirnenhaus

Titel: Mord im Dirnenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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und wühlte darin. Die meisten Stücke schienen ganz normal, bei einigen jedoch war sie sich nicht sicher, und an zweien fand sie die Zeichen am Überzug, die besagten, das auch diese manipuliert worden waren. «O Gott!», würgte sie. «Griet, hast du davon gegessen? Vitus?»
    «Ich hab nur einmal abgebissen, Frau Adelina.» Griet hatte ihren Kopf eingezogen und deutete zaghaft auf ihr Stück. Die Unterseite fehlte.
    «Die schmecken lecker!», quiekte Vitus dazwischen. «Ich hab alle drei schon gegessen, obwohl Franziska gesagt hat, ich wär’ ein Vielfraß.»
    «O nein, nein!» Adelina hielt sich an der Tischkante fest. Was war zu tun? «Brechmittel!» Mit wenigen Schritten war sie wieder aus der Tür. «Ich hole Brechmittel!» Sie rannte zurück in die Apotheke, stürzte zum Regal und griff nach einer Holzdose. Mit fliegenden Fingern öffnete sie sie und roch am Inhalt. Der Geruch der Mischung war scharf und beißend.
    «Hol Wasser, so viel du kannst!», rief sie der noch immer vollkommen überraschten Mira zu. «Beeil dich, geh zum Marktbrunnen!»
    Adelina brachte das Kästchen in die Küche, schnappte sich einen Becher, gab ein gutes Quantum der Kräutermischung hinein und füllte Wasser auf. «Trink das, Griet!», befahl sie. «Sofort!» Sie wandte sich zu den verblüfften Mägden um. «Franziska, bring Griet hinaus», befahl sie harsch. «In dem Becher ist Brechmittel.»
    «Natürlich, aber was …?»
    «Einige der Konfektstücke sind vergiftet!»
    «Heilige Maria!» Franziska wurde aschfahl. Sie griff sich den Becher, packte Griet am Arm und zerrte sie hinter sich hinaus.
    «Vitus, komm her. Du musst das trinken!» Adelina winkte ihren Bruder zu sich.
    Zwar kam er zögernd näher, doch als er den Geruch, der aus dem Becher aufstieg, wahrnahm, schüttelte er den Kopf. «Nein, das trink ich nich’. Das is’ eklig.»
    «Komm schon, du musst es trinken, Vitus», rief sie ungehalten und fasste ihn am Arm. Doch der Junge war kräftig und wehrte sich.
    «Ich will aber nich’, Lina. Warum soll ich so was Ekliges trinken?»
    «Du musst das Konfekt wieder ausspucken!» Adelina versuchte, ihm das Getränk einzuflößen, doch er wand sich und stieß sie zur Seite. Magda kam ihr zu Hilfe, doch selbst sie schaffte es nicht, Vitus festzuhalten.
    «Ich will nich’, will nich’, will nich’!», kreischte der Junge und schlug um sich.
    In Adelina stieg Panik auf. Was, wenn eines der Stücke, die er gegessen hatte, tatsächlich vergiftet war? Sie mussten handeln, sofort, sonst war es zu spät. Eisenhut wirkte in kürzester Zeit.
    «Was ist denn hier los?» Verblüfft trat Ludowig ein, in der Hand einen Korb mit Brennholzscheiten. Hinter ihm kam Moses hereingeschwänzelt.
    «Hilf uns!», schrie Adelina verzweifelt. «Das Konfekt ist vergiftet! Vitus hat drei Stücke gegessen. Er muss das Brechmittel – Au!»
    Vitus hatte ihr in seiner Abwehr den Ellenbogen in die Magengrube gerammt. Moses bellte empört.
    Ludowig sprang auf den wildgewordenen Jungen zu, packte ihn an beiden Armen und hielt ihn fest wie in einem Schraubstock. Magda fasste Vitus’ Kopf und zwang ihn, die Lippen zu öffnen. Trotz der Schmerzen im Magen hob Adelina den Becher und brachte ihren Bruder dazu, von dem Brechmittel zu trinken. Er jaulte auf, schluckte jedoch etliches von der Flüssigkeit. Im nächsten Moment würgte er. Adelina machte einen Satz zur Seite und konnte gerade noch einen leeren Eimer unter der Ofenbank hervorziehen.
    Vitus erbrach sich heftig, Magda stützte ihn, Moses hüpfte wild bellend um sie herum.
    Heftig atmend ließ sich Adelina auf die Bank sinken. Plötzlich wurde ihr klar, dass sie selbst ebenfalls von dem Konfekt gegessen hatte.
    «Herrin, geht es Euch gut?» Ludowig trat auf sie zu. «Ihr seid blass. Soll ich den Herrn Magister suchen gehen?»
    Zitternd atmete sie aus. «Ja, Ludowig, such ihn. Aber ich glaube …» Ihr stieg der Geruch aus dem Eimer in die Nase. «O Gott!» Sie presste eine Hand vor den Mund und stürzte an ihm vorbei hinaus, stieß die Hintertür auf und kam gerade noch bis zum Abort, bevor sie sich ebenfalls heftig erbrach.
    Ein Stück neben ihr hockte Franziska mit Griet auf einem Holzstoß. Das Mädchen hustete noch, schien sich jedoch bereits wieder zu erholen. Adelinas Anfall von Übelkeit ging so rasch vorbei, wie er gekommen war, und sie wischte sich mit einer Handvoll Sauerampferblätter über den Mund. Dann trat sie auf ihre Stieftochter zu und streichelte ihr sanft übers Haar.
    «Verzeih,

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