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Mord Im Garten Eden

Titel: Mord Im Garten Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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ist.«
    »Amish?«
    Rina dachte einen Augenblick nach und sagte dann: »Dafür kommt sie mir zu weltlich vor.«
    Decker nickte. »Und sie hat dich um Hilfe gebeten... herauszufinden, wer sie ist?«
    »Jemand muss ihr erzählt haben, dass mein Mann bei der Kriminalpolizei arbeitet. Vielleicht dachte sie, ich sei in der Lage, ihr zu helfen.«
    »Warum ist sie dann nicht gleich zur Polizei gegangen?«
    »Sagte ich doch, Peter - sie hat Angst.«
    Decker rieb sich das Kinn. »Rein professionell gesehen, ist es ein Klacks, die Vermisstendateien im Netz nach dem Namen ›Eve Miller‹ zu durchsuchen.«
    »Ein guter Anfang.«
    »Findest du?« Decker lächelte seine Frau im Dunkeln an. Rina wollte unbedingt helfen, aber bei guten Taten gab es immer auch eine Kehrseite. »Dir ist hoffentlich klar, dass ich vermutlich einiges herausfinden werde, sobald ich den Prozess einmal angestoßen habe. Weiß sie, dass sie auch etwas erfahren kann, das ihr sehr zusetzen könnte? Weiß sie, dass sie Fakten, die einmal an die Öffentlichkeit gelangt sind, nicht mehr zurücknehmen kann? Und weißt du, dass man dir für alles die Schuld geben kann, sollte die Geschichte in einer Katastrophe enden?«
    Rina ließ seine Worte auf sich wirken. »Sprich du doch mal mit ihr.«
    »Woher wusste ich nur, dass du mich das irgendwann fragen würdest?«
    »Weil du ein vorausschauender Mensch bist«, antwortete Rina. »Hör dir einfach ihre Geschichte an. Dann kannst du eine wohlüberlegte Entscheidung treffen.«
    »Und auf einmal bist du aus dem Spiel?«
    »Ich bringe sie zu dir.«
    »Worauf du Gift nehmen kannst. Und ich möchte, dass du während der ganzen Befragung dabei bist.«
    »Hältst du es nicht für besser, mit ihr unter vier Augen zu reden? Vielleicht kriegst du auf diese Weise mehr aus ihr heraus.«
    »Rina, die Frau ist gestört, vielleicht hat sie nicht alle Tassen im Schrank.«
    »Das glaube ich nicht.«
    Decker schüttelte den Kopf. Wie naiv seine Frau war. »Ich brauche während der Befragung einen Zeugen. Und der wirst du sein.«
     
    »Es war ja nicht so, dass ich eines Tages aufwachte und nicht mehr wusste, wer ich war. Es war eher... schleichend.«
    Schweigen.
    Decker nickte ihr aufmunternd zu. »Erzählen Sie weiter.«
    Eve runzelte die Stirn. »Es war eher so, als wachte ich aus einem tiefen Schlaf auf. Bilder kamen und gingen und stellten sich dann langsam scharf. Ich fand mich in einer fremden Wohnung.« Sie senkte den Blick und holte tief Luft. »Vermutlich hatte ich jede Menge Essen vom Lieferservice kommen lassen. Überall lagen leere Pizzakartons, Schachteln vom Chinesen und leere McDonald’s-Verpackungen herum.«
    Eve war blass, und ihre Hände zitterten. Rina nahm ihre Hand. »Sie machen das großartig«, sagte sie. Die junge Frau schenkte ihr ein dankbares Lächeln.
    Decker hakte nach. »Und Sie hatten keinen Ausweis bei sich?«
    »Nein, Sir.«
    »Keine Spuren aus Ihrer Vergangenheit?«
    »Nichts. Sogar die Klamotten in meinem Schrank waren erst kürzlich gekauft worden. Es hingen noch Preisschilder dran.«
    »Sie erinnern sich nicht, dass Sie sie gekauft haben?«
    »Nein, Sir.«
    Sie nannte ihn »Sir«, schrieb Decker auf seinen Notizblock. Respektvoll. »Sie müssen Geld gehabt haben, um Essen und Kleider zu kaufen.«
    »Ja, vermutlich.« Eve wandte den Blick ab. »Jetzt habe ich nichts, außer dem, was ich momentan verdiene.«
    »Sie arbeiten?«
    »Ja, Sir. Ich kümmere mich um das Rechnungswesen bei Anya’s Accessories. Das ist ein mittelständisches Handwerksunternehmen. Sie produzieren alle möglichen Kleinteile aus Leder, Brieftaschen, Schlüsseletuis, Gürtel und so.«
    »Sie arbeitet seit drei Monaten bei Anya’s«, fügte Rina hinzu. »Sie schätzen sie dort sehr, und sie hat auch schon ihre erste Gehaltserhöhung gekriegt.«
    Typisch Rina - die Mutter der Nation, dachte Decker. Zu Eve sagte er: »Sie arbeiten seit drei Monaten dort. Und seit wann haben Sie Ihre Gedächtnislücken?«
    »Soweit ich weiß, sind es ungefähr sechs Monate.«
    »Und was haben Sie getan, bevor Sie diese Arbeit fanden?«
    »Ich versuchte, mich zu arrangieren.« Sie stieß ein trauriges Kichern aus und umklammerte ihre Hände. »War nur Spaß. Wie kann man sich mit so etwas arrangieren? Aber der Wille zu überleben ist unbändig. Ich musste leben. Und um zu leben, brauchte ich Geld.«
    Der Wille zu überleben ist unbändig . Für Decker hörte sich das wie ein Zitat an. »Wie ist es Ihnen gelungen, Arbeit zu finden, Eve?«, fragte er.

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