Mord Im Garten Eden
auf.
Und immer bei Nacht.
Manchmal hätte sie schwören können, ihn gesehen zu haben, ihr flüchtiges Phantom. Dann lief sie über die Straße und schrie seinen Namen. Die Leute hielten sie für verrückt.
Und Dana selbst hatte das Gefühl, verrückt zu werden. Denn sosehr sie sich auch anstrengte, es gelang ihr nie, ihn zu fassen. Julian löste sich anscheinend im Dunst auf, bis nur noch Leere übrig war. Wegen ihres angegriffenen Nervenkostüms konnte Dana nicht essen und verlor dramatisch an Gewicht. Da sie um ihre Gesundheit fürchtete, blieb sie meistens zu Hause, wenn sie nicht notwendige Besorgungen zu erledigen hatte. In ihrer Verzweiflung legte sie sich einen Wachhund zu, einen Deutschen Schäferhund, der eines Tages plötzlich an vergiftetem Fleisch starb. Der zweite Hund, Tiger, wurde von einem rücksichtslosen Motorradfahrer getötet, der das Weite suchte, nachdem er den Hund meterweit durch die Luft geschleudert und ihm alle Knochen gebrochen hatte. Natürlich wurde der Fahrer nie gefasst.
Durch das Martyrium der Tiere fand Dana schließlich zu innerer Stärke. Als sie Tigers Kadaver, liebevoll in eine warme Decke gewickelt, zum Tierarzt brachte, riss etwas in ihrer Seele auf. Diese Tat durfte nicht ungesühnt bleiben.
Und sie begann zurückzuschlagen. Zuerst packte sie ein Messer in ihre Handtasche. Als sie erfuhr, dass es ein Verbrechen war, ein Messer versteckt mitzuführen, verlegte sie sich auf eine Schusswaffe. Einen Revolver zu verstecken, galt lediglich als Vergehen, und damit konnte sie leben. Mit ihren letzten Dollars kaufte sie auf dem Schwarzmarkt eine nicht registrierte Zweiunddreißiger Smith and Wesson. Dann begann sie, sich im Gebrauch der Waffe zu üben. Aus wöchentlichen Besuchen auf Schießanlagen wurden tägliche. Sie perfektionierte ihre Präzision, ihre Reflexe, ihr Auge. Sechs Monate später hatte sie das Gefühl, mit diesem Dreckskerl auf Augenhöhe zu stehen.
Sie fühlte sich gestärkt !
Jetzt kannst du kommen, Julian. Komm nur.
Sollte er es wagen, aktiv zu werden, würde sie es ihm gleichtun.
Sie war bereit.
Die häufigen Umzüge im vergangenen Jahr hatten wenig dazu beigetragen, Danas Stellensuche erfolgreich zu gestalten. Monatelang waren nur Absagen eingetrudelt auf ihre Bewerbungen als Sozialarbeiterin, dem Beruf, für den sie ausgebildet war - wer wollte schon eine Therapeutin, deren eigenes Leben in Scherben lag? Dana gab ihre Absicht auf, eine Anstellung als Beraterin zu suchen. Entschlossen, ihre Unglückssträhne zu beenden, gelang es ihr, eine Stelle als Außendienstmitarbeiterin in einem kleinen Familienbetrieb für medizinisches Zubehör zu finden. In ihrer neuen Position musste sie viel reisen, Hunderte von Arztpraxen und Krankenhäusern in ganz Südkalifornien besuchen.
Zu Danas Überraschung gefiel ihr diese Arbeit. Ihre Zeit konnte sie sich selbst einteilen, und sie arbeitete gern mit Menschen zusammen. Und ein unerwarteter Bonus war Julian . Dieser Dreckskerl hatte ihr auflauern können, solange ihr Tagesablauf darin bestand, zum Markt und wieder zurück zu fahren. Aber nun, da sie die meiste Zeit unterwegs war, von Praxis zu Praxis fuhr, konnte der Schweinehund mit ihren Terminen anscheinend nicht Schritt halten. Es war zu schwierig für ihn, sie über weite Distanzen zu verfolgen.
Als Geschäftsreisende achtete Dana peinlich genau darauf, ihr Auto immer in Schuss zu halten und regelmäßig zu warten. Daher war sie überrascht, als ihr Volvo - normalerweise robust wie ein Brauereigaul - auf der Autobahn bockte.
Natürlich musste das auch noch mitten in der Nacht passieren.
Schnell steuerte sie das Auto an den Fahrbahnrand, stellte den Motor ab, schaltete in den Leergang und versuchte es noch einmal. Der Motor sprang zwar an, gab beim Fahren aber laute Klopfgeräusche von sich. Dann fing er an zu rauchen.
Sie schätzte, dass sie immer noch an die zwanzig Meilen von zu Hause entfernt war. An der nächsten Ausfahrt fuhr sie von der Autobahn ab in der Hoffnung, irgendwo eine Tankstelle zu finden, die rund um die Uhr geöffnet hatte. Aber als Danas Blick auf die verlassenen, pechschwarzen Straßen fiel, hielt sie ihre Entscheidung, die Autobahn zu verlassen, nicht mehr für so gut. Besser wäre es gewesen, in einer belebteren Gegend zu bleiben. Sie wollte von einer Rufsäule auf der Autobahn die Pannenhilfe anrufen.
Obwohl Dana nur ungefähr sechs Häuserblocks weit gefahren war, hatte sie plötzlich ihren Orientierungssinn verloren. Sie wendete
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