Mord Im Garten Eden
Nebenanschluss nicht abzunehmen, um zu erfahren, wann du dein Gespräch beendet hast.«
Tränen stiegen ihr in die Augen; sie konnte nicht glauben, was sie hörte. Sie stammelte: »J-Julian, warum hast du mich nicht einfach gebeten, das Gespräch zu beenden?«
»Darum sollte ich dich nicht bitten müssen, das solltest du verdammt noch mal wissen .« Er atmete schwer. Plötzlich senkte er die Stimme. Sie wurde leiser, aber nicht sanfter. »Eine Frau sollte wissen, was ihr Mann will. Und wo bleibt deine Rücksichtnahme, Herrgott noch mal? Was für eine Ehefrau bist du eigentlich?«
Fassungslos drehte sie sich auf dem Absatz um und wollte gehen. Er packte sie am Arm, wirbelte sie herum. Speichel in den Mundwinkeln, rote, hektische Flecken im Gesicht. Seine Finger schlossen sich wie eine Eisenklammer um ihren Arm. Und seine Augen ! Sie hatten sich in zwei lodernden Flammen abgrundtiefer Wut verwandelt. Sie schrumpfte unter seinem bohrenden Blick. Seine Stimme, so leise sie war, so düster war sie.
»Wag es... niemals ... mich zu verlassen, hörst du?«
Starr vor Angst, hatte sie ihm nicht antworten können. Als Julian seine Forderung in einem noch bedrohlicheren Tonfall wiederholte, gelang es ihr irgendwie, zu nicken.
Es war der erste von vielen Vorfällen. Die kleinste Kränkung - real oder eingebildet - führte zu Anfällen unkontrollierten Jähzorns. Er schlug sie zwar nie, aber allein seine dämonischen Augen waren Anlass genug, dass sie sich duckte. Sie wagte es nicht, jemandem die Wahrheit zu erzählen. Immer schneller sank sie in einen Treibsand der Hoffnungslosigkeit, und sie wusste, dass ihr nur zwei Möglichkeiten blieben: entweder zu sterben oder zu fliehen.
Ihre Abkehr von ihm vollzog sich schnell und vollständig. Eines Tages, als er bei der Arbeit war, packte Dana einfach ihre spärlichen Habseligkeiten zusammen und ging. Ein halbes Jahr lang versteckte sie sich unter zahlreichen Decknamen und erfundenen Identitäten. Wie erwartet, spürte er sie auf. Aber sechs Monate hatten ihr genügt, um verlorenen Boden wiedergutzumachen. Mit neuem Mut marschierte sie in Anwaltsbüros. Ein paar Monate später bekam Julian die Scheidungspapiere und ein richterliches Verbot der Kontaktaufnahme zugestellt. Sie wusste, dass das Verbot kaum durchsetzbar war und nur wenig Schutz bot; ein kläglicher Versuch, ungefähr vergleichbar mit dem holländischen Jungen, der einen Deich abdichten will und dazu seinen Finger ins Loch steckt.
Also traf sie Vorkehrungen. Jedes Mal, wenn Dana in ihr Auto stieg oder es verließ, prüfte sie ihre Umgebung. Die Schlüssel fest in der rechten Hand, die Finger der linken um die Dose mit dem Tränengas geklammert, hatte sie es sich angewöhnt, die Strecke zwischen ihrem Auto und ihrem Bestimmungsort im Laufschritt zurückzulegen und sich dabei ständig umzusehen. Ihre Augen, stets wachsam, waren auf die kleinsten Veränderungen eingestellt, erkannten eine drohende Gefahr in scheinbar unverfänglichen Situationen.
»Schrecklich, so zu leben«, sagte Dana wütend zu sich selbst, »aber was ist die Alternative?«
Dana wusste, dass Julian eine fixe Idee hatte, zu verbohrt, als dass sie mit ihm darüber hätte sprechen können. Vielleicht war die Wunde einfach noch zu frisch. Nach der Scheidung, so hoffte sie, würde sich alles zum Besseren wenden. Julian war nicht dumm. Bestimmt käme er zur Vernunft und würde erkennen, dass seine Besessenheit für keinen von beiden eine Lösung war.
Ab dem Tag der gerichtlichen Scheidung ihrer Ehe wurde es sogar noch schlimmer. Zuerst dieses mitternächtliche Klopfen an ihre Tür. Dann die ratternden Fenster und das unerklärliche Rütteln an den Türknöpfen. Eines Nachts, nachdem er sie schon wochenlang mit seinen kranken Aktionen gequält hatte, nahm sie alle Kraft zusammen und wollte selbst nachsehen. Wild entschlossen riss sie die Haustür auf, nur um vor einer dunklen, unheimlichen, vollkommen menschenleeren Kulisse von Straßen, Bäumen und Häusern zu stehen.
Ein böses Omen für das, was noch kommen sollte. Anscheinend gelang es ihm stets, sich im allerletzten Moment in Luft aufzulösen.
Die Geräusche hielten an, und deshalb zog Dana um - zog um, zog wieder um. Aber anscheinend gelang es ihm immer wieder, sie zu finden. Nicht dass er sich jemals zu erkennen gegeben hätte: Dazu war Julian zu feige. Und trotzdem war sie sich seiner Anwesenheit bewusst, egal, wohin sie ging oder was sie tat. Wie ein Schemen, ein huschender Geist, tauchte er
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