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Mord im Orientexpress

Mord im Orientexpress

Titel: Mord im Orientexpress Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Mademoiselle.»
    «Danke.» Plötzlich lächelte sie ihn an, ein gewinnendes Lächeln. «Sie ist doch ein richtiges Schaf. Bekommt es mit der Angst und blökt.»
    Damit machte sie kehrt und ging hinaus.

Zwölftes Kapitel

Das Zeugnis der deutschen Zofe
     
    M onsieur Bouc blickte seinen Freund neugierig an.
    «Ich verstehe Sie nicht ganz, mon vieux. Was wollten Sie eigentlich von ihr?»
    «Ich habe die Schwachstelle gesucht, mein Freund.»
    «Schwachstelle?»
    «Ja – im Panzer der Selbstbeherrschung dieser jungen Dame. Ich wollte ihr sang-froid erschüttern. Ist es mir gelungen? Ich weiß es nicht. Aber eines weiß ich – sie hat nicht damit gerechnet, dass ich die Sache so angehen würde, wie ich es getan habe.»
    «Sie verdächtigen sie», sagte Monsieur Bouc bedächtig. «Aber warum? Nach meinem Eindruck ist sie eine charmante junge Dame – der letzte Mensch auf der Welt, der sich in ein Verbrechen dieser Art hineinziehen lassen würde.»
    «Dem stimme ich zu», sagte Dr. Constantine. «Sie ist kalt. Sie hat keine Gefühle. Sie würde einen Mann nicht erstechen; sie würde ihn vor Gericht bringen.»
    Poirot seufzte. «Meine Herren, Sie sollten sich beide von der Vorstellung lösen, dass es sich hier um ein ungeplantes, spontanes Verbrechen handelt. Dass ich Miss Debenham verdächtige, hat zwei Gründe. Zum einen habe ich etwas mitgehört, wovon Sie beide noch nichts wissen.»
    Er berichtete ihnen von dem sonderbaren Wortwechsel, dessen Zeuge er auf der Fahrt von Aleppo geworden war.
    «Das ist in der Tat seltsam», sagte Monsieur Bouc, nachdem Poirot geendet hatte. «Es bedarf der Erklärung. Wenn es bedeutet, was Sie vermuten, dann stecken sie beide zusammen darin – sie und der steife Engländer.»
    Poirot nickte.
    «Und genau das geben die Tatsachen nicht her», sagte er. «Sehen Sie, wenn diese beiden gemeinsam die Finger im Spiel hätten – was müssten wir erwarten? Dass sie sich gegenseitig ein Alibi liefern. Ist es nicht so? Aber nein, es geschieht nichts dergleichen. Miss Debenham bekommt ihr Alibi von einer Schwedin, die sie noch nie gesehen hat, und für Colonel Arbuthnots Alibi steht Mr. MacQueen gerade, der Sekretär des Toten. Nein, diese Lösung des Rätsels ist zu einfach.»
    «Sie sagten, Sie hätten zwei Gründe, Miss Debenham zu verdächtigen», rief Monsieur Bouc ihm in Erinnerung.
    Poirot lächelte.
    «Ah, aber der zweite hat nur mit Psychologie zu tun. Ich frage mich, wäre Miss Debenham im Stande, dieses Verbrechen geplant zu haben? Hinter der Sache steckt nach meiner Überzeugung ein kühles, intelligentes, findiges Gehirn. Diese Beschreibung trifft auf Miss Debenham zu.»
    Monsieur Bouc schüttelte den Kopf.
    «Ich glaube, Sie irren sich, mein Freund. Ich kann diese junge englische Dame nicht für eine Kriminelle halten.»
    «Alors», sagte Poirot und nahm den letzten Pass zur Hand. «Hier ist der letzte Name auf meiner Liste. Hildegard Schmidt, Zofe.»
    Hildegard Schmidt kam, vom Kellner benachrichtigt, in den Speisewagen und blieb respektvoll abwartend stehen.
    Poirot bedeutete ihr, Platz zu nehmen.
    Sie tat es, legte die Hände zusammen und wartete geduldig, bis sie gefragt wurde. Sie schien ein rundum sanftmütiges Wesen zu sein – durch und durch ehrbar – vielleicht nicht besonders intelligent.
    Die Methode, die Poirot bei Hildegard Schmidt anwandte, stand im krassen Gegensatz zu seinem Umgang mit Mary Debenham.
    Er war die Freundlichkeit und Leutseligkeit in Person, womit er die Frau zunächst einmal beruhigte. Nachdem er sie dann ihren Namen und ihre Adresse hatte niederschreiben lassen, leitete er behutsam zu seinen Fragen über.
    Die Vernehmung fand auf Deutsch statt.
    «Wir möchten so viel wie möglich über die Ereignisse der vergangenen Nacht erfahren», sagte Poirot. «Wir wissen, dass Sie uns nicht viel über das Verbrechen selbst sagen können, aber Sie könnten etwas gehört oder gesehen haben, was für uns vielleicht wichtig ist, auch wenn es Ihnen nicht allzu viel sagt. Verstehen Sie das?»
    Offenbar nicht. Ihr breites, freundliches Gesicht behielt seinen Ausdruck sanftmütiger Dummheit, als sie antwortete:
    «Ich weiß gar nichts, Monsieur.»
    «Nun, aber Sie wissen doch zum Beispiel, dass Ihre Herrin letzte Nacht nach Ihnen geschickt hat?»
    «Das ja.»
    «Wissen Sie auch noch, um welche Zeit?»
    «Nein, Monsieur. Ich hatte schon geschlafen, als der Schaffner kam und mir Bescheid sagte.»
    «Ganz recht. War es für Sie normal, auf diese Weise gerufen zu

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