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Mord im Orientexpress

Mord im Orientexpress

Titel: Mord im Orientexpress Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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blickte sie wieder auf. In ihr Gesicht war ein wenig Farbe gekommen.
    «Aber nein, Monsieur. Das gehört mir nicht.»
    «Es ist ein Monogramm darauf, ein H, sehen Sie? Deshalb dachte ich, es wäre Ihres.»
    «Nein, Monsieur. Das ist das Taschentuch einer feinen Dame. Sehr teuer. Handgestickt. Aus Paris, würde ich sagen.»
    «Es ist also nicht Ihres, und Sie wissen auch nicht, wem es gehört?»
    «Ich? O nein, Monsieur.»
    Von den drei Zuhörern vernahm nur Poirot die Spur eines Zögerns in ihrer Antwort.
    Monsieur Bouc flüsterte Poirot etwas ins Ohr. Der nickte und sagte zu der Frau:
    «Die drei Schlafwagenschaffner kommen jetzt. Wären Sie so freundlich, uns zu sagen, welcher es war, dem Sie letzte Nacht begegnet sind, als Sie mit der Decke zur Fürstin Dragomiroff gingen?»
    Die drei Männer traten ein. Zuerst Pierre Michel, dann der große blonde Schaffner des Athener Wagens und der stämmige Schaffner des Bukarester Wagens.
    Hildegard Schmidt musterte alle drei ganz kurz und schüttelte sogleich den Kopf.
    «Nein, Monsieur. Von diesen Herren war es keiner, dem ich letzte Nacht begegnet bin.»
    «Aber es sind die einzigen Schaffner im Zug. Sie müssen sich irren.»
    «Ich bin mir ganz sicher, Monsieur. Diese Männer sind alle groß. Der, den ich gesehen habe, war klein und dunkelhäutig. Er hatte auch ein Schnurrbärtchen. Und als er ‹ Pardon › sagte, klang seine Stimme ganz dünn, wie die einer Frau. O ja, Monsieur, ich erinnere mich sehr gut an ihn.»

Dreizehntes Kapitel

Zusammenfassung der Zeugenaussagen
     
    K leiner Mann mit dunklem Teint und weibischer Stimme», sagte Monsieur Bouc.
    Die drei Schaffner und Hildegard Schmidt waren inzwischen entlassen worden.
    «Ich verstehe das nicht – ich verstehe das alles überhaupt nicht! Dieser Feind, von dem Ratchett gesprochen hat – war er demnach doch im Zug? Aber wo ist er jetzt? Wie kann er sich in Luft aufgelöst haben? Mir schwirrt der Kopf. Sagen Sie doch etwas, mein Freund, ich flehe Sie an. Zeigen Sie mir, wie das Unmögliche möglich sein kann!»
    «Das war ein richtig schöner Satz», meinte Poirot. «Das Unmögliche kann nicht geschehen sein, folglich muss das Unmögliche, allem Anschein zum Trotz, eben doch möglich sein.»
    «Dann erklären Sie mir bitte ganz schnell, was sich letzte Nacht in diesem Zug wirklich zugetragen hat.»
    «Ich bin kein Zauberer, mon cher. Ich bin genauso ratlos wie Sie. Der Fall nimmt eine höchst merkwürdige Entwicklung.»
    «Er entwickelt sich gar nicht. Wir treten auf der Stelle.»
    Poirot schüttelte den Kopf.
    «Nein, das stimmt nicht. Wir sind vorangekommen. Wir wissen jetzt gewisse Dinge. Wir haben die Aussagen der Reisenden gehört.»
    «Und was sagen sie uns? Gar nichts.»
    «So würde ich es nicht ausdrücken, mein Freund.»
    «Gut, ich übertreibe vielleicht. Der Amerikaner Hardman und die deutsche Zofe – ja, sie haben uns etwas gesagt, was wir noch nicht wussten. Aber das heißt zugleich, dass sie die ganze Geschichte noch undurchschaubarer gemacht haben, als sie es schon war.»
    «Nein, o nein», wiegelte Poirot ab.
    Monsieur Bouc fuhr ihn an:
    «Dann reden Sie doch! Lassen Sie uns teilhaben an der Weisheit Hercule Poirots.»
    «Habe ich nicht eben erst gesagt, dass ich so ratlos bin wie Sie? Aber wir können uns dem Problem jetzt wenigstens stellen. Wir können Ordnung und Methode in die Fakten bringen, die wir haben.»
    «Sprechen Sie bitte weiter, Monsieur», sagte Dr. Constantine.
    Poirot räusperte sich und strich angelegentlich ein Blatt Löschpapier glatt.
    «Rekapitulieren wir den Fall, wie er sich uns im Moment darstellt. Zunächst sehen wir einige unumstrittene Tatsachen. Dieser Ratchett oder Cassetti wurde letzte Nacht mit zwölf Messerstichen getötet. Das ist Tatsache Nummer eins.»
    «Zugestanden, mon vieux, zugestanden», meinte Monsieur Bouc ironisch.
    Hercule Poirot ließ sich davon keineswegs beeindrucken. Er fuhr gelassen fort.
    «Ich übergehe für den Augenblick einige wunderliche Phänomene, über die Dr. Constantine und ich schon gesprochen haben. Ich werde aber bald darauf zurückkommen. Die nächste Tatsache von Bedeutung ist meines Erachtens der Zeitpunkt der Tat.»
    «Wieder eines der wenigen Dinge, die wir wirklich wissen», sagte Monsieur Bouc. «Die Tat wurde heute Nacht um Viertel nach eins begangen. Darauf deutet alles hin.»
    «Nicht alles. Sie übertreiben. Aber sicherlich gibt es einige Anhaltspunkte, die dafür sprechen.»
    «Freut mich, dass Sie wenigstens das

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