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Mord im Spiegel

Mord im Spiegel

Titel: Mord im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Beziehung.«
    »Sie hat Ihnen etwas erzählt?«
    »Ich glaube nicht, dass ich so weit gehen und mich dazu äußern darf.«
    »Kannte Marina Gregg die Tote? War sie ihr schon einmal begegnet?«
    »Ich glaube nicht, dass sie sie schon seit Urzeiten kannte«, antwortete Gilchrist. »Nein, da liegt das Problem nicht. Wenn Sie mich fragen – es hat nichts mit Heather Badcock zu tun.«
    »Dieses Mittel, Calmo, nimmt Marina Gregg es auch?«, fragte Craddock abrupt.
    »Sie lebt praktisch davon«, antwortete Gilchrist. »Wie alle andern hier. Ella Zielinsky nimmt es, Hailey Preston nimmt es, die halbe Sippschaft nimmt es – im Augenblick ist es groß in Mode. Dabei sind sich diese Mittel alle ziemlich ähnlich. Die Leute bekommen das eine satt und probieren ein neues aus und finden es großartig. Und dass es etwas nützt.«
    »Nützt es denn etwas?«
    »Nun«, sagte Gilchrist »es ist schon ein Unterschied. In gewisser Weise hilft es. Es beruhigt oder macht munter und gibt einem das Gefühl, dass man Dinge schaffen kann, die man sonst nicht geschafft hätte. Ich verschreibe es nur, wenn es unbedingt notwendig ist, aber diese Mittel sind in der richtigen Dosis genommen nicht gefährlich. Sie helfen Leuten, die sich nicht selbst helfen können.«
    »Ich wünschte, ich wüsste, was Sie mir sagen wollen«, meinte Craddock nachdenklich.
    »Ich versuche, herauszufinden, was meine Pflicht ist«, antwortete Gilchrist. »Es gibt zwei Arten von Pflicht – die des Arztes gegenüber dem Patienten, das heißt, was der Patient ihm erzählt hat, ist vertraulich und muss es bleiben. Aber da ist noch das andere – wenn man zum Beispiel um das Wohlergehen des Patienten fürchten muss. Man muss etwas unternehmen, damit dem Patienten nichts passiert.«
    Er brach ab. Craddock sah ihn nur an und wartete.
    »Ja«, fuhr Gilchrist fort, »ich glaube, ich weiß, was ich tun muss. Ich muss Sie bitten, Chefinspektor Craddock, meine Informationen vertraulich zu behandeln. Natürlich nicht gegenüber Ihren Kollegen. Aber im Hinblick auf die übrige Welt vor allem, was die Bewohner dieses Hauses betrifft. Sind Sie einverstanden?«
    »Ich kann mich nicht festlegen«, erwiderte Craddock. »Ich weiß nicht, was sich daraus ergeben wird. Allgemein gesehen, sage ich ja. Ich bin einverstanden, das heißt, ich glaube, dass ich alle Informationen, die Sie mir geben, vertraulich behandeln kann.«
    »Dann hören Sie zu!«, sagte Gilchrist. »Vielleicht hat es auch gar nichts zu bedeuten. Frauen reden viel, wenn sie mit den Nerven so fertig sind wie Marina Gregg. Ich erzähle Ihnen etwas, das sie mir berichtet hat. Vielleicht bedeutet es wirklich nichts.«
    »Was sagte sie?«, fragte Craddock.
    »Nach der Geschichte brach sie völlig zusammen und ließ mich holen. Ich gab ihr ein Beruhigungsmittel. Ich blieb bei ihr, hielt ihr die Hand und beschwichtigte sie. Es würde schon alles wieder in Ordnung kommen. Dann, ehe sie in den Schlaf hinüberglitt, murmelte sie: ›Es hat mir gegolten!‹«
    Craddock starrte Gilchrist erstaunt an. »Das hat sie gesagt? Und später – am nächsten Tag?«
    »Sie hat es nie mehr erwähnt. Ich versuchte einmal, darauf zu sprechen zu kommen, aber sie wich mir aus. Sie meinte, ich müsse mich verhört haben. Außerdem sei sie von dem Mittel benommen gewesen.«
    »Glauben Sie, es war ihr Ernst?«
    »Ich bin überzeugt davon. Aber deshalb muss es noch nicht zutreffen«, fügte Gilchrist warnend hinzu. »Ob der Täter Heather Badcock vergiften wollte oder Marina Gregg, weiß ich nicht. Das können Sie sicherlich viel besser beurteilen. Ich sage nur, dass Marina Gregg überzeugt ist, dass es ihr galt.«
    Craddock schwieg lange. Schließlich sagte er: »Vielen Dank, Doktor Gilchrist. Ich weiß es zu würdigen, dass Sie mich eingeweiht haben, und begreife auch, warum. Falls Marina Greggs Behauptung wahr ist, könnte es bedeuten, dass sie immer noch in Gefahr ist, nicht wahr?«
    »Das ist der springende Punkt«, erwiderte Gilchrist. »Genau darum geht es.«
    »Haben Sie irgendeinen Grund zu glauben, dass diese Vermutung zutrifft?«
    »Nicht den geringsten.«
    »Keine Ahnung, warum sie es glaubt?«
    »Nein.«
    »Vielen Dank.« Craddock erhob sich. »Nur noch eines, Doktor. Wissen Sie, ob sie es auch ihrem Mann gesagt hat?«
    Langsam schüttelte Gilchrist den Kopf. »Nein, ich bin ziemlich sicher, dass sie ihm nichts verraten hat.« Einen kurzen Augenblick trafen sich ihre Blicke. Dann stand auch Gilchrist auf. »Sie brauchen mich nicht mehr?

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