Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord in Babelsberg

Mord in Babelsberg

Titel: Mord in Babelsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
Vom Netzwerk:
ihm ein schlechtes Gewissen gemacht hatte. Dann trank sie zu viel, und er warf ihr vor, ihn zu blamieren. Damit hatte er einen Grund, um sie beim nächsten Mal wieder zu Hause zu lassen.«
    »Augenblick«, unterbrach ihn Leo. »Hatte er Affären?«
    »Darum habe ich mich nicht gekümmert. Wir haben uns aus dem Privatleben des anderen herausgehalten.«
    »Hat er je den Namen Marlen erwähnt? Oder Marlene Dornow?«
    Hahn schüttelte den Kopf. »Sagt mir nichts. Sie ist nicht vom Film, oder?« Dann plötzlich leuchtete sein Gesicht auf. »Dornow? War da nicht etwas  – ich hab’s in der Zeitung gelesen.«
    »Marlene Dornow wurde vor einigen Tagen tot aufgefunden. Ermordet.«
    Hahn fuhr sich mit der Hand über den Kopf. »Viktor hat sie jedenfalls nie erwähnt.«
    Leo nickte. »Wir müssen die Finanzunterlagen Ihrer Firma prüfen, Kapital, Beteiligungen, Umsätze, Korrespondenz. Ich hoffe auf Ihr Entgegenkommen.«
    »Natürlich. Wir haben nichts zu verbergen. Glauben Sie, man hat ihn aus finanziellen Motiven getötet?«
    Auf keinen Fall, dachte Leo bei sich. Das war persönlich, ganz persönlich. An Geld war der Täter nicht interessiert. Dennoch mussten sie in alle Richtungen ermitteln. »Dazu kann ich nichts sagen, Herr Hahn. Ich schicke morgen zwei Beamte vorbei, die sich die Unterlagen anschauen. Bitte halten Sie sich bereit.«
    Hahn nickte. »Ich weiß noch gar nicht, wie es weitergehen soll. Nicht nur wegen der Finanzen. Viktor war unser schöpferischer Kopf, ohne seine Filme, seine Kunst …« Er wirkte tief erschüttert. Dann stand er auf und gab Leo die Hand.
    »Auf Wiedersehen, Herr Kommissar.«
    Am Abend gab es ein erstes Sommergewitter. Leo stand in Hemd und Hosenträgern am offenen Wohnzimmerfenster und rauchte eine Zigarette. Er hatte Weste und Krawatte aufs Bett geworfen, sowie er die Wohnung betreten hatte, und die Ärmel aufgekrempelt. In der Luft lag der besondere Geruch von Staub, auf den warme Regentropfen fielen, und er schloss die Augen und sog ihn tief ein.
    Von der Straße erklang Kinderlachen. Georg war nach dem Abendessen noch einmal nach unten gegangen. An den hellenSommerabenden war es schwer, ihn und Marie zeitig ins Bett zu bekommen; es war, als herrschte an den längsten Tagen des Jahres ein Ausnahmezustand, eine unbekümmerte Gesetzlosigkeit, die das frühe Aufstehen am Morgen und den Schulunterricht unwichtig erscheinen ließ. So war es früher bei ihm auch gewesen, dachte Leo lächelnd.
    Er versuchte, den Gedanken an den Streit mit Robert fortzuschieben. Er hatte seine Arbeit tadellos erledigt. In keinem Augenblick hatten persönliche Gefühle sein Urteilsvermögen getrübt. Und doch … Er drückte die Zigarette mit einer heftigen Bewegung aus. Er hatte gegen die Vorschriften verstoßen, das konnte er nicht abstreiten.
    Leo hörte, wie sich die Tür öffnete, rührte sich aber nicht, als Clara hinter ihn trat und sich an seinen Rücken lehnte.
    »Ich mag Gewitter«, sagte sie leise.
    »Ich auch.« Er zögerte. »Was du heute Morgen gesagt hast …«
    »Ja?«
    »Das war schön. Ich habe zwischendurch immer wieder daran denken müssen.«
    Sie strich sanft über seine Schultern. Ein erster Blitz zuckte über den Himmel. Es wurde Zeit, dass Georg hereinkam; bis zum Gewitter, hatte Leo gesagt.
    Dann sah er auf die Uhr und drehte sich unvermittelt um. »Du hast doch sicher von dem neuen Film gehört, Die Insel des Magiers .«
    »Natürlich, er soll sehr gut sein.«
    »Der Regisseur wurde heute Morgen in seinem Haus ermordet aufgefunden.«
    Sie sah ihn überrascht an. »Viktor König? Und du bearbeitest den Fall?«
    »Wir vermuten, dass es derselbe Täter wie bei Marlene Dornow ist.« Er überlegte kurz. »Weißt du, ob der Film im Hansa-Palast läuft?«
    »Ich glaube schon«, sagte Clara. »Willst du ihn dir ansehen?«
    Leo ergriff ihre Hände. »Sollen wir heute Abend hingehen? Einfach so?« Es war noch ungewohnt für ihn, dass die Kinder inzwischen alt genug waren, um sie ein paar Stunden allein zu lassen.
    Sie nickte. »Ich hole Georg herein.«
    In diesem Augenblick klopfte es an die Wohnungstür. »Manchmal ist er geradezu unheimlich brav«, sagte Clara.
    »Wer weiß, was er hinter unserem Rücken so treibt.« Leo sprach aus eigener Erfahrung. »Ich kann mich gut erinnern, wie wir damals Obst aus dem Garten des Lehrers geklaut und im Nachbarort verkauft haben. Die Tracht Prügel meines Vaters hatte es in sich.«
    Sie warteten, bis sich das Gewitter verzogen hatte, und sagten den

Weitere Kostenlose Bücher