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Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Titel: Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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vorstellen, wie es wäre, mit solchen Befürchtungen leben zu müssen …«
    »Ich glaube nicht, dass sie sich in dieser Hinsicht Sorgen zu machen braucht …«, setzte er an.
    »Thomas! Es geht mir nicht um sie«, begehrte sie auf, »sondern um ihn!«
    Er holte tief Luft. »Machst du dir um mich keine Sorgen … auch nicht manchmal?« Im selben Augenblick wünschte er, er hätte nicht gefragt, aber dafür war es zu spät.
    »Du hattest schon so viele Erfolge, dass ich mit dem einen oder anderen Fehlschlag leben könnte«, sagte sie mit überzeugt klingender Stimme. »Niemand gewinnt jedes Mal, es sei denn, er steckt sich seine Ziele nicht besonders hoch.«
    Einen Augenblick lang übermannte ihn eine so starke Rührung, dass er kein Wort herausbrachte. Wie ein eiserner Ring legte sie sich um seine Brust, und er musste schlucken. Er nahm Charlottes Hand, zog sie zu sich und hielt sie fest. Im nächsten Augenblick hörte er Minnie Maudes Schritte auf dem Gang, und gleich darauf kam sie mit einem großen Stück Käse in die Küche.
    Charlotte nahm es lächelnd entgegen und dankte ihr.
    Pitt stand auf, verabschiedete sich und ging in die Diele, um seinen Mantel anzuziehen.
    Zwar übermittelte Pitt seine Bitte um eine Unterredung auf dem vorgeschriebenen Weg, war aber nicht bereit, sein Anliegen Lakaien oder Sekretären vorzutragen.
    »Als Leiter der Staatsschutz-Abteilung möchte ich den Premierminister von einer Bedrohung in Kenntnis setzen, die sich für unser Land als katastrophal erweisen könnte, wenn wir nichts dagegen unternehmen.« Darüber hinausgehende Einzelheiten gab er nicht preis, sondern fügte lediglich hinzu, dass die Sache eile.
    Er wurde kurz nach Mittag im Amtssitz Lord Salisburys empfangen.
    »Guten Tag, Commander«, sagte der Premierminister erkennbar ungnädig. Er hielt ihm die Hand hin, da sie einander in Pitts neuer Position zum ersten Mal begegneten. »Ist die Sache tatsächlich so ernst, wie Sie es hinstellen?« Sein Ton ließ keinen Zweifel daran, dass sich Pitt auf unangenehme Folgen einstellen musste, falls er sich irrte.
    »Sofern es dazu kommt, auf jeden Fall, Sir«, gab Pitt zurück und nahm Platz in dem Sessel, auf den Lord Salisbury wies. »Ich hoffe aber, dass wir sie verhindern können.«
    »Dann sollten Sie mir sagen, worum es geht, und zwar schnell. Ich habe gleich eine Besprechung mit dem Schatzkanzler.« Der Premierminister setzte sich ihm gegenüber und wartete darauf, dass Pitt zu sprechen begann. Ganz offensichtlich war er alles andere als entspannt.
    Unterwegs hatte Pitt, während er bemüht war, im heftigen Wind seinen Hut festzuhalten, beschlossen, nichts über die Wahrscheinlichkeit des Attentats zu sagen, solange er nicht danach gefragt wurde, sondern lediglich darüber, dass eines geplant war. Er dachte nicht im Traum daran, eine ausweichende Antwort zu geben oder sich gar im Voraus zu rechtfertigen.
    »Bestimmte Kräfte wollen Herzog Alois von Habsburg ermorden, Sir, einen Großneffen des Kaisers Franz Joseph, der am 19. März hier in London erwartet wird, wo er einen der Enkel Ihrer Majestät besuchen will. Alles deutet darauf hin, dass vorgesehen ist, zwischen Dover und London ein Eisenbahnunglück herbeizuführen, bei dem er umkommen soll.« Weiter sagte er nichts. Der betroffene Gesichtsausdruck des Premierministers zeigte ihm, dass Tregarron, der Staatssekretär im Außenministerium, seine Warnungen nicht weitergegeben hatte.
    »Ein mit Absicht herbeigeführtes Eisenbahnunglück? Großer Gott!« Das lange, bleiche Gesicht des Premierministers wurde noch um eine Schattierung bleicher. »Ich nehme an, dass Sie sich Ihrer Sache ganz sicher sind?« Er zwinkerte, als traue er seinen Augen weniger als seinen Ohren.
    Pitt wählte seine Worte sorgfältig. Schließlich hing nicht nur die Reaktion des Premierministers davon ab, sondern auch dessen künftige Einschätzung von Pitts Urteilsvermögen.
    »Ich bin sicher, dass ein solches Attentat geplant ist, Sir, doch ist mir noch nicht bekannt, wer dahintersteckt, und auch nicht, wo es stattfinden soll. Das Einzige, was ich mit Sicherheit weiß, ist, dass uns als Anarchisten und Gewalttäter bekannte Leute den Reiseweg des Herzogs von Wien nach London ausgespäht haben. Meiner Einschätzung nach können wir es uns auf keinen Fall leisten, die Sache auf die leichte Schulter zu nehmen.«
    »Das würde wohl kein vernünftiger Mensch tun«, sagte Lord Salisbury. Er war sichtlich verärgert, weil ihn niemand auf die Situation

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